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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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hatten mit eigenen Augen die Gräuel und das Leid gesehen, das der Krieg mit sich brachte. Obwohl sie auch selbst gekämpft und getötet hatten, fühlte sich Amhal keineswegs besser. Mit jedem Schwertstreich hatte er gehofft, die letzten Reste von Mitleid abschütteln zu können, das er immer noch für seine Opfer empfand. Aber nein. Im Grunde stand er immer noch am selben Ausgangspunkt wie in seiner Ausbildung zum Drachenritter, als er täglich gegen die Abgründe seines Wesens angekämpft hatte.
    Mit weit ausholenden Flügelschlägen zerteilte Sans Lindwurm die frische Morgenluft. »Wir sind da«, rief der Halbelf, doch Amhal hinter ihm vermochte an diesen
ausgedehnten Wäldern, die sie immer noch überflogen, nichts Besonderes zu erkennen. Was er aber erblickte, war ein eingezäunter, baumloser Bereich auf der Kuppe eines Hügels. In diesem Pferch waren zwei Lindwürmer untergebracht, allerdings nicht schwarz wie der von San, sondern der eine braun, der andere von einem dunklen, bedrohlich wirkenden Violett.
    Im sanften Sinkflug hielten sie darauf zu und wurden, dort angekommen, sogleich von einem auffallend schlanken Wesen empfangen, das blasse Haut, unnatürlich lange Gliedmaßen, leuchtend grüne Haare und violette Augen besaß. Ein Elf. Es war das erste Mal, dass Amhal einen Angehörigen dieser Rasse ohne Tarnung sah. Ein merkwürdiger Eindruck, denn die Proportionen seines mageren, langgezogenen Körpers unterschieden sich extrem von denen eines Menschen, so dass man ihn normalerweise wohl als verwachsen bezeichnet hätte. Aber das wäre unpassend gewesen, denn seine Bewegungen waren von einer geradezu betörenden Eleganz.
    Der ist bestimmt ein hervorragender Krieger , dachte Amhal.
    Der Elf ergriff die Zügel des Lindwurms, blickte die beiden Gäste mit selbstbewusster Miene an und verneigte sich dann. » Arva , Marvash«, murmelte er.
    »Ich freue mich, endlich wieder unter euch zu sein«, antwortete San in einer fremden Sprache. Dann drehte er sich zu seinem Gefährten um. »Das ist Elfisch. Aber keine Sorge, ihr König spricht unsere Sprache. Viele Elfen sprechen sie, vermeiden es aber so weit wie möglich.«
    Für Amhal klang diese Sprache nicht völlig fremd.
Ihm war, als habe er sie bereits einmal in einer weit zurückliegenden Vergangenheit gehört.
    Vom Gehege der Lindwürmer gelangten sie zum Lager der Elfen, das sich vollkommen in die Wälder einfügte. Bei den Unterkünften handelte es sich um Baumhäuser aus Holz und Stroh, die gekonnt ins Geäst gebaut waren, mit fantasievollen Anbauten, die sich noch ein Stück den Stamm hinunterzogen. Sie waren so gut getarnt, dass man sie nur mit Mühe im dichten Laub erkennen konnte. Alle diese Hütten, manche sogar mehrstöckig, waren über ein verworrenes System aus Leitern, Seilen, Rollen und Hängebrücken miteinander verbunden. Und wenn man genauer hinblickte, erkannte man, dass manche als Ausguck eingerichtet waren, auf denen Elfen Wache standen.
    Unterhalb dieses ungewöhnlichen Feldlagers herrschte ein munteres Treiben. Vor allem sah Amhal Soldaten, von denen die meisten mit Lanzen oder zweischneidigen Streitäxten bewaffnet waren, die Oberkörper durch einfache, leichte Brustpanzer geschützt. Aber auch Frauen waren darunter, viele wunderschön, bekleidet mit langen, hauchdünnen Gewändern, die von kunstvoll gearbeiteten Broschen zusammengehalten wurden. Um ihre Schultern hatten sie gegerbte Felle geschlungen, die so weich waren wie feines Gewebe. Ihr Haar war lang und von einem strahlenden Grün, ihre Augen groß und klar, und wie Traumgebilde bewegten sie sich fast schwebend zwischen den Bäumen. Amhal ertappte sich dabei, wie er ihnen nachblickte, hingerissen von dem Bild, wie sie sich sanft in den schmalen Hüften wiegten. Und Kinder hatten sie mitgebracht, viele Kinder, die
fröhlich lärmend herumtollten. Von einem Feldlager hatte das alles wenig. Der Ort lebte, war nicht nur von Not und Entbehrungen erfüllt, sondern auch von Freude, und das sehr viel stärker als so manche Stadt, die Amhal in der Aufgetauchten Welt gesehen hatte. Eine Insel des Friedens in einem Meer der Gewalt , dachte er. Schwer vorstellbar, wie dieses Volk kämpfte und anderen Leid zufügte. Und doch hatten genau diese Leute einen Krieg angefangen und die verheerende Seuche in der Aufgetauchten Welt verbreitet.
    Allerdings wichen die Elfen seinen bewundernden Blicken aus. Wer konnte, ging ihm aus dem Weg, so dass sich fast eine Gasse in der Menge auftat, wenn er sich

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