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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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leise. »Verdammter Adrass.«

20
Aminas Heldentat
    A mina war im Großen Land stationiert, als die Nachricht zu ihr drang. Zunächst waren es nur verworrene Gerüchte, doch alle stimmten darin überein, dass etwas Entsetzliches geschehen war.
    Bereits in der Nacht zuvor hatte sie nicht schlafen können. Eine dunkle Vorahnung lastete auf ihr, sie hatte gespürt , dass ihrer Großmutter etwas Schlimmes zugestoßen war.
    An diesem letzten Tag, den sie gemeinsam verbracht hatten, war es ihr so vorgekommen, als entgleite sie ihren Händen, als gehöre sie schon nicht mehr richtig zu ihr.
    Dann erreichte sie die Meldung über die Vorgänge im Land des Windes: die Bevölkerung ausgelöscht, alle vernichtet, die dort gelebt hatten, egal ob Gnom, Nymphe oder Mensch. Nur Elfen gab es dort noch. Und Amina hatte begonnen, sehnsüchtig auf eine Nachricht von ihrer Großmutter zu warten. Sie wusste, dass deren Lager kurz vor der Katastrophe ins Land des Wassers zurückverlegt worden war.

    Dann traf Kalth ein, der sich eigens von Makrat zu ihr bemüht hatte. Da begriff sie, und das Blut gefror ihr in den Adern.
    Der Bruder wollte sie umarmen, doch sie zog sich zurück, die Augen bereits voller Tränen. »Sag es! Ich will, dass du es aussprichst, sonst kann ich es niemals glauben!«, rief sie.
    Sie hatte Kalth noch nie weinen sehen. Er wirkte immer gefasst, kontrolliert, vernünftig. Doch jetzt waren seine Augen ebenfalls feucht.
    »Sie ist tot.«
    Amina schrie vor Schmerz. Sie hatte es geahnt, seit dieser Nacht, als sie ihre Großmutter in ein junges Mädchen, kaum älter als sie selbst, verwandelt gesehen hatte. Sie hatte es gewusst, seit diesem schönen letzten Nachmittag, den sie zusammen verbracht hatten. Sie hatte es gespürt, durch ihre Worte, ihre Gesten.
    Und trotzdem hatte sie nichts dagegen tun können.
    Sie weinte, bis ihr die Augen schmerzten, und schlief dann erschöpft auf ihrem Lager ein, während Kalth neben ihr wachte.
     
    Einige Tage später traf Baol in Neu-Enawar ein. Amina kannte ihn gut. Er war seit langer Zeit ständiger Begleiter ihrer Großmutter gewesen, zunächst als Diener, später als persönlicher Adjutant, ein Mann, dem sie häufig begegnet war, als sie noch alle zusammen in Makrat lebten. Jetzt kam er ihr sehr verändert vor: Er wirkte mitgenommen, blass, abgemagert. Im Ratspalast nahm er an einer geschlossenen Sitzung mit Kalth und den Regenten der anderen Länder teil. Als sie nach vielen
Stunden den Raum verließen, waren ihre Gesichter lang und müde.
    Im Speisesaal gesellte Amina sich zu ihm. Auch er war ein Schattenkämpfer und aß mit ihnen zusammen. Sie setzte sich zu ihm an den Tisch und blickte ihn lange an. Er trug ein Andenken an ihre Großmutter, das die Verbindung zu ihr noch offensichtlicher und schmerzhafter machte. Es war, als sei sie noch bei ihnen und doch fern und unerreichbar.
    Sie wollte bloß mit ihm reden. Reden, um ihrem Schmerz Luft zu machen, reden, damit ihre Großmutter wieder unter ihnen war, und sei es auch nur für eine Stunde. Doch Baol war schweigsam, sagte während des ganzen Essens kaum ein Wort, und löffelte nur lustlos seine Suppe, von der die Hälfte in der Schüssel zurückblieb.
    Als er sich zu seiner Unterkunft begab, folgte sie ihm und stand dann aufgewühlt vor seiner Tür. Verlegen rieb sie sich die Hände. Wieder kamen ihr die Tränen, aber sie wollte nicht weinen, nicht jetzt. Sie rang nach Worten. »Warst du bei ihr, als sie starb?«, fragte sie schließlich.
    »Niemand war bei ihr«, antwortete Baol und schaute weg. »Sie hat sich allein auf den Weg gemacht, mitten in der Nacht, und ist nicht mehr zurückgekommen. Der einzige Hinweis ist ein seltsames Fläschchen, das wir in ihrem Zelt gefunden haben. Es war leer.«
    Aminas Herz setzte einen Schlag aus. Lebhaft sah sie ihre Großmutter vor sich, in dieser Nacht, als sie sie angefleht hatte, nichts mehr von dem Trank zu nehmen.

    Sie ballte die Fäuste, konnte sich aber nicht mehr zurückhalten und begann zu schluchzen.
    Baol legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. Seine Wärme spendete ihr ein wenig Trost.
    »Ich weiß, was in dem Fläschchen war«, sagte Amina, mit dem Kopf an seiner Brust. »Ich weiß es.«
    Ohne Pause erzählte sie von dem Elixier, während sie ein immer stärker werdendes dumpfes Schuldgefühl überkam und ihr die Stimme in der Kehle erstickte.
    Hätte sie doch jemandem von diesem Wahnsinn erzählt, hätte sie doch Baol Bescheid gesagt, wäre alles anders

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