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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Was ist passiert?« Angst durchbohrt mich. Das letzte Mal, dass ich ihn so atemlos und aufgebracht gesehen habe, brannten die Animagi gerade das Stadttor nieder.
    » Eine Hinrichtung. Ich habe versucht, sie zu verhindern, aber General Luz-Manuel…«
    » Wessen Hinrichtung?«, verlange ich zu wissen. » Weshalb?«
    » Martín. General Luz-Manuel hält ihn für schuldig, mit den Inviernos paktiert und Euren Tod geplant zu haben. Er hat ihn zum Tod durch Enthaupten verurteilt.« Er beugt sich näher zu mir und stützt sich dabei auf das Fußende meines Bettes. » Elisa, er ist einer meiner Männer. Ich habe ihn selbst ausgebildet. Er würde Euch niemals schaden wollen.«
    Ich versuche aufzustehen. » Martín würde niemals… er wollte sein Kind nach mir benennen…«
    Ximena drückt mich wieder in die Kissen. » Du musst dich schonen!«
    Ich wehre mich gegen ihren Griff. » Hector, helft mir hoch. Bringt mich zum Richtplatz, und wenn Ihr mich tragen müsst.« Das Blut, das durch meine Adern pumpt, lässt meine Gedanken ebenfalls schneller fließen, und ich genieße diesen Augenblick der Klarheit.
    Ich könnte die Hinrichtung mit einer Nachricht aufhalten, aber vielleicht ist nicht mehr genug Zeit, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich von mir stammt. Und Martín wird für immer als der Mann gelten, der vielleicht zugelassen hat, dass ein Mörder sich an seine Königin heranwagt– wenn ich nicht vor der ganzen Stadt klipp und klar verkünde, dass ich an seine Unschuld glaube.
    Ximena geht uns aus dem Weg, ihr Gesicht eine steinerne Maske, als Hector mich unter Schultern und Knien fasst und mich an seine Brust drückt, als sei ich ein kleines Kind. Mein weites Nachthemd windet sich um seine Knie.
    Mein Nachthemd! Ich kann unmöglich in diesem Aufzug unten im Hof erscheinen.
    » Ximena, bitte bring meine Robe.« Ich schlinge meinen gesunden Arm um Hectors Hals. » Beeil dich!«
    Er manövriert mich vorsichtig aus der Tür und tritt in den Flur; mit einer kurzen Bewegung seines Kinns veranlasst er, dass uns die anderen Leibgardisten folgen. Ximena läuft mit der Robe in den Händen hinter uns her.
    » Der Mörder war schon da, als ich die Katakomben betrat«, erkläre ich, als wir durch die Korridore eilen und Hector schnell die Stufen einer Treppe nimmt. » Ich habe keine Ahnung, wie lange er dort gelauert hat. Vielleicht schon tagelang. Er hätte sich hinunterschleichen können, als jemand ganz anderes Dienst hatte.«
    Hectors schneller Schritt lässt Schmerzen wie Messerstiche durch meinen Bauch zucken. » Ich weiß«, sagt er. » Aber der General steht im Rang weit über mir, und als ich eine Quorumssitzung anberaumte, um diese Frage zu klären, hat er die Hinrichtung vorverlegt, ohne mir etwas zu sagen…«
    » Bringt mich einfach schnell hin.«
    Wir erreichen den Durchgang zum Hof. Unter einem Torbogen hat sich eine Menschenmenge auf dem Rasen um ein hölzernes Podest geschart. Dort steht der Henker mit seiner Kapuze, hoch aufgerichtet und mit nackter Brust. Die Sonne glänzt auf der Klinge der riesigen Axt, die auf seiner Schulter ruht. Mein eigenes Banner mit Krone und Siegel flattert über ihm im Wind.
    » Setzt mich ab.«
    » Könnt Ihr stehen?«
    » Ich muss. Ximena, meine Robe.«
    Hector setzt mich sanft und vorsichtig ab. Meine Beine können mein Gewicht kaum tragen, und ich stütze mich gegen das Tor, um nicht in die Knie zu gehen. Die frische Haut über meinem genähten Bauch fühlt sich zu stramm an und zu dünn. Ximena legt mir die Robe um die Schultern und bindet sie am Hals zusammen. So muss es gehen.
    Leise flüstere ich: » Fangt mich auf, wenn ich stürze, ja?« Und dann mache ich einen schwankenden Schritt ins Sonnenlicht.
    Mein Atem dringt stoßweise aus meiner Brust, mein hämmerndes Herzklopfen dröhnt in meinem Kopf, als ich mich nach Martín umsehe. Die Gefängniswärter werden sicher gleich mit ihm erscheinen. Aber dann hebt der Henker die Axt, und mir wird klar, dass Martín, irgendwo hinter dieser Mauer aus Zuschauern, bereits ausgestreckt auf dem Richtblock liegt.
    » Nein!«, schreie ich mit aller Macht, und ein paar Köpfe fahren zu mir herum, aber es reicht nicht.
    Die Stimme des Henkers verkündet dröhnend: » Im Namen Ihrer Majestät, Königin Lucero-Elisa de…«
    » Halt! Aufhören!«, brüllt Lord Hector. » Auf Befehl der Königin!«
    Der Henker hebt überrascht den Kopf, aber es ist zu spät, um den Schwung der Axt aufzuhalten. Sie zischt nach unten, verschwindet hinter der

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