Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
oben schießen kann, der Rahmen lässt nur einen bestimmten Winkel zu.«
Elgata schaute zum Flaggschiff und traf eine Entscheidung. »Sobald es gänzlich dunkel ist, ändern wir den Kurs.« Ihr Blick lag nun auf mir. »Seid Ihr sicher, dass sich das feindliche Schiff hinter uns befindet und uns folgt?«
»Der Wyvern flog so gerade wie ein Pfeil«, antwortete ich.
»Gut«, meinte sie. Sie trat an den kleinen Kartentisch vor dem Ruder und klappte den Deckel auf. »Wir müssten uns hier befinden«, sagte sie und legte einen Finger auf einen Punkt der Karte. Sie sah fragend zu Mendell, der blickte hinüber zu den fernen Kegeln der Feuerinseln und nickte. »Nach unserer letzten Positionsbestimmung, dem Winkel zur Insel, unserer Geschwindigkeit … ja.«
Sie wandte sich an Amos. »Also müsste sich dieses Schiff hier befinden?«
Der runzelte die Stirn. »Vier Strich weiter östlich, würde ich sagen.«
Sie bewegte ihren Finger leicht. Ich sah auf die Karte hinab und versuchte zu verstehen, was die anderen dort sahen. Für mich war es ein Stück Papier mit Linien darauf. Zu vielen Linien … Ich verstand nicht, was sie bedeuteten. Sie warf einen Blick auf den Magnetstein, der in einem Messinggehäuse am Ruder schwamm, nahm ein dreieckiges Lineal und legte es an der Karte an. »Mendell«, sagte sie, »wir brechen nach Backbord aus, zwölf Grad Süd-Süd-Ost.« Sie spreizte die ersten beiden Finger und drehte ihre Hand, um die Entfernung zu markieren. »Für eine Kerze. Dann schlagen wir einen Haken. Ich will hinter dieses Schiff gelangen. Wenn wir es binden können, geben wir vielleicht Esen eine kleine Chance, der Falle zu entkommen.«
Mendell nickte knapp. »Er wird uns dennoch einen Vorwurf daraus machen, dass wir seinem Befehl nicht gefolgt sind.«
»Dazu muss er erst mal überleben!«, sagte sie hart. »Wir versuchen es doch nur, um ihm eine Chance zu geben. Wenn er das nicht einsieht, ist er wirklich dumm.«
»Wenn er uns anklagen will, müssen auch wir überleben«, gab Amos zu bedenken. Er kratzte sich am Hinterkopf. »Es ist schon etwas kühn, uns allein mit diesem Schiff anzulegen.«
Sie lächelte. »Habt Ihr wirklich gehofft, Ihr würdet Euren Ruhestand noch erleben?«
Amos lachte. »Den Gedanken habe ich schon aufgegeben, als ich das erste Mal an Bord ging.«
»Ihr seid schon immer klug gewesen, Amos.« Sie grinste und wurde sofort wieder ernst. »Korporal, bereitet das Drachenfeuer vor. Devon soll Euch helfen, es anzumischen, er hat eine ruhige Hand. Ich will dieses schwarze Schiff brennen sehen.«
»Drachenfeuer anmischen? Bei diesem Seegang?«, fragte Amos zweifelnd.
»Ihr habt recht«, entgegnete Elgata mit einem strahlenden Lächeln. »Ihr solltet darauf achten, dass nicht wir es sind, die brennen.«
»Aye, Ser!«, rief Amos und salutierte, bevor er davoneilte.
Elgata klappte den Kartentisch wieder zu und schaute zu mir hoch. »Es tut mir leid, General.« Was ihr leidtat, sagte sie nicht, aber ich konnte es mir denken.
Als die Nacht endgültig hereinbrach, stand ich auf dem Achterkastell und sah zu, wie die Welt von Dunkelheit verschluckt wurde. Die dunklen Wolken über uns nahmen den Monden und Sternen jedes Licht, das schlechte Wetter tat ein Übriges dazu. Nur ab und zu sah ich in der Ferne die Laternen des Flaggschiffs aufblinken, so schwach, dass es auch eine Täuschung hätte sein können.
»Ihr könntet dem Lanzenkapitän befehlen, von ihrem Plan abzulassen«, sagte Mendell leise, als er neben mich trat.
»Ratet Ihr mir das?«, fragte ich, und er schüttelte entschieden den Kopf.
»Nein. Ich stehe voll und ganz hinter ihr. Ich wollte eher fragen, warum Ihr den Befehl nicht gebt. Ihr seid keine Seeschlange, General, das ist nicht Euer Kampf. Warum befehlt Ihr uns nicht, Euch nach Askir zu bringen?«
Der Wind trug Gischt zu uns, ich wischte mir das Salzwasser aus dem Gesicht, ohne es richtig zu bemerken. Es war schon erstaunlich, wie schnell man sich an manches gewöhnen konnte. Ich hatte schon vergessen, wie es sich anfühlte, trocken zu sein. Überraschend war nur, dass mein Magen keine Probleme mit der rauen See hatte. Sie schien ihn eher zu beruhigen.
»Diese drei schwarzen Schiffe haben einen Grund, hier zu sein«, sagte ich. »Sie werden uns schaden, wenn sie nicht aufgehalten werden.« Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist schon alles.«
»Elgatas Plan ist kühn«, meinte er. »Die Aussichten auf ein erfolgreiches Gelingen sind eher gering.«
»Wenn man nichts versucht,
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