Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
»Für einen Kampf unter Segeln ist sie nicht wendig genug, deshalb braucht sie Schutz durch die Schwertschiffe.« Er prüfte die mannslangen Bolzen, die an der Seite aufgeschichtet waren, und beugte sich vor, um an einer stählernen Spitze zu rütteln. Sie saß fest und sicher. Er richtete sich auf und schaute nach vorn, wo die Samara nur langsam größer wurde. Die Abenddämmerung setzte allmählich ein, das Wetter und das Licht machten es schwer, die Piraten in der Ferne auszumachen.
»Ich bin der Ansicht, dass Ihr recht habt«, sagte er. »Zumindest das Schwertschiff hätte schon einen größeren Abstand erreichen müssen. Man könnte vermuten, dass sie die kleineren Schiffe nicht wehrlos zurücklassen wollen, aber es sind Piraten, solche Gedanken sind ihnen fremd. Es ist, wie Ihr sagt: Wir werden angelockt. Ein gutes Stück Seemannskunst, es so präzise auszuführen, aber niemand sagt, dass die Piraten nicht segeln können.«
»Wieso sind die kleineren Schiffe nicht schneller?«
»Ein großes Schiff ist nicht immer langsam. Es kommt darauf an, wie viel Segel es setzen kann und wie es getakelt ist. Die Schwertschiffe und auch die Schwerthändler sind sehr schnelle Schiffe, gerade bei solchem Wind. Dennoch, die Piraten könnten schneller sein. Sie sorgen dafür, dass die Galeasse nachkommt. Auf sie haben sie es abgesehen.« Er schüttelte den Kopf. »Henos ist ein guter Mann. Er muss auch wissen, dass etwas faul ist.«
Ich hatte etwas anderes bemerkt und wies mit dem Finger hoch in den immer dunkler werdenden Himmel.
»Götter!«, rief er, als er den Wyvern über uns hinwegziehen sah. »Was sind denn das für Biester?« Er schaute dem Wesen nach. »Das Biest sieht wie ein kleiner Drache aus! Oder eine fliegende Schlange!«
»Ich habe gehört, dass sie wie Drachen Feuer speien können, aber selbst gesehen habe ich es nicht.«
»Feuer, Holz und Segeltuch passen gar nicht zusammen«, stellte er mit gerunzelter Stirn fest. »Vor allem nicht auf See.« Er beäugte unsere Segel. »Wenigstens sind sie nicht trocken. Trotzdem brennen sie gut genug, wenn man ihnen einen Anreiz dazu gibt.«
Der Wyvern flog weiter in Richtung des Flaggschiffs, er war von achtern gekommen. Dort war weithin kein Land. Er flog einen Bogen und kam dann zurück, führte einen kleinen Schlenker aus, um über uns hinwegzurauschen, und flog dann fort in die gleiche Richtung, aus der er gekommen war. Ich sah ihm nach.
»Ich weiß, was Ihr denkt, General«, sagte Amos. »Ihr vermutet dort eines dieser schwarzen Schiffe.«
»Wenn ich drei Schiffe hätte, würde ich nicht nur mit einem auslaufen«, sagte ich. »Außerdem würde ich dafür sorgen, dass die Falle sich von allen Seiten schließt.«
Doch Amos hörte nicht zu, sondern fluchte leise. Ich folgte seinem Blick zur Samara . In der Dämmerung und mit dem Regen war es immer schwerer geworden, die Schiffe zu erkennen. Doch jetzt hatte die Samara ihre Laternen entzündet, und die beiden anderen Schwertschiffe taten es ihr nach.
Ich nickte Amos zu und eilte zu Elgata. Sie stand an der Reling und schaute durch ihr Sehrohr. Als ich an sie herantrat, setzte sie es ab. »Esen ist ein Idiot«, verkündete sie.
»Dem entnehme ich, dass Ihr nicht vorhabt, die Laternen zu entzünden.«
»Um den Piraten damit den Weg zu uns zu weisen?«, fragte sie mit einem freudlosen Lachen. »Nein.«
»Gut. Aber es gibt ein anderes Problem.« Ich berichtete ihr von der Jagd auf die Lanze und welche Rolle der Wyvern dabei gespielt hatte. Je länger ich sprach, desto mehr verhärtete sich ihr Gesicht.
»Amos hat dieses Biest auch gesehen?«, fragte sie.
»Ich wundere mich, dass es sonst niemand erblickt hat«, gab ich Antwort. »Ich sah Euch oft genug nach oben schauen, um das Wetter einzuschätzen.«
»Im Moment liegt unser Augenmerk auf anderen Dingen, General«, sagte sie mit Blick auf das Flaggschiff. Dann schaute sie nach oben, aber außer den dunklen Wolken und den Möwen gab es dort nichts zu sehen. »Was Ihr mir berichtet, ändert die Lage deutlich. Ihr sagt, dieser Wyvern hat die Piraten direkt zu Eurem Schiff geführt?«
Ich nickte. Sie überlegte kurz und winkte Mendell heran, zugleich gab sie einem der Schwertkadetten den Auftrag, Amos zu ihr zu schicken. Der Korporal berichtete den beiden Offizieren, was er gesehen hatte.
»Was meint Ihr, Amos«, sagte Mendell beinahe lässig, »könnt Ihr das Biest treffen?«
»Ich habe meine Zweifel«, gab Amos zu. »Vor allem weil ich nicht so steil nach
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