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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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kannst?«
    » Ich weiß nicht.«
    » Das ist in Ordnung.« Sie rutscht hinter mir aufs Bett und greift wieder nach meinem Haar, um es zu meiner Schlaffrisur zu flechten. Wir schwanken ein wenig hin und her, weil der Wind auffrischt und das Schiff stärker schaukelt. Es ist ein beruhigendes Gefühl, als ob man in einer Wiege läge.
    » Du hast gesagt, du hast zwei mitgenommen«, sage ich. » Für uns beide.«
    Ihre Finger halten in ihrer Bewegung inne. » Ja. Belén und ich… Er sieht so gut aus. Und er ist so geschickt und zupackend. Still und gleichzeitig voller Feuer.« Sie seufzt. » Wir haben uns beide sehr verändert. Er hat jetzt auch seine Narben. Deswegen wird es ihn vielleicht nicht stören, dass ich… selbst nach allem, was zwischen uns geschehen ist, dachte ich… vielleicht…«
    » Nur für den Fall«, sage ich.
    » Nur für den Fall«, wiederholt sie.
    Am Abend entscheide ich mich dafür, keinen Frauenschild zu nehmen. Aber ich wickele die kleine Figur vorsichtig in meine Ersatzbluse ein und verstaue sie in meinem Rucksack. Dann liege ich lange wach und überlege, was wohl närrischer ist: sich auf etwas vorzubereiten, was vielleicht niemals passieren wird, oder sich nicht auf etwas vorzubereiten, was dann doch passieren könnte.

23

    D ie Wellen beginnen mit uns zu spielen. Sie werfen die Araceli hin und her, und ich muss mich gut am Handlauf festhalten, als ich die Treppe zur Passagierkabine hinunterklettere, um Sturm einen Besuch abzustatten.
    Auf mein Klopfen höre ich etwas, das durchaus eine Aufforderung zum Eintreten hätte gewesen sein können, aber sicher bin ich nicht. Ich öffne die Tür trotzdem.
    Der Gestank nach abgestandenem Erbrochenem löst auch in mir spontan Brechreiz aus.
    » Ihr müsstet hier wirklich einmal frische Luft hereinlassen.«
    » Geht weg«, murmelt er. Er liegt in der unteren Koje, lässt eines seiner langen Beine über den Rand baumeln und hat den Unterarm über die Augen gelegt. Vom Deck über unseren Köpfen sind hastige Schritte zu hören. Eine einzelne Fliege zieht träge Kreise um den Eimer, der am Kopfende des Bettes steht.
    » Vielleicht solltet Ihr an Deck kommen. Da könntet Ihr euch zumindest über Bord erbrechen und müsstet nicht in diesen Eimer spucken.«
    Das Schiff neigt sich ruckartig, als es wieder eine Welle nimmt, und Sturm stöhnt.
    » Ich habe das zafira gespürt«, berichte ich. » Wir halten jetzt direkt darauf zu.«
    Nun richtet er sich hastig auf. » Seid Ihr sicher?«
    » Es fühlt sich an, als würde es nach mir rufen…«
    Er übergibt sich in den Eimer, der schon länger nicht mehr geleert worden ist, und ein kleines bisschen spritzt über den Rand. Ich kann gerade noch rechtzeitig meine Füße wegziehen. » Uuh«, sage ich. » Ich könnte jemandem Bescheid sagen, damit er das hier wegmacht.«
    Er wischt sich den Mund mit dem Ärmel ab. » Nein. So halten sich Hector und der Kapitän von dieser Kabine fern. Sie haben im Laderaum geschlafen.«
    Ich weiß nicht, ob ich lachen oder angeekelt sein soll.
    » Ihr werdet auf die Probe gestellt werden«, erklärt er. » Je näher wir kommen, desto schwerer wird es sein.«
    » Darüber wollte ich mit Euch sprechen. Ihr habt Mara gegenüber etwas von einem Torwächter erwähnt.«
    Er nickt. » Ja, das stimmt.«
    Ich seufze, weil er es mir so schwermacht, auch nur das kleinste bisschen Information aus ihm herauszuholen. » Sagt mir alles, was Ihr über diesen Torwächter wisst.«
    Er lehnt sich wieder zurück. » Holt mir etwas Wasser. Dieses ständige Erbrechen macht durstig.«
    » Erst die Informationen, dann das Wasser.«
    Ich nehme ein leichtes Lächeln wahr, bevor er antwortet: » Es handelt sich um eine alte Legende aus Invierne. Der Torwächter wurde unter den Animagi erwählt. Nur die mächtigsten durften sich für diesen Posten melden. Es gab eine Art Wettstreit, und der Gewinner wurde dann ausgesandt, um das zafira zu schützen.«
    Mit gerunzelter Stirn sage ich: » Davon habt Ihr vorher noch nie etwas erwähnt.«
    » Ihr habt nicht gefragt. Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob es ihn wirklich gibt. Aber ich bin überzeugt, dass mein Volk irgendeine Art von Verteidigung rund um seine größte Kraftquelle errichtet haben wird. Wieso sollte man nicht den mächtigsten Animagus der Nation für diese Aufgabe auswählen? Und da das zafira Leben und Kraft bedeutet, könnte es vielleicht dazu führen, dass jemand, der sich ständig in seiner unmittelbaren Nähe aufhält, sehr lange

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