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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Umstehenden waren dabei, ihn zu lynchen. Sogar ein kleiner Junge mit feurigem Blick hatte einen großen Stein erhoben. An der Uniform erkannte Amhal, dass der Unglückliche einer von Dubhes Agenten war, ein Spion. Der Soldat, der die Kette hielt, wollte etwas sagen, doch Kryss bremste ihn mit einer Handbewegung.
    »Bediene dich der Sprache der Besatzer, damit auch unser neuer Verbündeter hier dich versteht.«
    Der Soldat nickte ergeben und fuhr dann mit recht ausgeprägtem Akzent fort: »Wir haben ihn im Morgengrauen gefasst. Gut getarnt trieb er sich beim Lager herum, um uns auszuspionieren. Er ist einer von ihnen.«
    Mit eisigem Blick betrachtete Kryss den Mann, der vor ihm im Staub lag. »Natürlich gehört er zu diesen Halunken, die uns ausspionieren wollen wie die vielen, die ihm vorausgingen und, wie ich fürchte, noch folgen werden.«
    Er beugte sich über den Mann und berührte dessen Kleidung, mit nur einem Finger, so als sei sie verseucht.
    »Ich erkenne sein elendes Wappen.«

    »Majestät, wir wollten auf Euch warten, damit Ihr entscheidet, was mit ihm geschehen soll. Doch die Menge war zu aufgebracht.«
    Ruckartig richtete Kryss sich auf. »Die Invasoren haben uns unser Land gestohlen, haben uns vertrieben und gezwungen, Salz zu lecken am Rand der Welt, während ihre Kinder sich hier an Milch und Honig labten. Mit ihrem Blut haben sie Erak Maar besudelt, haben es entweiht mit ihren sinnlosen Kriegen. Der gerechte Zorn meines Volkes soll sie treffen!«
    Jubelgeschrei erhob sich aus der Menge.
    Der König trat auf Amhal zu. »Du warst doch einer von ihnen. San hat mir erklärt, wer du bist und woher du kommst«, zischte er.
    Amhal schluckte. Mit einem Mal spürte er die feindseligen Blicke all dieser Leute auf sich und fühlte sich wie ein Fremder in einem fremden Land.
    »Ich war nie so wie die.« »Treuloser! Elende Schlange, wie kannst du uns nur so verraten?«, schrie der Mann am Boden auf, mit der letzten Luft, die seine Lunge noch hergab, doch sein Schrei erstarb in einem schmerzerfüllten Winseln, als ihn ein Stein mitten ins Gesicht traf.
    Kryss lächelte. »Ja, ich weiß, du bist nicht so wie sie.« Einen Moment lang schloss er die Augen. »Schafft ihn zur Arena«, befahl er dann.
    Die Menge johlte begeistert.
    Amhal ließ sich mitziehen von der tobenden Meute, wie betäubt durch deren Raserei, die ihm so vertraut war.
    Die Arena befand sich auf der Lichtung, auf der sie gelandet waren; es handelte sich um eine bestimmt zehn
Ellen tiefe Grube, die von einem hölzernen Geländer eingefasst war. Und darin lagen die beiden Lindwürmer, die sie von oben gesehen hatten. Während sich die Elfenschar darum versammelte, die Kinder ganz vorn, wurde durch einen unterirdischen Gang der fast leblose Gefangene hineingeschleift. Und plötzlich wusste Amhal, was geschehen würde. Er sah, wie der Gefangene sich mit letzten Kräften aufbäumte und zu fliehen versuchte, vernahm sein Brüllen, als ihm das erste Tier die Krallen ins Fleisch schlug. Der Geruch von Blut stieg ihm in die Nase, und er hörte das Geräusch der Knochen, die zerbarsten, von Haut und Fleisch, die zerfetzt wurden, nahm wahr, wie die Schreie des Opfers immer unmenschlicher klangen, und beobachtete, wie die ausgehungerten Bestien keinen Moment von ihm abließen, ihn in Stücke rissen und zerfleischten unter dem Jubel der aufgeputschten Menge.
    Als er den Blick über die Gesichter der Elfen wandern ließ, erkannte er in keinem einzigen auch nur eine Spur von Mitleid. Nur Hass und ein wahnwitziges Entzücken, die auch in den Augen des stumm beobachtenden Herrschers flackerten. Eben jener Mann, der gerade noch ein Kind liebkost hatte und ihm wie ein Erlöser erschienen war, wohnte nun ungerührt diesem Gemetzel bei. Amhal spürte sein Herz beben. Dieses Volk war ihm nahe, es sprach ihre Sprache, die der Zerstörer, eben jene Sprache, von der auch San und er beseelt waren.
    Wenn es jemanden gab, der ihn von seinen Gewissensqualen befreien und in jenes herz- und erbarmungslose Geschöpf verwandeln konnte, das zu werden er sich
sehnte, so war es dieser junge König, dieser so schöne, weitblickende Mann mit dem Herzen aus Eis.
     
    Das Schauspiel war erst zu Ende, als sich der zerfetzte Leib des Gefangenen nicht mehr in Todeszuckungen wand. Nun zerstreute sich die Menge und ließ die Lindwürmer mit ihrer Mahlzeit allein.
    Kryss drehte sich zu Amhal um. »Komm mit.« San machte Anstalten, sich ihnen anzuschließen, doch der König hielt ihn mit

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