Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Steinen.
Mit letzter Kraft krabbelte ich auf allen vieren die Böschung hinauf, bis die Wasserlinie mir fern genug erschien. Kraftlos blieb ich dort liegen. Ein besonders spitzer Stein bohrte sich mir in die schmerzenden Rippen, ich zog ihn mit klammen Fingern aus der Erde und warf ihn zur Seite, dann schlief ich ein.
11. Die Feuerinseln
Als ich erwachte, zeigten sich die ersten Spuren der Morgenröte auf Soltars Tuch, doch diesmal war die Nacht nicht klar; schwere Wolken trieben von Norden heran, die ersten Wolken, die ich seit Langem gesehen hatte. Gegen Abend könnte es sogar Regen geben. Auf dem Rücken waren meine Kleider getrocknet, nur auf dem Bauch waren sie noch feucht und klamm.
Mühsam erhob ich mich erst auf alle viere, dann, auf einen Stein gestützt, gelang es mir, mich unter dem Protest von Sehnen und Muskeln aufzurichten.
Ich fühlte mich am ganzen Körper geschunden, und eine ungewohnte Schwere befiel meine Knochen, Durst plagte mich, und mein Magen grollte, als ob er Steine essen wollte. Davon hätte es auch reichlich gegeben, allerdings sonst nichts.
Ich sah dorthin, wo ich gelegen hatte, und schüttelte den Kopf. Das steinige Bett bewies nur wieder, dass ein Mensch überall schlafen konnte, wenn er nur müde genug war.
Dann hob ich meinen Blick und fand mehr Steine, harte, kantige und brüchige schwarze Steine, nur hier und da ein Grasbüschel dazwischen. Nicht weit entfernt tobte noch immer die Brandung an dem schwarzen Basalt. Die Delphine hatten mich gerettet, doch das sichere Land war so trostlos und karg, eine Wüste aus schwarzen Steinen, dass es einem jede Hoffnung nehmen konnte.
Ich ging los, versuchte nicht an Wasser zu denken oder an Sieglindes besten Braten, kämpfte mich die Böschung empor und sah den Grund für diesen allgegenwärtigen schwarzen Stein: Im Hintergrund ragte ein geborstener Kegel empor, ein Vulkan, aus dessen Schlot noch immer Rauch aufstieg. Eine schwarze Zunge hatte sich von dort aus ihren Weg zum Wasser gesucht, an ihrem Fuß hatte ich mich wiedergefunden, aber links und rechts von ihr grünte es, waren Bäume zu sehen, und zu meiner Rechten ragten nicht weit entfernt die Reste eines Turms empor, der auf einer schroffen Klippe stand.
Zumindest war dieses unwirtliche Land früher bewohnt gewesen. Der Turm war mein Ziel, es gab keine andere Möglichkeit, vielleicht konnte ich von dort aus einen Fluss oder Bachlauf finden und erkennen, wohin es mich verschlagen hatte.
Doch dazu brauchte ich den alten Turm nicht zu erreichen, denn auf halber Strecke war ich hoch genug, um mehr zu sehen. Auf der Kante eines halb abgerutschten Wegs öffnete sich eine große Bucht vor mir, und ich blieb stehen und starrte hinab.
Fünf Vulkane reckten sich hier aus dem Meer empor und folgten fast genau einem Dreiviertelrund, das eine tiefe Bucht einschloss. Zwei dieser Vulkane waren hoch genug, dass sie eine Krone aus Schnee trugen, über zwei anderen stieg Rauch auf. An dieser Stelle schmiedeten die Götter die Welt wohl noch.
Ich erkannte diese Inseln, denn ich hatte ihr Abbild auf dem Papyrus oft genug gesehen: die Feuerinseln, einst Stützpunkt der kaiserlichen Marine, nun Hauptquartier eben jener Piraten, die uns verfolgt hatten.
In Wahrheit waren sie aber nur eine einzige Insel, bestehend aus diesen fünf Vulkanmassiven, die miteinander durch mehr oder weniger breite Landbrücken verbunden waren.
Ich hatte mich gefragt, warum in aller Götter Namen das Reich die Piraten nicht aus dem alten Stützpunkt vertrieb. Nach allem, was ich wusste, waren sie eine rechte Plage für den Seehandel.
Erst jetzt verstand ich. Die Fahrrinne, die vom offenen Meer in diese Bucht führte, war eng und gewunden, flankiert von schwarzen Zähnen aus Stein, an denen die Brandung tobte. Und überall dort, wo eine Passage möglich gewesen wäre, hatte man stabile Befestigungen in den Stein geschlagen. Kühne Brücken aus Stein verbanden sie untereinander, und dort oben auf diesen Plattformen lauerten Ballisten auf den, der wahnsinnig genug war, diesen Waffengang zu wagen.
Kein Schiff, und sei es noch so mächtig, war imstande, sich durch diese Fahrrinne zu kämpfen. So hoch waren manche dieser steinernen Zähne, dass die Ballisten auf den Befestigungen steil nach unten geneigt waren. Ein Bolzen würde nicht die stabile Bordwand treffen, sondern das schwache Deck und mit einem Schuss vielleicht den gesamten Rumpf durchbohren. Umgekehrt war es kaum möglich, so hoch zu schießen.
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