Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
kostbar verziert. Ihre Freude war unbestritten echt, und doch war sie nicht mehr die, die ich retten wollte.
»Wer ist der Mann, Fürstin?«, fragte einer der Soldaten, die den Wagen eskortiert hatten.
»Jemand, der uns ungemein nützlich sein wird«, antwortete Celan an Leandras Stelle. Er beugte sich in den Wagen, um sich dann wieder mir zuzuwenden. Jetzt hielt er einen seltsam schimmernden Reif in der Hand. Einen Halsreif, wie ich ihn schon einmal gesehen hatte. An Artins Hals. Leandra trug den gleichen Reif.
Wenn mein Verstand von dem Sturz nicht noch so benommen gewesen wäre, hätte es vielleicht eine Möglichkeit gegeben, mich loszureißen, irgendetwas zu unternehmen. So aber spürte ich bloß feste Hände, die mich auf Celans Zeichen hin ergriffen, hörte den leisen Protestruf Leandras, aber es war zu spät. Kalt und glühend heiß zugleich legte sich der Reif um meinen Hals, um in meinem Nacken hörbar einzurasten.
Ich schaute Celan direkt in die Augen. »Dafür werde ich Euch büßen lassen«, stieß ich hervor.
Er legte den Kopf zur Seite. »Oh«, meinte er kalt lächelnd. »Erlaubt mir, dass ich daran zweifle.« Dann streckte er die Hand aus und berührte den schwarzen Kristall, der in den Reif eingearbeitet war.
34. Auf der anderen Seite
»Wie lautet dein Name?«, hörte ich die ferne Stimme. Wer sprach da? Ich versuchte etwas zu erkennen, aber es gab nichts zu sehen. Ich schwebte in einem milchigen Licht ohne Konturen und Formen.
»Wie lautet dein Name?«, fragte die Stimme erneut. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich hierher geraten war, aber es gelang mir nicht.
»Sag mir deinen Namen!«, forderte die Stimme.
»Ich weiß ihn nicht!«, rief ich erzürnt. »Wie soll ich etwas sagen, das ich doch nicht weiß!«
»Dein Name ist Roderic von Kelar. So nennst du dich.«
Roderic von Kelar. Ein ungeheures Gefühl der Erleichterung erfüllte mich, ich wusste wieder, wer ich war, jetzt gab es etwas, an dem ich mich festhalten konnte. Roderic von Kelar, das war ich! Selten hatte ich eine solche Dankbarkeit empfunden wie jetzt, als ich meinen Namen erfuhr.
»Kannst du dich an etwas erinnern?«, fragte die Stimme.
»An meinen Namen. Ich heiße Roderic von Kelar.«
»Gut. Kannst du dich an etwas anderes erinnern?«
»Nein. An meinen Namen, sonst nichts.« Ich spürte, wie Panik aufstieg. Es musste doch mehr zu mir gehören als nur mein Name!
»Das liegt daran, dass es eine mächtige Magie war, die auf dir lag. Damit du deinen Auftrag hast erfüllen können, war es nötig, dein Gedächtnis zu täuschen. Keine Sorge, es wird alles wiederkommen. Aber zuerst sage ich dir, wer du noch bist: ein Kriegsfürst, der im Namen des Kaisers gegen die Verlorenen gezogen ist. Du warst im Auftrag des Kaisers in den Drei Reichen unterwegs, deine Aufgabe war es, so viel wie möglich über die herauszufinden, die an unserem Herrscher zweifeln.«
»Ich erinnere mich nicht«, klagte ich. »Wie kann das sein?«
»Ich werde dir helfen. Erinnere dich daran, als du Leandra das erste Mal gesehen hast. Kommt es wieder?«
Ja … es war in einem Gasthof … in einem Gasthof nahe einem hohen Berg, voller Schnee und Eis.
»Wir … wir waren in einem Gasthof eingeschneit.«
»Sehr gut. Du siehst, es kommt wieder. Merkst du, dass ich es gut mit dir meine?« Ich hörte das Lächeln in der Stimme des anderen und war erleichtert. Er meinte es gut mit mir.
»Jetzt merk dir etwas Wichtiges: Dein Gedächtnis wird dir vorgaukeln, du wärst ein Gegner des Kaisers gewesen, doch das ist nur Trug, eine Folge der Magie, es war das, was wir unsere Gegner glauben lassen wollten. Verstehst du? In Wahrheit bist du ein loyaler Diener des Kaisers, einer seiner Kriegsfürsten, und du hast einen Eid geschworen, ihm zu dienen, im Leben und über den Tod hinaus. Erinnerst du dich?«
Ich war verzweifelt, denn die Erinnerung wollte nicht kommen.
»Ganz ruhig, mein Freund. Es war in einem Thronsaal, nicht wahr?«
Ja, ein Thronsaal. Ich erinnerte mich an einen Thronsaal, mit einem hohen Thron und einem großen Schwert an der Wand dahinter.
»Der Mann, der auf dem Thron saß, das war der Kaiser. Du hast seine Statue gesehen, so sieht er aus, erinnere dich!«
Ich erinnerte mich! Ich sah den göttlichen Kaiser auf dem Thron, und ich kniete vor ihm und der Bahre mit dem Mädchen. Ich schwor ihr … nein, ich …
»Er sitzt dort auf dem Thron, er lächelt zu dir herab, du kniest vor ihm und legst deinen Eid ab. Siehst du es? Genau so war
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