Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
Die Nachricht von Dubhes Tod und ihrem Schicksal war nach außen gedrungen und hatte nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Soldaten, Offiziere und Regenten in tiefe Niedergeschlagenheit gestürzt. Amina nahm diese Stimmung auf, und je intensiver sie diese Atmosphäre erlebte, desto stärker wuchsen ihr Zorn und ihre Trauer.
Und so reifte in ihr der Gedanke an einen Gegenschlag, ein Unterfangen am Rande des Wahnsinns, das sie eines Abends wieder zu Baols Tür führte.
»Ich will den Leichnam meiner Großmutter bergen.«
Noch schlaftrunken saß Baol auf seinem Bett, riss aber die Augen weit auf, als er Aminas Worte hörte. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst die Sache vergessen.«
»Aber Baol, du siehst doch selbst, wie mutlos alle sind. Die Schattenkämpfer haben ihren Kopf verloren. Mein Bruder bemüht sich redlich, doch im Grunde glaubt niemand mehr wirklich an einen Sieg. Mittlerweile sind alle überzeugt, dass Kryss unüberwindbar ist.«
»Das rechtfertigt aber nicht, was du vorhast. Das wäre Wahnsinn«, erwiderte er.
»Aber Kryss ist nicht unbesiegbar. Die von ihm verbreitete Seuche haben wir bereits überwunden, und er selbst ist schließlich auch nur ein Elf, ein sterbliches Wesen. Wenn wir es hinnehmen, dass er den Leib unserer Königin schändet, nährt das nur seinen Mythos und die Furcht, die er unseren Leuten einflößt.«
»Du redest einen Haufen Unsinn.«
»Wir müssen allen zeigen, dass er nicht machen kann, was er will.«
»Nein, Amina«, unterbrach Baol sie wieder. »Unmöglich. So stark bist du nicht. Das wäre reiner Selbstmord.«
»Da hast du Recht. Eben deswegen bin ich auch hier.«
Baol war sprachlos. Stumm betrachtete er sie und erkannte in ihrem Blick eine fast beängstigende Entschlossenheit. »Du bist deiner Großmutter so ähnlich. Du bist ihre wahre Erbin. Du bist das, was von ihr in dieser Welt erhalten ist. Du darfst nicht sterben.«
»Das werde ich auch nicht. Wir sind doch zu zweit, und das Gebiet, das wir durchqueren müssen, ist halb verlassen. Die Elfen sind schon alle beim nächsten Feldzug, und im Land des Windes sind sicher nur wenige Soldaten und Zivilisten zurückgeblieben. Das ist zu schaffen.«
»Ich kann das nicht, Amina … Deiner Großmutter wegen, sie würde es nicht gutheißen.«
»Mag sein. Aber ich habe lange darüber nachgedacht. Seit die Aufgetauchte Welt in dieser großen Gefahr
schwebt, sollten ihre Taten allen zeigen, dass wir uns nicht geschlagen geben dürfen. Vielleicht wäre sie jetzt nicht einverstanden und würde mich zurückhalten wollen. Aber wäre sie an meiner Stelle, würde sie es genauso machen wie ich und allen beweisen wollen, dass sich Kryss nicht alles erlauben kann.«
Baol schüttelte weiter den Kopf. »Das wäre wirklich Wahnsinn.«
Amina war schon fertig angezogen und zum Aufbruch bereit. »Ich werde mich auf alle Fälle auf den Weg machen, ob du nun mitkommst oder nicht. Wenn du tatsächlich Angst hast, dass mir etwas zustoßen könnte, dann musst du mich begleiten, mir helfen, mich beschützen.«
Sie schlüpfte durch die Tür, und einen Moment lang wirkte ihre Gestalt wie die der jungen Dubhe.
Einige Augenblicke verharrte Baol reglos auf seinem Bett, die Hände in den Haaren.
»Warte auf mich!«, rief er dann und sprang auf.
21
Meriph
I ch hatte immer schon eine große Begabung für die Zauberei.«
Meriph hatte die Pfeife zur Seite gelegt. Im Kessel über der Glut blubberte etwas leise vor sich hin.
»Als junger Mann war ich äußerst wissensdurstig, nichts sollte mir verborgen bleiben. Deshalb machte ich mich auf den Weg in die Unerforschten Lande, wo damals noch Sennar lebte. Es war eine abenteuerliche Reise, doch als ich endlich bei Sennar eintraf, konnte ich nicht mal ein Wort mit ihm wechseln. Wahrscheinlich ist die Idee, mich von einem Drachen bewachen zu lassen, damals bei mir entstanden. Sennar hatte ja Oarf, der auf ihn aufpasste.«
Meriph streckte den Arm vor und zeigte ihn Adhara. Sie sah eine große Narbe, die wahrscheinlich von einer Brandwunde stammte.
Dann stand er auf, um nach der Suppe über dem Feuer zu sehen, griff zu einem Holzlöffel und rührte kräftig darin herum, bevor er sich wieder setzte.
»Wen ich aber kennenlernte, waren die Elfen. Getarnt
schlich ich mich in die Stadt Shet an der Küste und hielt mich dort eine Weile auf, um mir ein paar Bücher auszuleihen.« Er deutete auf eine Stelle in dem Regal hinter ihm an der Wand.
»Habt Ihr die alle gestohlen?«
Meriph kratzte sich
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