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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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heftig. Matt sage ich: » Bitte erklärt es mir.«
    Er stützt sich mit den Unterarmen auf die Bordwand und lässt den Blick auf dem Wasser ruhen, als erfreue er sich am Anblick einer Geliebten. » Ich sollte das Fürstentum von Ventierra erben«, erklärt er mit erinnerungsferner Stimme. » Aber ich hasste es. Den Prunk, den Mantel der Höflichkeit, hinter dem sich die Häuser bekriegen, und, bei den süßen heiligen Sakramenten, ich hasste vor allem den Papierkram. Als ich siebzehn war, hatten mein Vater und ich eines Tages einen heftigen Streit. Ich weiß nicht mehr, worum es ging, aber ja, Ihr habt recht. Ich lief weg, zu den Häfen. Und ich bot an, als Hilfsmatrose auf einem Handelsschiff anzuheuern, nur gegen Essen und eine Hängematte zum Schlafen.«
    » Und Ihr habt Euch in die See verliebt.«
    » Unter anderem, ja.«
    Mir ist nicht klar, was das mit Hector zu tun hat. » Wieso geht Ihr nicht zurück? Ihr könntet Euer Erbe doch immer noch antreten, oder?«
    » Tja, das geht nicht mehr. Wisst Ihr, ich verliebte mich auch in eine Lady von der Hafenkante und hatte einen Sohn mit ihr.«
    Es dauert einen kleinen Augenblick, bis mir klar wird, dass eine » Lady von der Hafenkante« wohl ein Freudenmädchen ist, und einen weiteren Augenblick, bis ich mich daran erinnere, dass die Besatzung Mara und mich als » Ladys« bezeichnet hat, als wir an Bord kamen.
    » Als mein Vater davon erfuhr«, fährt er fort, ohne die leichte Röte meiner Wangen zu bemerken, » reiste er nach Brisadulce, um mich vor dem zu bewahren, was er für eine entsetzlich schlechte Entscheidung hielt.« Ein breites Lächeln zieht über sein Gesicht. » Und als ich erfuhr, dass sich mein Vater in der Stadt befand, rannte ich mit Araceli zum nächsten Priester und habe sie geheiratet.«
    » Ihr habt das Schiff nach ihr benannt!«
    Er nickt. » Nun ja. Wenn man seiner Frau erklärt, dass man ein paar Monate auf See sein wird und ihr nebenbei noch viel Spaß mit einem schreienden Kleinkind wünscht, dann hilft es, sich mit einer großen Geste zu verabschieden.«
    Ich muss unwillkürlich lachen. » Ihr seid ein weiser Mann.«
    » Komisch, das sage ich meiner Frau auch andauernd!«
    » Was hat all das mit Hector zu tun?«
    Er wird nun wieder ernst. » Als ich Araceli heiratete, verabschiedete sich mein Vater von dem Gedanken, mich zum Conde dressieren zu wollen und wandte sich stattdessen seinem nächstgeborenen Sohn zu, meinem Bruder Ronin.« Schmerz verdunkelt sein Gesicht, so heftig und frisch, dass ich beinahe zurückweiche. Leise fährt er fort: » Ronin starb im Krieg gegen Invierne. An dem Tag, da Ihr die Hexenmeister zurückschlagen konntet. Er war bei Conde Eduardo und verteidigte die Südfront, als ihn ein Pfeil in die Brust traf, der ihn tötete.«
    » Oh.« Hector hat einen Bruder im Krieg verloren. Vor nicht einmal sieben Monaten. Und ich habe nichts davon gemerkt. Wieso hat er es mir nicht erzählt? » Das tut mir so leid«, bringe ich erstickt heraus.
    » Und damit blieb noch Hector«, fährt er fort. » Als Erbe von Ventierra.«
    Ich starre ihn an.
    » Meine Eltern schrieben ihm und flehten ihn an, nach Hause zu kommen. Ich schrieb ihm. Sein König war schließlich tot, und Hector war stets von uns allen der Beste gewesen. Ein Mann, der zum Führen, zum Regieren geboren war. Er antwortete; er schrieb, er würde so bald wie möglich aufbrechen, da er Ventierra so unglaublich vermisste, und er würde seinen Posten als Kommandant der Königlichen Leibgarde und seinen Platz im Quorum aufgeben. Aber dann ist irgendetwas geschehen.«
    Es fühlt sich an, als stünde jemand auf meinen Schultern, und das Gewicht lässt mich ganz steif werden.
    Ich geschah. Ich war es, die dafür sorgte, dass er seine Meinung änderte. Ich erinnere mich noch gut an den Tag. Er kam in meine Amtsräume und legte mir sein Rücktrittsgesuch auf den Tisch. Woraufhin ich ihn bat, es sich noch einmal zu überlegen und mein persönlicher Leibwächter zu werden.
    » Ich hatte keine Ahnung«, flüstere ich. » Überhaupt nicht.« Und vor Kurzem, nach unserem Besuch bei Sturm im Kettenturm, bat er mich erneut um seine Entlassung. Er dachte, er hätte mich im Stich gelassen. Aber vielleicht, ja, vielleicht wollte er auch einfach nur unbedingt wieder nach Hause.
    » Er hat ein Fürstentum für Euch aufgegeben, Majestät. Und die Heimat, die er liebt. Ich habe mich immer gefragt, wieso. Aber jetzt verstehe ich es.«
    Ich will protestieren, aber dann halte ich inne.
    Wäre es

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