Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
es.«
»Richtig!«, stieß ich erleichtert aus. »Ich erinnere mich!« Ich war voller Freude darüber, mich endlich wieder erinnern zu können.
»Siehst du, ich bin dein Freund, ich helfe dir, dich zu erinnern«, hörte ich die Stimme meines Freundes. »Du hast lange Jahre im Dienst deines Herrn gestanden, auf Schlachtfeldern gekämpft …« Während er sprach, kam die Erinnerung wieder, an Krieg und Tod, an Schlachten, Blut und Leid. Ich dachte an die Kämpfe … so viele Kämpfe, so viele Schlachten.
»Und immer hast du deinem Herrn die Treue gehalten, all die Jahre lang. Er ist stolz auf dich. Deshalb hat er dich auch dazu auserkoren, einen gefährlichen Auftrag anzunehmen, dich einzuschleichen in die Reihen unserer Feinde, einer der ihren zu werden … bis zu dem Tag, an dem dich die Macht seiner Gnade in unsere Reihen zurückführt. Verstehst du? Dieser Tag ist gekommen, es ist Zeit für dich, dich so an dein Leben zu erinnern, dass es Sinn ergibt, dass du verstehst, dass du all das getan hast, nur um unsere Gegner zu täuschen. Erinnere dich, und erinnere dich so, dass du verstehst, wie geschickt der Plan des Kaisers war. Erinnere dich daran, wie es war, als Agent in den Reihen des Feindes Vertrauen zu erwerben … Alles, was du getan hast, diente nur dem Zweck, dass uns offenbart wird, was der Feind weiß, denkt und plant. Verstehst du? Du verstehst, nicht wahr? Ich bin dein wahrer Freund, und unser göttlicher Kaiser ist dein Herr.«
Ja. Ich verstand. Endlich.
»So … und nun erwache!«
Jetzt wich dieses milchige Licht von mir, und ich fand mich in einem hohen Gemach wieder, in einem Stuhl sitzend, und vor mir stand lächelnd Fürst Celan, der mir die Hand darbot.
»Willkommen zurück, Havald«, verkündete er mit einem Lächeln. »Endlich hast du es ausgestanden! Endlich weißt du wieder, wer du bist!«
»Den Göttern sei Dank dafür!«, entfuhr es mir, und Fürst Celan, mein Freund, mein Retter, sah unglücklich drein.
»Es sind die falschen Götter, Havald«, erklärte er mir bedrückt. »Es sind die alten, die verlorenen Götter, solche, die nicht an die Göttlichkeit unseres Herrn glauben. Du hast an sie glauben müssen, sonst hätte man dich entdeckt, aber jetzt erinnere dich daran, dass es einen wahren Gott gibt, und er ist unser Kaiser und Herr. Danke dem Kaiser, dass du dich erinnern kannst, endlich wieder frei bist, und sprich nie wieder von den verlorenen Göttern!«
»Ja«, sagte ich mit Inbrunst. »Ich danke dem Kaiser für meine Rettung!«
»Siehst du«, meinte Celan und schien dabei erleichtert. »So schwer war das doch gar nicht. Willkommen zurück.« Er lehnte sich zurück. »Willst du etwas trinken? Ein Glas Wein vielleicht? Es gibt viel zu bereden …«
»So etwas wurde noch nie versucht«, meinte Celan voller Stolz am nächsten Morgen. Wir befanden uns in Leandras Quartier. Im zweithöchsten Stock der Festung gelegen, besaß es einen Balkon, der auch als Wehrgang dienen konnte, die Zinnen boten eine gute Aussicht.
»Morgen früh wird die Flotte aufbrechen und zwei volle Legionen unserer tapferen Männer werden an der Küste von Aldane anlanden.« Er wandte sich mir zu. »Es ist Euer Verdienst, Freund, dass wir das wagen können, denn wir wissen nun, dass die Küste nicht verteidigt wird.«
Es war wirklich erhebend, die gewaltige Flotte im Hafen liegen zu sehen und zu wissen, dass ein jedes dieser Schiffe bereit war, für unseren göttlichen Kaiser zu segeln. So etwas hatte die Welt wahrlich noch nicht gesehen, und auch ich verspürte übermäßigen Stolz, daran teilhaben zu dürfen.
Den größten Teil des Morgens hatte ich über das berichtet, was ich auf meiner gefährlichen Mission herausgefunden hatte. Vieles davon war dem Fürsten und Leandra unbekannt gewesen, manches schien Celan maßlos zu verärgern, anderes beruhigte ihn dann wieder. Mich selbst bedrückte es ungemein, von denen zu berichten, die ich erschlagen hatte. Doch er sagte mir auch, dass ich mir keine Vorwürfe machen sollte, es wäre ja meine Aufgabe gewesen, für den Feind zu arbeiten; das wäre ein Risiko gewesen, das der göttliche Kaiser sorgfältig bedacht hatte. Ganz besonders hatte es Celan interessiert, wie ich auf die Insel gekommen war und wo wir unser Versteck gefunden hatten.
»Ich sagte doch, ich habe geträumt, dass er im alten Turm war«, hatte Leandra dazu gemeint und mich strahlend angesehen. »Bedenke, wenn du dich nicht versteckt hättest, hätten wir dich viel früher gefunden!«
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