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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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hielt mich noch am Mast fest, da schob sich schon eines dieser treuen Tiere unter meine Hand, ich bekam die Rückenflosse zu fassen, und es schnatterte, als ob es mich beglückwünschen wollte, dass ich endlich verstanden hatte.
    Ich ließ den Mast los und hielt mich mit beiden Händen an der Flosse fest.
    Ich hatte schon einiges erlebt, aber noch nie etwas, was dem hier glich. Als sie mich durch die Wasser zogen, offenbarte sich die ganze Majestät dieser Tiere. Ich spürte die Muskeln unter der glatten Haut, die machtvollen Schläge der Schwanzflosse, manchmal so schnell, dass ich nicht im Wasser, sondern auf ihm zu liegen schien. Wären meine Stiefel nicht mit Leder verschnürt gewesen, spätestens jetzt hätte ich sie verloren.
    Sie waren klug, diese Delphine, denn sie wechselten sich ab, einer zog mich, während die anderen drei uns Gesellschaft leisteten, ihr fröhliches Geschnatter ein Schild gegen die Verzweiflung, eine Botschaft der Hoffnung.
    Kein Wunder, dass sie als heilig galten.
    In dem Geschnatter schien Sinn zu liegen, auch wenn er sich mir nicht erschloss; es waren nicht die tumben Laute von dummen Tieren, es waren Botschaften mit Verstand, vielleicht versuchten sie mir zu erklären, was sie taten.
    Sehen konnte ich es nicht, mehr als Wellen gab es auch nicht zu betrachten, aber ich spürte doch, dass es keine ziellose Reise war, eher glich sie dem geraden Flug eines Pfeils. Sie wussten, wohin sie mich bringen wollten, und sie hatten es, so schien es mir, durchaus auch eilig damit.
    Es dauerte nicht lange, bis meine Kräfte erlahmten, doch sie gaben nicht auf. Als ich mich nicht mehr halten konnte, tauchten sie unter mich und hoben mich an, sodass ich atmen konnte, sie drehten mich im Wasser, legten mich zurecht, dann bohrte sich eine dieser langen Schnauzen in mein Gewand, fand einen Halt in meiner Kapuze, die drei anderen schnatterten zufrieden, und ich glitt rücklings über die Wellen, so schnell, dass ich nicht sinken konnte.
    Immer wieder schlug das Wasser über mir zusammen, doch meist nur für einen Moment … Ich lernte den Tieren zu vertrauen, geriet nicht mehr in Panik, wenn es geschah, sondern wartete geduldig, bis ich wieder auftauchte, und fand bald einen Rhythmus darin.
    Ich fühlte mich seltsam frei. Ich brauchte mir keine Sorgen mehr zu machen, keinen Gedanken daran zu verschwenden, ob Leandras Mission eine Aussicht auf Erfolg besaß, ob ich imstande wäre, sie zu beschützen. Nicht zu grübeln, ob Serafine recht hatte und meine Seele die von Jerbil Konai war … Zokora hatte recht. Mir war diese Last zu viel gewesen, ich hatte sie nicht tragen wollen.
    Jetzt war mir die Entscheidung genommen. Ich war frei.
    Solche und ähnliche Gedanken begleiteten mich, als die klugen Tiere mich durchs Wasser zogen und die Sonne langsam wieder im Meer versank. Dann, kurz nachdem die Nacht gekommen war, spürte ich es selbst: Es gab eine Strömung, die anders war als zuvor, ein donnerndes Tosen war zu hören und kam näher und näher, die Wellen hoben und senkten sich anders, mit mehr Macht als zuvor. Bevor ich verstand, was geschah, griffen auch die drei anderen Tiere mit ihren Zähnen nach meinen Gewändern und zogen mit aller Macht. Es fühlte sich an, als manövrierten sie mich schneller durchs Wasser, als die Lanze jemals hätte segeln können!
    Eine Welle hob sich unter uns, noch schneller schlugen die Flossen, dann war es, als ob sie mich davonschleudern würden … Die Woge riss mich mit, und ich schien zu fallen, Panik bemächtigte sich meiner, als die treuen Tiere mich verließen, dann sah ich durch die Gischt die groben Steine, über denen sich die Welle brach, sah mich schon zerschmettert an diesen harten Felsen liegen, doch das geschah nicht, die Felsen verschwanden unter mir in der Wand der Welle, sie brach … und schleuderte mich hinauf aufs Land, das mich mit harter Wucht begrüßte.
    Einen langen Moment lag ich dort wie tot, dann rollte ich mich mit schmerzenden Gliedern zur Seite und spie hustend Wasser aus. Ich hob meinen Kopf und sah in der Dunkelheit die Gischt der Brandung hinter mir, kein freundlicher Strand, nein, sondern ein zerklüftetes Gehege steinerner Zähne, die mich hätten zermalmen sollen … Doch ich lag auf dem steinigen Land dahinter. Nur ab und an spülte eine Welle über meine Stiefel.
    In der Ferne meinte ich über das Tosen hinweg ein letztes Mal das freundliche Geschnatter zu hören, dann war ich allein mit Felsen, tosender Brandung und einem Strand aus

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