Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
nur noch einem. »Wo ist das Tor?«
»Kannst du es dir nicht denken?«, fragte Leandra. Sie hob die Hand und zeigte nach oben. Ich folgte mit dem Blick, und es war so, wie ich befürchtet hatte.
»Doch«, erklärte ich mit einem Seufzer. »Ich hatte nur etwas anderes gehofft.« Es war die obere der beiden Plattformen, auf die sie deutete.
Dann fiel mir etwas ein, und ich fluchte laut.
Sie sah mich fragend an. »Was ist? Macht dir der Weg zu schaffen? Er wirkt schmaler, als er ist.«
»Das finde ich sehr beruhigend«, meinte Marcus spitz, aber niemand schenkte ihm Beachtung.
»Fürst Celan hat mir die Torsteine abgenommen«, erklärte ich. »Wir können nur hoffen, dass dort oben noch andere Steine ausgelegt sind.«
Leandra lächelte erleichtert. »Er hat sie dir abgenommen, das ist wahr. Aber ich wusste, wo er sie aufbewahrt. Der Priester fragte mich danach, und dann holte er sich die Steine.« Sie griff unter ihr Wams und hielt den Beutel hoch. »Hier sind sie, ich habe sie eben dem Priester abgenommen.«
»Gut«, sagte ich erleichtert. »Dann sind es nur noch wenige Schritte bis zu unserer Freiheit.« Auf diesem schmalen Steg zu balancieren war jedoch etwas, dem ich mit gemischten Gefühlen entgegensah.
»Was ist mit Zokora, Serafine und Angus?«, fragte Leandra. »Sie müssen sich auch noch hier befinden. Und Celan hat sie nicht gefangen genommen, sonst hätte er damit geprahlt.«
»Sie müssen ihren eigenen Weg von der Insel finden«, teilte ich ihr mit. »Wichtig ist zuerst, dass du in Sicherheit bist. Es wird ihnen gelingen, da habe ich keinen Zweifel, sie sind erfinderisch. Zokora hatte sich sogar einen tollkühnen Plan ausgedacht, der …«
Ich stockte, drehte mich langsam um und schaute auf den toten Priester herab, der nicht weit von mir lag. »Bei allen Göttern, sie hat recht, ich bin ein Idiot!«
»Havald?«, fragte Leandra überrascht. »Hast du etwas vergessen?«
»Ja«, gab ich zerknirscht zu. »Der Priester da … Das war sie ! Sie hat ihren Plan umgesetzt und dich aus …«
Leandra war verwirrt, aber ich winkte ab und sah zu dem düster glühenden Wolfstempel hoch. »Es ist jetzt nicht mehr wichtig. Verschwenden wir keine weitere Zeit, wir müssen gehen!«
»Bist du denn schon imstande dazu?«, fragte sie besorgt.
»Natürlich«, gab ich zurück und tat beherzt den ersten Schritt, um es im nächsten Moment zu bereuen.
Das Fehlen eines Geländers war plötzlich meine geringste Sorge. Solange wir in der Tür gestanden hatten, war aus dem Gang kühle Luft von hinten in den Krater geströmt, aber als ich nun auf dem Stahlband stand, zeigte sich der Unterschied mit Macht.
Die Luft selbst war so heiß, dass, wenn ich noch Haare gehabt hätte, sie mir versengt worden wären, und der erste Atemzug erwies sich sogleich als nächster Fehler: Er ließ mich mit brennenden Lungen und atemlos keuchend in den Gang zurücktaumeln.
Dieser eine leichtfertige Schritt nach vorn hätte mich fast das Leben gekostet, denn selbst Soltar hätte nichts tun können, wenn ich hier in die Lava gefallen wäre. Es waren Artin und Leandra, die mich beherzt zurückzogen, als ich strauchelte. Marcus stand nur da und fluchte, er hatte sich an der Wand die Hand verbrannt.
»Ich glaube«, keuchte ich, als ich mich schweratmend zurückzog, »das erweist sich als unerwartetes Problem.«
»Dann beeilt Euch mit der Lösung«, meinte der Pirat und rieb sich die Hand. »Denn der Luftzug ist eben stärker geworden. Um was wollt Ihr wetten, dass jemand die Tür zu den Katakomben geöffnet hat? Was meint Ihr, wird Fürst Celan erbaut darüber sein, dass Ihr hier seinen Priester erschlagen habt?«
»Fast bin ich geneigt, ihm entgegenzutreten«, sagte ich. Es fehlte nicht viel dazu, allein die Erinnerung an die zerwühlten Laken und daran, was er sich von Leandra gestohlen hatte, als sie nicht wusste, wer sie war, war schon genug, um meine Wut heißer als die Lava anzufachen, die hier im Krater brodelte.
Vielleicht war es sogar der einzige Weg, denn auf diesem heißen Steg gab es kein Überleben, da half auch Seelenreißer mir nicht. Gegen Celan und seine Soldaten hingegen würde es anders sein.
»Auch er wird Zeit benötigen, um bis hierher zu gelangen«, meinte Leandra.
»Es ist heißer als in einem Ofen. Es mag möglich sein, die Luft anzuhalten und dorthin zu rennen«, ich zeigte mit einer zitternden Hand auf die Plattform des Tempels, »aber wenn es da keinen Schutz vor dieser Hitze gibt, werden wir lebend
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