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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Vor dem feuerroten Hintergrund zeichneten sich die schlanken Leiber der Angreifer
ab, die zwischen den brennenden Zelten hin und her wuselten.
    Theana und Dubhe versuchten, die allgemeine Verwirrung auszunutzen, und eilten durch den glitschigen Schlamm. Nur noch wenige Lagerbewohner waren am Leben und wehrten sich mit dem Mut der Verzweiflung.
    »Der Wald, nur der Wald kann uns noch retten«, murmelte Dubhe.
    So kämpften sie sich durch die Feuerwand, stürzten, rappelten sich wieder auf, erreichten humpelnd die ersten Bäumen, liefen aber immer weiter, atemlos, längst am Ende ihrer Kräfte. Irgendwann blieb Theana mit dem Fuß an einer Wurzel hängen, strauchelte und riss Dubhe mit sich zu Boden.
    So lagen beide laut keuchend da, während der Regen weiter unaufhörlich auf sie niederprasselte.
    Da, Schritte. Dubhe sprang auf. Nicht den Bruchteil eines Augenblicks dachte sie nach, sondern stürzte sich sofort mit aller Macht, das Schwert vorgereckt, auf den Verfolger. Wie Butter durchdrang die Klinge das Fleisch. Es war ein Jüngling mit blassem Gesicht und langem, glattem Haar, das ihm nass am Gesicht klebte und im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Vor Schmerz und Entsetzen riss er die Augen weit auf. Sie waren violett.
    Ein ersticktes Stöhnen entwich seinem Mund, dann sank er zu Boden, und es war wieder still. Nur noch das heftige Keuchen der beiden Frauen füllte die Dunkelheit.
    »Ob das der einzige Verfolger war?«, fand Theana die Kraft zu fragen.
    »Das hoffe ich«, antwortete Dubhe.
    Mühsam richtete sie sich auf, und so standen sie da und betrachteten den am Boden liegenden Körper.
    »Das ist ein Elf«, murmelte Dubhe. Und jetzt gab es keinen Zweifel mehr.

33
    Das Ende von allem?
    A dhara war lange Flüge auf einem Drachenrücken nicht gewohnt, und bald schon begannen sich ihre Beine zu verkrampfen. Auch das Kreuz schmerzte.
    Sie rasteten immer nur kurz, höchstens fünf Stunden zum Schlafen in der Nacht, und waren auch bei Dunkelheit unterwegs.
    Doch viel mehr noch als der Körper quälten Adhara ihre Gedanken. Amhal … Wo war er? Was tat er? Die Zeit nahm sie nur noch als eine Feindin wahr, die gegen sie arbeitete und alles daransetzte, ihr die einzige Sicherheit zu rauben, die sie im Leben hatte.
    Und dann Amina. Hatte sie die Botschaft erhalten? Hatte sie ihren Vater informiert? Und wenn ja, wie würde Neor vorgehen? Würden sie Amhal aufhalten, ohne ihm etwas anzutun?
    Sie tappte völlig im Dunkeln, und dieser Wust an Unsicherheiten und Zweifeln war wie ein entsetzliches Gefängnis, in dem sie mehr und mehr den Verstand zu verlieren glaubte.
    »Ich muss nach Neu-Enawar hinein«, sagte sie zu dem Drachenritter einen Tag vor ihrer Ankunft. Zwölf Tage waren sie schon unterwegs, eine Ewigkeit. Und es war eine stille Reise. Taq war ein mürrischer, wortkarger Mann, und Adhara war so von ihren Sorgen eingenommen, dass es ihr nicht gelungen war, mit ihm vertraut zu werden. Nur wenige kurze
Gespräche hatten sie geführt, vor allem über die neue politische Lage im Land der Sonne.
    Taq war besser auf dem Laufenden als sie selbst und erzählte ihr, was sich in ihrer Abwesenheit zugetragen hatte: vom Tod Learcos, vom Umzug des Hofes nach Neu-Enawar. An diesem Abend hatte Adhara geweint. Sie hatte Learco zwar nicht gekannt, aber sein Tod bedeutete auch für sie das unwiderrufliche Ende eines Lebensabschnitts. Den Hof, an dem sie gelebt hatte, gab es nicht mehr. Und damit auch keinen Ort, an den sie hätte zurückkehren und wo sie die entsetzlichen Dinge, die sie in den Wochen fernab des Palastes erlebt hatte, hätte vergessen können.
    Ihre Bitte beantwortete Taq abweisend. »Das ist zu viel verlangt«, sagte er. Dann entblößte er einen Arm, der vollkommen schwarz war. »Das ist mein Passierschein. Aber wo ist deiner? Ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn du die Seuche nach Neu-Enawar einschleppst. Bis jetzt ist die Hauptstadt als einzige noch verschont geblieben.«
    »In meinen Adern fließt Nymphenblut«, erklärte Adhara.
    Er lachte verächtlich auf. »Wie willst du mir das beweisen?«
    »Ihr wisst ja selbst, dass ich im Lager bei den Kranken gearbeitet habe. Und habe ich mich etwa angesteckt?«
    Der Ritter betrachtete sie lange. Vielleicht war sie ihm doch nicht völlig gleichgültig, jetzt nach ihrer gemeinsamen Reise, hoffte Adhara.
    »Ich muss an den Hof«, versuchte sie es weiter. »Dort habe ich gedient, bevor ich nach Damilar aufbrach. Ich war die Gesellschafterin der

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