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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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mit blassem Gesicht, hatte sie zu reden begonnen und war dabei immer mehr in Wut geraten, bis ihre Stimme zu einem einzigen Schrei geworden war.
    »Leise, man könnte uns hören«, versuchte Baol sie zu beruhigen.
    »Sollen sie mich doch hören! Denn dieser Beschluss ist für mich nicht hinnehmbar. Eine Schande ist das!«
    »Sei vernünftig, Amina. Das Land des Windes befindet sich ganz in der Hand von Kryss. Was sollen wir denn tun? Uns fehlen Soldaten. Mag die Seuche auch besiegt sein, aber sie hat unsere Reihen doch furchtbar gelichtet. Im Moment versuchen wir, eine neue Verteidigungsstrategie aufzubauen, und da wäre es reiner Wahnsinn, eine Verschwendung von Menschen und Material, auch nur einen einzelnen Trupp Soldaten in feindliches Gebiet zu schicken, um eine Leiche zu bergen.«
    »Sie ist nicht einfach ›eine Leiche‹. Sie ist die Königin des Landes der Sonne, die Frau, die uns in den schwärzesten Stunden der Aufgetauchten Welt Halt und Führung gegeben hat. Und sie ist meine Großmutter!«

    Nun konnte Baol nicht mehr an sich halten: »Ja, glaubst du denn, mir wäre das gleich? Mein halbes Leben habe ich an der Seite dieser Frau zugebracht. Ich habe ihr das Leben gerettet, so wie sie mir, ich habe sie geliebt, von ganzem Herzen! Doch so furchtbar mich dieses Bild auch Tag und Nacht quält, so sehr mich allein schon die Vorstellung ihres geschändeten Leichnams um den Verstand bringt, weiß ich doch, dass dein Bruder Recht hat: Wir können nichts dagegen tun. Es ist grausam, Amina, doch die Aufgetauchte Welt ist ein Reich der Lebenden. Die Toten haben die Bühne verlassen, und was von ihnen übrig ist, hat nichts mehr mit den Menschen zu tun, die sie einmal gewesen sind. Nur in uns leben sie weiter, in dir und mir.« Er legte ihr eine Hand auf die Brust, dort wo die Wurfmesser steckten, doch Amina packte sein Handgelenk und schob es fort.
    »Nein, du irrst dich. Dieser Leichnam ist immer noch meine Großmutter, und sie hat nicht verdient, was man ihr da antut.«
    »Ich wusste, dass du so reagieren würdest. Deine Großmutter hat mir so viel von dir erzählt, dass ich dich ganz gut kenne. Deshalb wollte ich dir nichts von der Sache erzählen. Aber jetzt beschwöre ich dich: Komm zur Vernunft, vergiss sie. Die Aufgetauchte Welt braucht alle Kräfte, auch deine. Es ist noch nicht lange her, da hast du einen Eid geschworen. Dein Leben und deine Gedanken müssen jetzt ganz auf das Land gerichtet sein, dem du treu zu dienen geschworen hast. Deshalb geh in dich und denk darüber nach, was du für die Aufgetauchte Welt tun kannst.«
    Mit Tränen in den Augen blickte Amina ihn an, und
Baol bekam Mitleid mir ihr. Er erinnerte sich, was Dubhe einmal zu ihm gesagt hatte: »Was mich an diesem absurden Krieg so schmerzt, ist, was er aus meinen Enkelkindern gemacht hat. Versteh mich recht, ich bin sehr stolz auf sie und darauf, was sie leisten. Aber genau wie ich wurden sie ihrer Kindheit beraubt. Und ich hatte mir vorgenommen, dass ich so etwas nie mehr zulassen würde, dass ich bei anderen Dingen vielleicht versagen mochte, aber darin nicht. Und nun schau sie dir an: Kalth hat die Regierung des Landes übernommen und Amina schickt sich an, eine Kriegerin zu werden. Noch nicht einmal in dieser Beziehung war ich erfolgreich.«
    »Amina …«, sagte er und wollte sie in den Arm nehmen.
    Doch mit erhobener Hand hielt sie ihn zurück. »Nein. Tut mir leid.«
    Sie wandte sich ab und entfernte sich mit entschlossenen Schritten.
     
    Die folgenden Tage konnte Amina an nichts anderes denken. Das Bild des entehrten Leichnams ihrer Großmutter hatte sich so fest in ihr Gedächtnis eingebrannt, als hätte sie es mit eigenen Augen gesehen. Und es brachte sie schier um den Verstand. Es stimmte nicht, was Baol gesagt hatte, es war nicht nur ihre Leiche. In diesem leblosen Körper steckte etwas von ihr, etwas, das Respekt verdient hatte und das Kryss nicht würdig war, auch nur anzuschauen.
    Langsam verstrichen die Stunden. Die Meldungen von der Front, die im Hauptquartier eintrafen, waren entmutigend, die Kampfmoral der Soldaten lag am Boden.
Die Vorahnung einer neuerlichen Katastrophe war überall spürbar.
    Kryss hatte sich nicht auf seinen Lorbeeren ausgeruht: Nicht einmal drei Tage nach der Zerstörung des Landes des Windes war er bereits wieder am Werk und richtete seine Bemühungen auf das nahe Land der Felsen.
    Seinen Soldaten schien niemand gewachsen, und unaufhaltsam rückten sie vor.
    Es war so, wie Baol gemutmaßt hatte:

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