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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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kommen.
    So kletterte sie auf einen Baum. Aus irgendeinem Grund spürte sie, dass dies das Richtige war. Rittlings hockte sie sich auf einen dicken Ast und lehnte sich an den Stamm zurück. Ihre Muskeln taten weh, aber es war ein anderer Schmerz als der, den sie beim Aufwachen verspürt hatte. Jetzt waren ihre Glieder einfach müde.

    Hob sie den Blick, konnte sie durch ein Viereck, das die Äste über ihr bildeten, ein Stück des pechschwarzen Himmels sehen, der mit unzähligen flackernden Lichtpünktchen gesprenkelt war. Die Luft roch gut, feucht und frisch, und einen Moment lang fühlte sie sich fast im Einklang mit sich selbst. Um sie herum waren die Geräusche des Tages neuen Klängen gewichen: einem langgezogenen Heulen in der Ferne, den huschenden Schritten irgendeines Tieres im Unterholz, dem sanften Zirpen von Insekten, an deren Namen sie sich nicht erinnerte. Sie hatte keine Angst. Oder zumindest schreckte sie diese verhaltene, wachsame Lebendigkeit des nächtlichen Waldes nicht. Eher schon die vollkommene Leere in ihrem Kopf, dieses Nichts, dem sie entschlüpft zu sein schien. Sie sah, wie der Mond, riesengroß und weiß strahlend, hinter der Baumreihe aufging, und spürte, wie ein flüchtiger Frieden, eine brüchige Sorglosigkeit ihr Herz erfüllte. Ein größerer Vogel mit gedrungenem Kopf und kurzem spitzem Schnabel durchquerte flügelschlagend die Weite, die sie vom Mond trennte, und stieß dabei ein düsteres Trällern aus. Mit den Augen folgte sie dem Tier, so weit sie konnte. Darüber nachgrübelnd, wie dieser Vogel wohl hieß, schlief sie ein.
     
    Auch an den nächsten Tagen marschierte sie ohne Unterlass, ließ sich dabei leiten vom Lauf der auf- und untergehenden Sonne und den Bedürfnissen ihres Körpers. Als sie zum ersten Mal Hunger verspürte, war es ihr Magen, der sie zu niedrigen Büschen mit roten Beeren führte. Sie steckte sich eine ganze Handvoll davon in den Mund und pflückte noch einige mehr, die sie als Wegzehrung mitnahm. Um die Füße zu schützen, hatte sie diese mit Stoffstreifen umwickelt, die sie von ihrem zerschlissenen, nun sehr viel kürzeren Hemd abgerissen hatte. Aber dieses endlose Wandern schien sie zu keinem Ziel zu führen. Der Wald um sie herum blieb immer gleich, und sie erblickte nicht die kleinste Spur eines ihr ähnlichen Wesens.

    Vielleicht gibt es gar nichts anderes. Vielleicht ist die Welt ein einziger endloser Wald .
    Dann, eines Tages, hörte sie plötzlich Stimmen. Undeutlich, entfernt. In heller Aufregung rannte sie querfeldein durch das kratzige Gestrüpp in die Richtung, aus der die Stimmen kamen.
    Kurz darauf fand sie sich auf einer Lichtung wieder. Da waren sie, gleich vor ihr, jünger als sie selbst.
    Kinder , gab ihr die innere Stimme ein. Ein Mädchen und zwei Jungen, einer davon noch sehr klein. Die Kinder fuhren herum und starrten sie an. Die Zeit schien stillzustehen.
    Sprich sie an. Sag etwas zu ihnen. Lass dir von ihnen helfen .
    Endlich bewegte sie sich ein paar Schritte auf sie zu, öffnete den Mund und streckte die Hände zu ihnen aus. Doch über ihre Lippen kam nur ein wirres Stammeln, das selbst in ihren eigenen Ohren unheimlich, ja irrsinnig klang.
    Der Bann war gebrochen. Das Mädchen schlug die Hände vor den Mund, der kleinere Junge suchte Schutz hinter ihrem Rock, der größere schrie auf. Und schon rannten sie Hals über Kopf in den Wald hinein.
    Die Umherirrende hastete hinter ihnen her. In den langen Tagen ihrer Wanderung hatte sie immer auf solch einen Moment gewartet, darauf gehofft, jemandem zu begegnen, der ihr helfen konnte. Diese Gelegenheit durfte sie jetzt nicht verstreichen lassen.
    Doch den Kindern, kleiner als sie selbst, fiel es leichter, geschwind durch das Dickicht aus Hecken, trockenem Geäst und Farnen zu schlüpften. Bald schon verlor sie die drei aus den Augen und folgte nur noch ihrem Keuchen und ihren raschelnden Schritten, bis auch diese verklangen. Sie war wieder allein.
    Einige Augenblicke verharrte sie und fühlte eine blinde Wut in sich aufsteigen. Sie ballte die Fäuste und hielt die Tränen zurück. Nein, sie durfte nicht stehen bleiben. Und so
setzte sie ihren Weg fort und versuchte zu erahnen, wohin die Kinder gerannt waren.
    Als sie längst schon alle Hoffnung, sie wiederzufinden, hatte fahren lassen, traten plötzlich die Bäume zurück, und eine weite Ebene tat sich vor ihr auf. Zwischen dem saftigen Grün der Wiesen und dem tiefblauen Himmel verlor sich ihr Blick bis zum Horizont. In der Ferne,

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