Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
sie nicht wirklich angreifen, sondern nur zurückdrängen, was ihm auch Schritt für Schritt gelang.
Nach all den Strapazen, die ich auf mich genommen habe, wird es dir nicht gelingen, mich zu vertreiben , machte sich Adhara selbst Mut.
Unter dem verdutzten Blick der Bestie löste sie ganz plötzlich die Barriere auf und stürzte vor. Der Steg, auf dem sie sich bewegte, war zu schmal, als dass der Drache dort seine Klauen hätte aufsetzen können. So schwebte er vor ihr in der Luft und ließ unter sich vielleicht eine Elle Platz. Dort wollte Adhara hindurchhuschen.
Indem sie den Dolch in einem weiten Bogen durch die Luft schwang, täuschte sie einen Angriff an, duckte sich dann so tief wie möglich und rannte los. Doch sie war nicht schnell genug. Mit einer Klaue packte der Drache sie, seine Krallen schlossen sich fest um Adharas Taille.
Sie wurde hochgerissen und heftig hin und her geschleudert. Dann bewegte sich die Bestie rückwärts und begann sie fortzutragen.
Da senkte die Feuerkämpferin die Klinge, stach zu und traf die Klaue gleich unterhalb einer Kralle. Die Bestie brüllte vor Schmerz, ließ aber die Beute nicht los.
Schauen wir mal, wer länger durchhält , dachte Adhara.
Wieder senkte sie den Dolch und stach zu. Dieses Mal streifte sie eine Sehne, die sie nicht durchtrennen
konnte, weil die Klinge zu kurz war, schlitzte aber einen Teil des Gewebes auf. Wie im Krampf zog sich die Kralle zusammen, und der Drache schüttelte brüllend seine Klaue. Dabei brach die Klinge ab und blieb im Fleisch stecken, während sich der Griff der Bestie mit einem Mal lockerte und löste. Adhara stürzte ins Leere. Ihre Fassungslosigkeit war größer noch als die Angst, während die Gluthitze unter ihr immer näher kam. So durfte es nicht enden, nicht jetzt, da sie es am wenigsten erwartet hatte, und auf eine so dumme Weise.
Als ihre Haare der Lava schon so nahe waren, dass sie sich kräuselten, um im nächsten Moment Feuer zu fangen, hörte sie einen schrillen Pfiff. Gleichzeitig packte etwas sie. Wieder lagen die Drachenklauen fest um ihre Taille, und sie wurde hochgerissen.
Ein kurzer Flug, dann erreichte der Drache den Felsabsatz, klammerte sich mit einer Klaue dort fest und setzte sie mit der anderen unsanft ab. Benommen hockte Adhara da und versuchte, zu sich zu kommen, als sie plötzlich eine raue Stimme hörte.
»Liegt dir so viel daran, mich zu stören, dass du dafür dein Leben aufs Spiel setzt?«
Sie blickte hoch und entdeckte vor sich einen kleinen untersetzten Mann mit nacktem, behaartem Oberkörper, dessen ausgeprägte Muskeln von Schweiß glänzten. Um die Taille trug er einen Stoffgürtel, und seine kurzen kräftigen Beine waren von weiten Beinkleidern umhüllt, die in schweren Lederstiefeln steckten. Das markante Gesicht war von Sonne und Hitze gegerbt, die Falten wie eingemeißelt. Er trug einen schneeweißen Bart, der bis zu den Schüsselbeinen
reichte und zu Zöpfen mit kleinen Perlen und anderem Tand daran geflochten war. Auch das Haupthaar war zu einem dicken Zopf zusammengefasst.
Lange sah Adhara ihn von oben bis unten an. Einem Mann von so kuriosem Aussehen war sie noch nie begegnet. An seinen Körpermaßen erkannte sie, dass es ein Gnom war.
»Meriph?«, murmelte sie unsicher.
Der Gnom verzog das Gesicht. »Kommt drauf an. Wer will mich denn sprechen?«
Adhara schluckte. »Adhara. Adrass’ Tochter.«
Mit einem Mal veränderte sich sein Blick. Von Unlust über ungläubiges Staunen bis zu einer Art unterdrücktem Zorn. Er wandte sich ab und bewegte sich auf die Felswand hinter sich zu. »Steh nicht wie angewurzelt da. Wir müssen reden.«
Sein Zuhause war kaum mehr als ein aus dem Fels geschlagenes Loch unter dem Westgrat des Vulkanberges. Unter ihnen lag die Schlucht, die Adhara hinaufgestiegen war, der einzige Weg, über den diese Klause zu erreichen war.
»Wenn ich gewusst hätte, wie ich hier empfangen werde, hätte ich auch meinen Drachen mitgebracht«, sagte die Feuerkämpferin, während sie einen Blick hinunter warf, wo sie tief unten Jamila erkannte, als einen rötlichen Punkt auf dem versengten schwarzen Erdboden.
»Das wäre euch schlecht bekommen. Keo ist sehr eigen, wenn er Artgenossen sieht. Jeder andere Drache ist ein Feind für ihn.«
Adhara blickte sich um. In einer Ecke erkannte sie eine kleine, zu den Körpermaßen des Gnomen passende, mit Stroh ausgelegte Nische. Wahrscheinlich sein Bett. In einer anderen Nische schwelte die ruhige Glut einiger dicker
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