Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
gezwungen, Kryss und die immer stärker werdenden Scharen seiner Anhänger sehr ernst zu nehmen.
Die Situation eskalierte, als König Devhir sich eingestehen musste, dass sein Sohn den Frieden im Reich ernsthaft gefährdete. Er klagte ihn des Hochverrats an und ließ ihn einkerkern. Aber darauf hatten Kryss und seine Leute nur gewartet.
Das Heer spaltete sich, und Shyra führte ihre Truppen in einem Bürgerkrieg gegen die Königstreuen. Väter wurden von Söhnen niedergestreckt, ganze Familien in einem Konflikt ausgelöscht, auf den niemand vorbereitet war.
Lhyr ließ die Geschehnisse über sich ergehen. Abgeschottet lebte sie in ihrem Tempel und wartete: dass es vorbei wäre, dass dieser kollektive Wahnsinn sich legte und ihre Schwester aus dem Bürgerkrieg heimkehrte. Und heim kehrte Shyra tatsächlich, aber nicht um über die guten alten Zeiten zu reden.
»Die Priesterschaft muss sich auf seine Seite stellen. Kryss wird von den Göttern erleuchtet, und er tut mehr zum Lobe Shevrars, als ihr Priester es jemals in eurem Leben getan habt. Er ist Shevrar«, sagte sie.
Lhyr erkannte die Schwester kaum wieder. Ihre Augen glänzten, von einem inneren Feuer erhellt, das mehr und mehr einer verheerenden Feuersbrunst glich. Es hatte bereits viel von dem verzehrt, was ihre Schwester einmal ausgemacht hatte, und drohte auch noch den Rest zu verbrennen.
Dennoch war das Band, das sie mit Shyra vereinte, stärker als der Krieg, und so beschloss sie der Schwester wegen: »Gut, wenn es dir so wichtig ist, werde ich mich dafür einsetzen … Ich bin bei dir.«
Wie ein gemeiner Verbrecher wurde König Devhir vor einer großen Menge öffentlich enthauptet.
Nicht weit entfernt saß sein Sohn und zuckte mit keiner Wimper. Shyra war an seiner Seite.
Was folgte, ging so schnell wie im Traum. Die Unterwerfung von Shet, Merhat und Nelor, die Wiedervereinigung aller Elfenreiche. Und schließlich der Aufbruch zum Eroberungsfeldzug in die Aufgetauchte Welt.
Shyra ließ sich mitreißen, von Massaker zu Massaker, scherte sich nicht darum, wie viel Blut vergossen wurde. Alles fand seine Rechtfertigung durch das eine große Ziel, bekam einen Sinn in der Aufbruchsstimmung dieser Zeit, in der sie sich an Körper und Geist so lebendig fühlte wie noch nie zuvor.
Es war kurz vor der Veridonia-Blüte, als Kryss sie zu sich rufen ließ.
Erhobenen Hauptes wie immer traf Shyra bei ihm ein.
Doch je länger der König redete und seine Pläne vor ihr ausbreitete, desto mehr gefror Shyra das Blut in den Adern.
Zahlenmäßig seien die Elfen, so erklärte Kryss, den Bewohnern der Aufgetauchten Welt hoffnungslos unterlegen. Wollten sie den Krieg gewinnen, sei es unverzichtbar, ein ungefähres Gleichgewicht herzustellen.
Deswegen habe er sich überlegt, dass eine Krankheit, durch die ein Großteil der Bewohner von Erak Maar ausgelöscht werde, der beste Weg sei, um dieses Ziel zu erreichen.
Bisher hatte Shyra nicht viel gegen die Pläne ihres Herrschers einzuwenden gehabt. Ganz im Gegenteil bewunderte sie den Pragmatismus des Königs und sein strategisches Geschick. Erst durch das Folgende wurde ihre Treue erschüttert.
»Wir brauchen einen Magier von außerordentlichem Talent, der sein ganzes Leben dieser Aufgabe widmet. Denn Tag und Nacht, ohne je auch nur im Geringsten nachzulassen, wird er dieses Siegel aufrechterhalten müssen.«
»Wir werden nicht ruhen, bis wir jemanden gefunden haben, der zu diesem Opfer bereit ist.«
»Das bezweifle ich nicht. Mehr noch. Ich habe diese Person bereits gefunden. Hast du nicht eine Schwester, die als Priesterin dem Phenor-Kult dient?«
Zuvor hatte Kryss schon ein paar Gefolgsleute ausgesandt, die Lhyr für diese Aufgabe gewinnen sollten.
Doch die anderen Priester im Tempel hatten sie nicht zu ihr vorgelassen.
»Du bist die Einzige, die sie dazu bringen kann.«
Es folgten schlimme Tage. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Shyra sich ganz diesem Mann und seinen Plänen verschrieben, und es gab nichts, das sie ihm nicht geopfert hätte. Ein Wink hätte gereicht, und sie hätte ihr Leben für ihn hingegeben. Doch Lhyrs Leben – das war etwas anderes. Es war das Einzige, das sie dem Elfenkönig nicht geben konnte.
Sie versuchte, sich selbst zu überzeugen, sagte sich, dass Kryss’ Traum jedes Opfer wert war, rief sich in Erinnerung, wie es ihr gegangen war, bevor Kryss in ihr Leben trat. Aber ihre Zweifel konnte das nicht beseitigen.
So suchte sie ihre Schwester auf, um sich mit ihr zu beraten.
»Ich
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