Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
ist. Mara, was könntest du bei dir haben, das noch kostbarer wäre als Safran?«
Sie dreht sich zu mir um, und ihre Augen funkeln. » Nur eine Kleinigkeit, die ich für uns mitgebracht habe.«
Ich sehe gespannt zu, wie sie das Täschchen hervorholt und auf dem Bett ausrollt. Dann fasst sie in eines der Fächer und zieht eine kleine Tonfigur heraus. Sie ist ockerfarben und hat die Form einer nackten Frau, vom Kopf bis zu den Knien. Eine üppige, nackte Frau, die ihre Arme über dem Bauch verschränkt, als wollte sie ihn schützen.
Mara zieht den Kopf ab, und der Korken gleitet mit einem leisen Plopp heraus. Dann dreht sie den kleinen Behälter um, und ein paar winzige Körnchen rollen auf ihre Handfläche.
» Frauenschild«, sagt sie. » Ich habe zwei Fläschchen, für jede von uns eins. Die musste ich erst einmal an Ximena vorbeischmuggeln. Ich wusste, dass sie nicht in mein Gewürztäschchen sehen würde.«
Als sie meinen verwirrten Blick sieht, seufzt sie. » Ximena hat dir nie von Frauenschild erzählt, oder?«
» Nein.« Es gibt so vieles, wovon mir Ximena nie erzählt hat.
» Du musst täglich acht bis zehn von diesen kleinen Körnern nehmen. Mehr nicht. Gut kauen und dann hinunterschlucken.« Sie schüttet die Körnchen wieder zurück in die Flasche und verschließt sie, bevor sie mir die Figur in die Hand drückt. » Dann wirst du nicht schwanger.«
Meine Hand schließt sich um das Fläschchen zur Faust. » Oh«, hauche ich.
» Du musst es natürlich nicht nehmen. Aber ich dachte, nun ja, wir gehen jetzt auf diese Reise, und es wurde ja schon viel darüber gesprochen, dass wir uns vielleicht aufteilen würden, und ich wusste ja, dass Hector mit dabei sein würde, und die Blicke, die ihr euch bisweilen zugeworfen habt, hätten den Sand zum Schmelzen bringen können, deswegen… das war jetzt nicht zu anmaßend von mir, oder?«
» Nein. Na ja, also, ich weiß nicht.« Ich starre die Figur an, die in ihrer ganzen Pracht in meiner Hand liegt. Nackt. Schamlos.
Maras Stimme klingt weich, als sie sagt: » Du könntest das erste Mal mit jemandem erleben, dem du vertraust und den du liebst.«
Ich sehe sie erschreckt an. Also weiß sie, was ich fühle. Dann weiß Ximena es mit Sicherheit auch. » Vielleicht will er mich gar nicht«, gebe ich zu bedenken.
» Elisa, er will dich unbedingt.«
Wärme strömt über meinen Hals. » Ich glaube, er bedauert es, dass er mein Leibwächter geblieben ist. Es kann sein, dass er geht, wenn wir das zafira gefunden haben. Nach Hause. Und meine Schwester, Kronprinzessin Alodia, hat Interesse daran bekundet, ihn zu ehelichen. Also, du siehst, es würde nirgendwo hinführen. Wir haben keine Zukunft.«
Sie legt die Tasche beiseite und zieht mich neben sich aufs Bett. » Aber du liebst ihn«, sagt sie, und dass sie das so gelassen ausspricht, als sei es einfach eine Tatsache, wischt meine letzten Hemmungen beiseite.
» Oh Mara, ja, das tue ich. Ich liebe alles an ihm. Ich liebe es, dass ihm Ehre und Pflichterfüllung so wichtig sind. Ich liebe es, dass er sich zwar ungeheuer viel Mühe gibt, seine Gefühle zu verbergen, dass sie aber trotzdem überall an die Oberfläche kommen. Ich liebe es, wie sich sein Haar lockt, wenn es nass wird, sein leicht schiefes Lächeln und wie er riecht. Wenn er lacht, dann spüre ich das in meinen Zehen.« Ich lasse meine Stirn gegen ihre Schulter sinken. » Ich höre mich völlig idiotisch an.«
» Ja«, erwidert sie, und ich höre ein Lächeln in ihrer Stimme. » Das tust du.«
» Er hat mich geküsst. Im Abwasserkanal.«
» Heiliger Gott«, seufzt sie. » Das war ein denkbar schlechter Zeitpunkt.«
» Der schlechteste überhaupt.«
» Und gar nicht typisch für Hector.«
» Gar nicht.«
» Ich glaube wirklich, du solltest anfangen, Frauenschild zu nehmen. Nur für den Fall.«
Ich richte mich auf, atme tief durch und betrachte die Figur in meiner Hand mit abschätzendem Blick. » Ximena wollte ihm das Versprechen abnehmen, dass er sich nicht mit mir einlässt.«
Mara legt den Arm um mich und umarmt mich fest. » Ximena ist eine wunderbare Frau, und sie hat dich sehr lieb, aber sie ist auch ein verdammtes Waschweib, das sich überall einmischen muss.«
Ich ersticke fast an der Überraschung und dem Lachen, das aus mir herausdrängt.
» Du bist es, die diese Entscheidung treffen muss, Elisa. Nicht Ximena. Was willst du?«
» Ich will Hector.« Da. Jetzt habe ich es ausgesprochen.
» Auch, wenn du ihn nur für kurze Zeit haben
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