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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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möglich? Könnte es sein, dass Hector mich ebenso sehr liebt wie ich ihn? Ist es grausam von mir, wenn ich mir das wünsche, obwohl es für unsere Liebe keine Chance gibt? Immerhin, irgendetwas hat ihn in dem Abwasserkanal dazu gebracht, mich zu küssen, in einem Augenblick, an dem wir eigentlich nur an unsere Flucht hätten denken sollen.
    Nach einer viel zu langen Pause sage ich: » Hector ist von Natur aus loyal und hat ein sehr großes Pflichtgefühl. Er würde stets auf dem Posten bleiben, von dem aus er glaubt, seinem Land am besten dienen zu können.« Würde er das wirklich? Wenn ich ihm die Wahl ließe, würde er dann wirklich bei mir bleiben?
    » Ihr kennt ihn gut«, erwidert er.
    » Niemand kennt Hector gut.«
    Felix sagt daraufhin etwas, aber ich höre es nicht, weil plötzlich ein Ruck durch meinen Feuerstein geht. Ich stoße ein Keuchen aus.
    » Euer Majestät?«
    » Ich bin nicht sicher…« Der Stein kribbelt, und dann fühlt es sich an, als ob etwas ganz Leichtes über meinen Bauch streicht, wie Schmetterlingsflügel. » Mein Feuerstein! Er…« Die Schmetterlingsflügel verwandeln sich in etwas Stärkeres, das mich antippt, betastet und dann wie Geisterfinger schmerzlos in meinen Bauch greift, den Feuerstein umschließt und an ihm zieht. » Oh«, hauche ich. » Du meine Güte.«
    » Soll ich Hector holen?«
    » Nein, es ist alles in Ordnung.« Das Gefühl lässt nach, aber ich spüre es noch immer, dieses sanfte Ziehen. Es zieht mich in eine ganz bestimmte Richtung. » Ich glaube, ich habe ihn gefunden. Den Weg.« Ich sehe Felix an. » Ich weiß, wohin ich gehen muss.«
    Er sieht mich skeptisch an, und ich nehme ihm das nicht übel. Es scheint albern. Vielleicht habe ich mir das eingebildet.
    Aber dann schließe ich die Augen und lasse mich von dem Ziehen leiten. Es ist schwach, aber ganz sicher da. Ich neige mich leicht nach rechts und richte meine Zehen genau auf diese Linie aus. Dann hebe ich den Arm und deute zum endlosen Meereshorizont.
    » In diese Richtung.«
    Er schüttelt resigniert den Kopf. » Natürlich ist es in dieser Richtung. Genau gegen den Wind.« Er dreht sich um, legt die Hände an den Mund und ruft der Mannschaft zu: » Alles klar zur Wende, direkt in den Wind!«
    Ich ziehe mich wieder in unsere Kajüte zurück, denn ich weiß, dass es am besten ist, wenn ich nicht im Weg stehe, während der neue Kurs bestimmt wird. Die Araceli ist ein Dschungel aus Tauen und Haken und Hölzern und hin und her schwingenden Klötzen, aber ich bewege mich mit sicherem Instinkt und habe nicht lange gebraucht, um mich an Deck zurechtzufinden. Und überall ist so viel schönes Holz! Es wird immer auf Hochglanz poliert. Noch nie habe ich so viel Holz gesehen, denn in meinem Wüstenland ist es sehr schwer zu beschaffen.
    Mara ist allein und sitzt auf dem riesigen Bett, hat ihr Ledertäschchen geöffnet und vor sich ausgeklappt. Sie sieht auf, als ich hereinkomme.
    » Ich habe es gefunden, Mara. Das zafira. Mein Feuerstein hat es gespürt.«
    » Das ist ja großartig!«, ruft sie und schließt die Tasche wieder. » Ich habe natürlich gemerkt, dass wir den Kurs geändert haben, aber ich wusste nicht, warum.«
    » Es tut mir so leid, dass wir deinen Safran verkaufen mussten«, sage ich mit einem Blick auf die Ledermappe in ihren Händen. » Du hast dir so viel Mühe gegeben, dass er nicht nass wird, sogar unten im Kanal.«
    Sie lacht. » Es war nicht der Safran, um den ich mir Sorgen machte, sondern etwas viel Wertvolleres.«
    » Oh?«
    Hector platzt herein, und wir sehen ihn überrascht an.
    » Felix hat gesagt, Ihr habt ihm einen neuen Kurs angegeben.«
    » Ja! Hector, ich habe den Weg gespürt. Es war wie ein Ruf. Genau wie es in der Blasphemie geschrieben steht.«
    Er atmet tief ein, ob aus Erleichterung oder Sorge, kann ich nicht sagen. » Das ist gut«, erklärt er.
    » Ja, das ist gut«, stimme ich ihm zu. An Mara gewandt sage ich: » Da ist etwas, worüber ich gern mit Hector reden würde…«
    » Dann gehe ich zu Sturm«, erwidert sie. » Das wird ihn furchtbar nerven.« Damit nimmt sie ihr Täschchen, und auf meinen neugierigen Blick hin raunt sie: » Später.«
    Nachdem sie die Tür geschlossen hat, sehe ich meinen Leibwächter an. Keiner von uns macht einen Schritt auf den anderen zu, um den Abstand zwischen uns zu verkleinern.
    Er lehnt sich gegen den Schreibtisch seines Bruders, die Füße überkreuzt. Seine Finger trommeln gegen die abgeschrägte Tischkante. Es ist nur ein winziger Riss

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