Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
war gut genug, um die Tür zum Gang damit zu verkeilen. Abgeschlossen hatte ich sie auch.
Dort, wo die beiden Kerkermeister gesessen hatten, fand sich ein großer Krug mit Wasser und eine Schüssel, gerade genug, um mich notdürftig vom Blut der Toten zu säubern. Pirat und Elf versorgten sich mit Rüstungsteilen der Toten. Auf einige Entfernung sahen wir nun aus wie ein Fürst mit seinen zwei Wachen. Bei näherem Hinsehen aber würde die Tarnung sofort auffliegen. Zumindest, wenn es hell genug dazu war und es überhaupt jemanden gab, der uns sah.
In dem Gang, der zu den Katakomben führte, war es stockdunkel. Der Soldat, der mir unfreiwillig Seelenreißer gebracht hatte, hatte eine Laterne besessen. An zwei Seiten war ihr Glas zu Bruch gegangen, und viel war von der Kerze nicht mehr übrig. Wir nahmen die zwei Fackeln von der Wand des Gangs im Zellentrakt, mehr als das hatten wir nicht zur Verfügung.
»Ich weiß nicht«, meinte Marcus zweifelnd, als er seine Fackel hob, um die steile Treppe zu beleuchten, die vor uns weiter in die Tiefe führte. »Sollten wir nicht versuchen, aus der Festung zu entkommen? Ich hatte Gelegenheit, diese Katakomben etwas zu erforschen, als ich Oberkapitän wurde. Sie sind ein Labyrinth, in dem man sich leicht verirren kann. Hier entlangzugehen, bringt uns der Freiheit nicht sonderlich näher.«
»Ich weiß, was ich tue«, sagte ich, woraufhin Artin schnaubte und mich mit einem skeptischen Blick bedachte. Ich ignorierte ihn. »Aber Ihr könnt es gern in die andere Richtung versuchen. Es liegen nur die Festung und ein paar Tausend Soldaten Thalaks zwischen Euch und der Freiheit.«
»Ihr seid so ernüchternd«, meinte Marcus. »Könntet Ihr nicht etwas aufbauender sein?«
»Marcus«, sagte Artin in kühlem Tonfall. »Sei still.«
In einem behielt der Pirat allerdings recht: Die Gänge hier unten waren verwirrend angelegt, es half auch nichts, dass sie oft unvermittelt in großen Kammern endeten. Hier lag nur allerlei Gerümpel herum, seit Jahrhunderten verrottet. Das Einzige, was wir an Nützlichem fanden, waren eine weitere Laterne und vier Kerzenstummel.
Wieder hatte uns eine Tür nur zu einem leeren Kellerraum geführt, und mit einem Seufzer drehte ich mich um und legte die Hand an die Wand.
»Was sucht Ihr, Roderic?«, fragte Artin.
»Den Weg zum Vulkan«, erklärte ich. »Auch wenn wir uns dauernd verlaufen, wir kommen ihm näher, denn es wird wärmer.«
»Ihr wollt dorthin?«, fragte Marcus überrascht.
»Ja, denn dort gibt es einen Ausgang.« Serafine hatte mir davon erzählt, vielleicht fanden wir ihn ja. Aber mein Ziel war das Tor über dem Wolfstempel. Es würde uns zwar wieder nach Gasalabad zurückbringen und nicht nach Aldar, aber das war immer noch besser, als hier zu verrecken.
Irgendwo hier unten befand sich auch der Priester mit Leandra. Auch ihr Ziel war der Wolfstempel. Das hatte zumindest der Gelehrte in der Bibliothek gesagt.
Jedes Mal, wenn ich daran dachte, wie Celan mich mit diesem Halsreif getäuscht hatte und mich hatte glauben lassen, ich würde dem Nekromantenkaiser dienen, packte mich die kalte Wut. Aber wenn ich mir vor Augen hielt, dass Leandra noch immer davon überzeugt war – und wie kurz sie davorgestanden hatte, von den Göttern verflucht zu werden –, loderte diese Wut wie eine heiße Esse.
Wir fanden Tür, Gang und eine Brücke zum Tempel im Vulkan zusammen mit dem Priester und Leandra. Wie ich später erfuhr, war die Tür nur von jemandem mit magischem Talent zu öffnen, deshalb hatte der Priester Leandra mitgenommen.
Wir sahen den roten Schein schon aus der Ferne, eilten darauf zu und fanden uns in einem Gang wieder, der an einer schweren Tür aus einem matt schimmernden Metall endete; Wärme schlug mir entgegen. Dort an der Tür stand Leandra und lutschte an ihrem Finger, als hätte sie sich irgendwie gestochen. Sie sah mich nicht, doch der Priester wirbelte herum und hob kampfbereit seinen Stab.
»Uh, oh«, meinte Marcus und zog sich hastig hinter die nächste Ecke zurück. »Das ist nicht gut!«
Erst jetzt bemerkte mich Leandra. »Havald!«, rief sie erfreut. »Gut, dass du da bist! Du wirst nicht ahnen, was wir hier gefunden haben!« Dann bemerkte sie Seelenreißer in meiner Hand, und ihre Augen weiteten sich.
»Was hast du vor?«, rief sie, doch ich beachtete sie nicht, meine Aufmerksamkeit galt dem Priester. Er schien wenig überrascht, mich hier zu sehen, zog die Augenbrauen auf eine Art hoch, die mich an jemand anders
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