Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
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So lag sie da und wartete auf den Gnadenstoß. Doch der blieb aus. Stattdessen wurde sie von einem silbernen Mantel eingehüllt, der im Dunkel der Nacht leuchtete. Dann schwanden ihr die Sinne.
12
Ein ungewöhnliches Bündnis
R uckartig richtete Adhara sich auf und legte schützend die linke Hand vor das Gesicht, während ihre rechte zum Schwert fuhr. Vielleicht war es noch nicht zu spät, und sie konnte Amina noch retten.
Doch ihre Hand griff ins Leere, und die Nacht war längst vorüber. Mit ihrem dünnen Arm schaffte sie es kaum, ihre Augen gegen das durchdringende, grelle Licht abzuschirmen. Wo war sie?
Die morgendlichen Sonnenstrahlen zwangen sie, die Lider halb geschlossen zu halten. Als sie aufzustehen versuchte, versagten ihre Muskeln den Dienst. Wie sie feststellte, lag sie, die Ellbogen in trockenes Laub gestützt, auf einem weichen Lager unter einer bis über die Taille hochgezogenen Decke.
Was war nur geschehen? Sie erinnerte sich noch sehr genau an den Angriff auf das Lager, und wie Amhal das Schwert erhoben hatte, um Amina zu erschlagen, so als kenne er sie nicht. Und sie wusste auch noch, wie sie, obwohl sie sich so schlecht fühlte, dazwischengegangen war und zu kämpfen versucht hatte. Aber dieses Erwachen
? Mitten im Wald. Allein. Auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen, schaute sie an sich hinunter. Ihre linke Hand, die diese rätselhafte Krankheit schwarz gefärbt hatte, war verbunden und schmerzte nur leicht.
»Gut, du bist wach …«
Diese Stimme . Ein Schauer durchlief sie, und unwillkürlich wollte sie aufspringen und auf den Mann einschlagen, von dem sie kam. Doch als sie es versuchte, packte eine entsetzliche Übelkeit sie an der Kehle und brachte sie ins Wanken. Er hatte sich nicht sehr verändert, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten: unverkennbar die Augen in diesem verblichenen Blau und dieser wallende Bart. Nur etwas müder sah er aus, abgemagert und verdreckt, so als habe er eine lange Wanderung durch das Grauen dieser wahnsinnig gewordenen Welt hinter sich.
Adrass führte die Hand zu einer Falte seines zerrissenen Gewandes. »Suchst du das hier?«, fragte er, wobei er einen Dolch hervorzog und zwischen zwei Fingern am Heft hochhielt.
Adhara bleckte die Zähne.
»Du müsstest doch mittlerweile wissen, dass nicht ich dein Feind bin, Chandra.«
Chandra. Die Sechste. Dieser Name wie für ein nummeriertes Tier, den ihr Schöpfer sich für sie hatte einfallen lassen.
»Nenn mich nicht so. Ich heiße Adhara.«
Adrass lächelte nachsichtig und reichte ihr dann einen Becher mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. »Ich habe dir etwas Ambrosia besorgt. Wusstest du, dass man hier in der Gegend einen Vater des Waldes findet?«
»Von dir nehme ich gar nichts an. Ich bin zwar unbewaffnet,
aber du solltest am besten wissen, dass auch meine Hände tödlich sein können.« Und sie hätte sie tatsächlich eingesetzt, wäre er so weit gegangen, sich ihr zu nähern. Sie hätte ihn umgebracht und ihm alles heimgezahlt.
Seelenruhig stellte Adrass den Becher vor ihr auf dem Boden ab, setzte sich dann und schlug die Beine übereinander. An der Seite trug er ein altes Schwert. Adhara ging im Geist mögliche Fluchtwege durch, nur für den Fall, dass er noch irgendwelche magische Teufeleien in der Hinterhand hatte, um sie festzuhalten.
»Ich habe dir gestern Abend das Leben gerettet. Ein wenig Dankbarkeit hätte ich da schon verdient.«
Schlagartig ging Adhara auf, dass sie allein war.
»Was hast du mit der Prinzessin gemacht?«, schrie sie.
»Die ist in guten Händen«, antwortete Adrass gelassen.
»Das glaube ich dir nicht.«
»Hast du wirklich solch eine schlechte Meinung von mir? Glaubst du wirklich, ich würde ein kleines Mädchen einfach ihrem Schicksal überlassen? Würde zulassen, dass ein Ungeheuer wie der Marvash sie tötet?«
»Warum nicht? Schließlich hast du auch meinen Leichnam geschändet. Hast ihn ausgegraben und zusammen mit deinen Gleichgesinnten Gott gespielt, um mich zu einer Waffe zu schmieden.« Adhara spürte, dass der Hass sie wie ein warmer Strom durchflutete.
»Beruhige dich«, wies Adrass sie kühl zurecht, »ich kann dir alles erklären.«
Das Gefühl, ihm hilflos ausgeliefert zu sein, machte sie fast wahnsinnig. Sie blickte auf ihren Verband. Zweifellos
war er es gewesen, der sie versorgt hatte. Vielleicht wusste er auch, was mit ihrer Hand geschehen war und wie man sie behandeln konnte. Dies war von ungeheurer Wichtigkeit für sie. Sie hockte
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