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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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ist wie jetzt, dann brauchen wir nichts anderes zu tun, als zu ihnen hinüberzurudern.«
    Sturm brummt: » Es ist auch an der Zeit, dass irgendetwas auf dieser vermaledeiten Fahrt einmal leichter vonstattengeht als erwartet.«
    » Der Kapitän und die Besatzung«, überlege ich, » dürfen sie wissen, wer ich bin?«
    » Der Kapitän ja«, erklärt Hector. » Wir werden zuerst einmal mit ihm reden und dann beschließen, wie wir weiter vorgehen.«
    Je näher wir herankommen, desto kleiner macht sich Sturm auf seiner Bank. Auch in mir regen sich Bedenken, aber ich bin vor allem ein bisschen aufgeregt. Zwar habe ich schon viel über Schiffe und die Seefahrt gelesen, aber ich habe noch niemals wirklich einen Fuß an Bord gesetzt.
    Während sich die Entfernung zwischen uns verkleinert, kommen auf dem Schiff vor uns Leute an Deck. Zwei Matrosen hängen furchtlos in den Wanten, ein anderer sieht uns aus dem Mastkorb über dem Großsegel zu. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, so hoch oben zum Spielball von Wind und Wellen zu werden.
    Dann sind wir so nahe, dass der geschwungene Bug neben uns aufragt, und Hector winkt mit beiden Händen. » Ho, Araceli!«
    Der Klang einer Glocke schallt über das Wasser, um der Besatzung zu verkünden, dass das Schiff angerufen wurde, und wir hören viele schnelle Schritte. Noch mehr Köpfe spähen über die Brüstung. Es sind zerlumpte, wettergegerbte Gesellen, mit langen, zum Zopf zusammengebundenen Haaren, Zweiwochenbärten und misstrauischen Augen.
    » Ho, Fischerboot!« Eine Stimme schallt übers Wasser zu uns. » Wir sind knapp an Proviant und haben kaum Waren zum Handeln. Ihr rudert am besten zurück nach Puerto Verde.«
    » Wir wollen mit Kapitän Felix sprechen«, ruft Hector hinauf.
    Einige der Köpfe verschwinden. Die anderen werfen sich wachsame Blicke zu. Wenig später erscheint ein weiterer Mann, edler gekleidet als die übrigen; er trägt über seiner fassbreiten Brust ein sauberes Leinenhemd und eine dicke, schwarze Weste. Das Weiß in seinen Augen bildet einen leuchtenden Kontrast zu seiner sonnenverbrannten Haut. In seinen üppigen Bart sind Perlen gewebt, die das Sonnenlicht einfangen und ein Amethyst- und Aquamarinfunkeln in die Welt hinaussenden. Dicke Sehnen treten an seinem muskulösen Hals hervor. Er legt seine Hände über uns auf die Reling, und ich kann erkennen, dass ihm die beiden letzten Glieder seines rechten kleinen Fingers fehlen.
    Er runzelt grimmig die Stirn, als er uns sieht. » Ich hatte schon gefürchtet, dass du es wärst«, knurrt er mit einer Stimme so schwarz wie die Nacht. Er wendet sich an die Besatzung. » Hievt sie am Achterdeck hoch!«
    Hector grinst wie ein kleiner Junge, als er und Belén unser Boot längsseits bringen. Die Besatzung lässt dicke Hanfseile zu uns herunter. Hector nimmt eines und taucht mit einem eleganten Satz ins Meer, während sein Sprung unser Boot wild schaukeln lässt. Kurz drauf kommt er an der anderen Seite mit dem Tau in der Hand wieder an die Oberfläche.
    Dreimal werden die Taue um unser Boot geschlungen und dann mit komplizierten Knoten festgemacht. Hector gibt das Zeichen, und nach lautem Vorzählen und einem » Hievt hoch!« hebt sich unser Boot aus dem Wasser und schwingt frei in der Luft.
    Als wir halb oben sind, springt Hector aus dem Boot zu den Netzen hinüber, die von der Schiffsreling herunterhängen, und klettert daran hinauf. Belén tut es ihm gleich, und die Seeleute können die etwas leichtere Last nun schneller emporziehen. Als das Boot kurz unter der Reling schwebt, steht Hector schon da und sieht zu mir hinab. Die Hand, die nach meiner fasst, fühlt sich entspannt an, und das überrascht mich. Mit seiner Hilfe ziehe ich mich über die Reling und springe aufs Achterdeck.
    Während er Mara und Sturm hinaufhilft, sehe ich mich um. Die Besatzung ist größtenteils damit beschäftigt, das Fischerboot an Bord zu bringen, und ihre sehnigen Unterarme ziehen mit vortretenden Adern an den verknoteten Tauen. Die anderen betrachten mich mit offenkundigem Interesse. Manche wachsam, andere eher gierig, als sei ich ein leckerer Windbeutel mit Honigglasur. Instinktiv weiche ich zurück, aber da stößt mein Rücken schon an die Reling, und ich stelle fest, dass ich nicht weiter ausweichen kann.
    » Eine Lady!«, flüstert einer laut.
    » Zwei Ladys!«, raunt ein anderer, als Mara über die Reling steigt.
    » Ich sehe hier keine Ladys«, bellt der Kapitän. » Und ihr auch nicht! Geht

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