Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
Vom Netzwerk:
lebt.«
    Ich starre ihn ungläubig an. » Euer Volk ist schon so lange von dem zafira abgeschnitten. Da müsste er ja viele hundert Jahre alt sein.«
    » Tausende wohl eher.«
    Ich lache. » So alt nun doch wieder nicht. Nachdem Gott die Menschen in diese Welt brachte, dauerte es doch sehr lange, bevor sich einzelne Nationen herausbildeten.«
    Er starrt mich an. » Ihr seid ein sehr dummes Mädchen«, sagt er.
    » Was? Wieso?«
    Wieder geht ein Ruck durchs Schiff, und er hält sich die Hand vor den Mund und würgt. Ich gehe vorsichtig vom Eimer weg, bevor ich meine Frage wiederhole. » Wieso meint Ihr, ich sei…«
    Die Schiffsglocken läuten, erst die beim Krähennest, hell und entfernt, aber dann wird das Läuten lauter, als die anderen Glocken das Signal ebenfalls aufnehmen. Eine Stimme dröhnt durchs Schiff. » Alle Mann an Deck! Alle Mann an Deck!«
    Matrosen rennen an Sturms Tür vorüber. » Ich komme wieder!«, rufe ich dem Invierno zu und laufe ihnen hinterher. Sind wir von einem anderen Schiff angerufen worden? Ist vielleicht schon Land in Sicht? Oder ist jemand über Bord gefallen?
    Als ich an Deck stürme, umfängt mich grelles Tageslicht. Die Besatzung ist mit Aufgaben beschäftigt, die ich kaum verstehe. Zwei Seeleute klettern mit Messern zwischen den Zähnen die Wanten hinauf. Wieso sollten wir uns darauf vorbereiten, die Segel zu kappen?
    » Elisa!« Hector steht unten an der Treppe, die zum Bugschott führt, und winkt mich hastig zu sich heran.
    Ich laufe über das Hauptdeck. Hector packt mich an der Hand und zieht mich die Treppe hinauf. Kapitän Felix ist ebenfalls da und sieht unverwandt nach Südosten. Ich folge seinem Blick.
    Eine blauschwarze Wolkenbank wälzt sich über den Horizont, eine herannahende Dunkelheit am ansonsten völlig wolkenlosen Himmel.
    » Da zieht ein enormer Sturm auf«, sagt Hector. » Vielleicht sogar ein Hurrikan. In ein paar Stunden wissen wir mehr.«
    Die Luft fühlt sich anders an. Aufgeladen. Als ob sie den Atem anhält.
    » Es ist zu früh im Jahr für Hurrikane«, widerspreche ich, aber noch während ich die Worte ausspreche, blitzt es in der Wolkenbank, die daraufhin ein kränkliches Grün annimmt. Bitte, Gott, kein Hurrikan.
    » Um mindestens einen Monat«, stimmt Felix zu, der weiter aufs Meer hinausblickt. Ein Windstoß fährt in das Haar an seinen Schläfen. » Und er käme aus der falschen Richtung. In all den Jahren, die ich schon zur See fahre, habe ich noch nie einen Sturm von Süden nahen sehen. Das ist unnatürlich.«
    Bei seinen Worten wird mir kalt. » Können wir es noch an Land schaffen?«, frage ich und weiß doch schon im gleichen Augenblick, dass wir die ganze Zeit über von der Küste weggesegelt sind. Wir würden nie rechtzeitig wieder dorthin zurückkommen.
    Er schüttelt den Kopf. » Wir sind Tage vom nächsten Hafen entfernt. Die Araceli hat schon einige schwere Stürme überstanden, aber ein Hurrikan würde uns vernichten. Wenn wir lange genug durchhalten können, dann gelingt es uns vielleicht, den Sturm zu reiten, bis er uns auf ein Riff schleudert. Das würde zwar das Schiff zerstören, aber vielleicht könnten einige von uns an Land gelangen.« Er fährt mit der Hand über die Reling, als ob er eine Geliebte liebkost. » Sie war ein gutes Schiff«, sagt er still. » Das beste.«
    Ich kneife die Augen zu, weil ich seine tapfere Schicksalsergebenheit nicht mit ansehen kann. In diesem Augenblick beansprucht das zafira mit einem Ruck meine Aufmerksamkeit, zieht mich nach vorn, als sei ich ein Fisch am Haken. Ganz plötzlich erfasst mich der Drang, vom Bug zu springen und in die Richtung zu schwimmen, in die es mich lockt, direkt hinein in den Sturm, der sich dort zusammenbraut.
    Als ich die Augen wieder öffne, haben sich die Wolken noch höher aufgetürmt und sind schon wieder größer und dunkler als zuvor. Und als der aufkommende Wind meine Kleidung gegen meinen Körper presst und mein Feuerstein die verräterische Kälte auszustrahlen beginnt, komme ich zu dem Schluss, dass Kapitän Felix absolut recht hat. Der aufkommende Sturm ist nicht natürlich.
    An niemand Besonderen gerichtet murmele ich: » Sturm sagte, ich würde auf die Probe gestellt.«
    Hector hebt eine Braue. » Ihr meint, Gott schickt einen Sturm, um Eure Standhaftigkeit zu testen? Inzwischen dürfte er Euch dazu doch wohl viel zu gut kennen.«
    Zwar weiß ich es zu schätzen, dass er seinen Humor auch in dieser Lage nicht verliert, aber ein Lächeln will mir nicht über die

Weitere Kostenlose Bücher