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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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hin, und mit der sanften Nachmittagsbrise schwebt eine Antwort zu mir heran.
    Es fällt mir leicht, Trauer in meiner Stimme mitschwingen zu lassen. » Ich habe so viele geliebte Menschen durch den Krieg mit Invierne verloren. Wie wir alle. Aber wir konnten nur deshalb überleben und um sie trauern, weil unsere Armee tapfer und selbstlos gekämpft hat. Und niemand hat härter gekämpft als die Königliche Leibgarde, die sich den Eindringlingen unter größten Verlusten in den Weg stellte, sodass mir genug Zeit blieb, die Magie des Feuersteins zu wecken.« Ich hoffe, er hört auch das, was ich nicht ausspreche: Jawohl, General, dass wir an jenem Tag den Sieg davontrugen, war mein Verdienst, schon vergessen? » Ich werde nicht zulassen, dass auch nur an einem Einzelnen von ihnen gezweifelt wird oder dass man es am verdienten Respekt fehlen lässt. Ich würde jeden von ihnen bis zum letzten Atemzug verteidigen, wenn es sein muss, so wie sie mich verteidigen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Er starrt mich an, als überlege er noch, ob er nicht doch auf seinem Widerspruch beharren sollte. Aber ich weiß, dass ich das Richtige gesagt habe, denn Hector und die anderen Gardisten stehen nun noch ein wenig höher aufgerichtet da, und Stolz glüht in ihren Augen. Ich hoffe, sie werden in ihren Unterkünften davon erzählen und dort die sichere Gewissheit verbreiten, dass ihre Königin für sie sterben würde.
    Schließlich verneigt sich der General, dieses Mal ein wenig tiefer, und entschuldigt sich.
    Als sich die Tür hinter ihm schließt, weicht der Kampfgeist völlig aus meinem Körper. Ich begreife nicht, wieso der General so etwas tun sollte. Wollte er mich absichtlich in Misskredit bringen? Ist das seine Art, die Macht an sich zu reißen, während ich unpässlich bin? Hat er nach einem Sündenbock gesucht, um Angst unter den Palastbewohnern zu schüren? Oder glaubte er wirklich, dass Martín den Tod verdient hatte? Eine einzelne Träne stiehlt sich aus meinem linken Augenwinkel. Oh Martín, es tut mir so leid, dass ich Euch nicht retten konnte.
    Gerade will ich die Augen schließen und mich dem Vergessen hingeben, da höre ich Hectors Stimme: » Meine Königin?«
    Ich hebe mühsam den Kopf und sehe ihn an.
    » Ich würde gern nach Martíns Frau und Familie sehen und mich darum kümmern, dass für sie gesorgt wird.« Seine Stimme klingt bewegt, und sein Gesicht wirkt hager vor Erschöpfung.
    Nur wenige Soldaten der Königlichen Leibgarde sind so jung wie ihr Kommandant, wurden von ihm ausgewählt und ausgebildet, so wie Martín. Ich zweifle nicht daran, dass Hector zutiefst um ihn trauert.
    » Danke. Ihr würdet mir damit persönlich einen Gefallen erweisen.«
    » Ich komme zurück, sobald ich kann«, erwidert er.
    » Lasst Euch Zeit. Ihr habt Euch eine Pause verdient, nachdem Ihr so lange bei mir gewacht habt. Oh, und da wir gerade davon sprechen… sagt mir doch bitte, war General Luz-Manuel bei mir, als ich… unpässlich war?«
    » Sehr oft. Er brachte Gebetskerzen mit und hat viele Stunden bei Euch gewacht.«
    Keinen Augenblick glaube ich daran, dass der General für meine Gesundung gebetet hat.
    » Ich habe ihn niemals mit Euch allein gelassen«, setzt Hector sanft hinzu. Sein Gesicht gibt nichts preis. » Nicht ein einziges Mal.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich nicke dankbar.
    Heute Nacht ändert sich mein Traum. Jetzt habe ich eine Fackel dabei, und ihre Wärme und ihr Licht hüllen mich ein. Ich wähne mich in Sicherheit.
    Die Brise umfängt mich erst ganz sanft, zupft an einzelnen Haarsträhnen und bringt einen Hauch von Salz mit. Aber der Wind wird stärker; aus dem Windstoß wird ein Sturm. Die Fackel geht aus und lässt mich in der Dunkelheit zurück. Der Feuerstein wird zu Eis.
    Plötzliches Entsetzen packt mich, und ich schluchze auf, denn ich weiß, was jetzt kommt, und ich warte darauf. Die Klinge schimmert heiß und grausam, als sie zustößt…
    Ich erwache von meinem eigenen Schrei.
    » Elisa?«
    Blind taste ich nach Hector. Er umschließt meine Finger mit beiden Händen, versucht den Schrecken mit der Kraft seiner Berührung aus meinem Körper zu drängen.
    Allmählich lässt das wilde Pochen in meiner Brust nach, und mein Atem geht wieder ruhiger. Der hohe Winkel, aus dem die Sonne durch das Glas der Balkontüren scheint, deutet darauf hin, dass ich lange in den Vormittag hinein geschlafen habe.
    Als ich es endlich über mich bringe, frage ich: » Habt Ihr Martíns Familie ausfindig

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