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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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in etwa hundert Schritt Entfernung zu einem Tor in der Mauer, die den Seehafen auf der Landseite schützte. Bislang hatte ich keinen Strand gefunden, an dem ein Schiff hätte anlanden können, aber das war den Architekten des Alten Reichs wohl nicht Schutz genug gewesen.
    Ich hatte gehört, dass die Reichsstadt sehr wohl noch eine Flotte besaß, und ich mochte wetten, dass ihre Admiräle jedes Mal mit den Zähnen knirschten, wenn sie wieder ein Schiff an die Piraten verloren. Ich verstand die Schwierigkeit nun zur Gänze. Auch mir fiel kein Weg ein, wie diese Festung erobert werden konnte.
    Hier nun zeigte sich, dass es mehr als nur Piraten auf der Insel gab. Der eine Bursche mit dem brokatverzierten Hemd und dem Entermesser an der Seite trug um den Kopf ein rotes Tuch und war ganz eindeutig ein Pirat. Der andere, ein ausgemergelter alter Mann, aber eher nicht. Er lag auf dem Boden, der Pirat trat ihn mit Füßen und beschimpfte ihn wüst. Neben den beiden flatterten zwei dürre Hühner verzweifelt über den Boden; sie waren an den Füßen zusammengebunden.
    Wenn ich es richtig verstand, hatte der alte Mann sich den Unwillen des Piraten zugezogen, weil er wagte, sich darüber zu beschweren, dass der Seeräuber ihm die zwei Hühner abgenommen hatte, die er in der Stadt hatte verkaufen wollen.
    Es ging mich nichts an. Der alte Mann hatte nichts mit mir zu tun, und wenn der Pirat ihn hier zu Tode trat, war es nicht meine Schuld. Es wäre dumm von mir, gleich Aufmerksamkeit zu erregen, geradezu töricht, mich hier mit einem Piraten anzulegen. Mit jedem Tritt, jedem schwächer werdenden Stöhnen des alten Mannes, der ganz gewiss in seiner Jugend selbst ein mörderischer Räuber der Meere gewesen war und jetzt nur von seinem Schicksal ereilt wurde, legte ich mir mehr Gründe zurecht, nicht einzugreifen, bis ich mich letztlich aus meinem Versteck erhob und frech vortrat, während ich mir das rote Tuch zurechtrückte, das ich mir hastig um den Kopf geschlungen hatte.
    »Gib dem Kerl noch einen Tritt von mir«, empfahl ich dem Piraten. »Die Hühner hat er mir versprochen, und das hat er nun davon, dass er versucht, sie in der Stadt zu verkaufen!«
    Pirat und alter Mann sahen mich beide verständnislos an.
    »Dat sin’ deine Henner?«, brabbelte der Pirat überrascht.
    O Götter, dachte ich entnervt, dafür habt ihr uns die Sprache gegeben?
    »Un’ ob. Abba mach den Alten mir net kaputt, sonst krieg ich gar keine Henner mehr von ihm«, brabbelte nun ich. »Nemm du ein Vieh, ich dat andere, un’ gut is … aber ich brauch’ den alten Kerl noch.«
    Ich war größer als der Pirat, breiter, besaß ein längeres Schwert und sah gefährlich aus. Ich trug zudem ein rotes Kopftuch wie er selbst. Der Pirat sah unsicher von mir zu dem alten Mann und wieder zurück zu mir.
    »Nimm schon dat Henner und lass den Kerl mir!«, riet ich ihm, vielleicht übertrieb ich es dabei. Vom Tor aus kamen zwei weitere Gesellen herbei – beide trugen ebenfalls rote Tücher auf dem Kopf – und sahen neugierig zu uns herüber. Einer von ihnen, der jüngere, war überraschend gut gekleidet und glattrasiert, der andere ein Berg von einem Mann, mit dem Gesicht und den Narben eines Preiskämpfers.
    Der alte Mann sah mich mit weiten Augen an. »Ich hab den Kerl nie nich’ gesehen!«, rief er. »Er lügt!«, fügte er noch hinzu und wies mit einer zitternden Hand auf mich. »Ich schwöre es!«
    »Halt’s Maul!«, gab der Pirat zurück und trat ihm gegen den Schädel, es knackte laut, der Kopf fiel schlaff zur Seite. Vorwurfsvoll sah der alte Mann mich an, während sein Blick erstarrte. Eine feuchte Stelle breitete sich zwischen seinen Beinen aus, der Pirat und ich schauten beide hin.
    So viel zu Vernunft und guten Absichten.
    »Behalt die Henner«, schlug ich nun vor, während die zwei anderen immer näher kamen. »Jetzt isses eh egal.« Ich machte Anstalten, an ihm vorbei zum Tor zu gehen, doch jetzt war sein Misstrauen geweckt.
    »Wart!«, rief er. »Ich kenn dich nich’!«
    »Ich dich auch nich’«, gab ich Antwort. »Kennst du jeden?«
    Er überlegte kurz. »Ja«, sagte er dann. »Zu welchem Kahn gehörste denn?«
    »Na, wer ist denn heut eingelaufen?«, fragte ich zurück.
    »Die Blaue Kuh vom Blutigen Marcus«, teilte er mir mit.
    »Siehste«, sagte ich und ging weiter, während er da stand und grübelte.
    »Ey«, rief er. »Bleib stehen!« Ich hörte das schabende Geräusch, als er sein Entermesser zog. »Ich bin nich’ fertig mit dir!«
    Die

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