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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Hosen«, befehle ich. » Und meine Leinenbluse.« Ich möchte mich nicht von einem Rock behindern lassen– es ist auch so schon schwierig genug, mich auf den Beinen zu halten–, und ich weiß, dass ich mich in meiner Wüstenkleidung beweglicher und aktiver fühlen werde.
    Hector erscheint, als Ximena gerade meine Kamelhaarstiefel schnürt, und ich erhebe mich, um ihn zu begrüßen. » Es tut mir leid, dass ich Euch gestört habe«, sage ich. Tatsächlich fühle ich mich schuldig, dass ich mich ausgerechnet in der Nacht zu diesem Ausflug entschlossen habe, in der er sich einmal eine Pause gönnen wollte.
    » Eine Königin braucht sich niemals bei ihrem Leibwächter zu entschuldigen. Wohin gehen wir?«
    » In die Katakomben. Ich muss… den Ort noch einmal sehen, an dem es geschehen ist.«
    » Wir haben ihn ein Dutzend Mal abgesucht. Wir haben nichts gefunden.«
    Ximena flicht mein Haar zu einem langen Zopf, der mir den Rücken hinabhängt. Ich habe so dichtes Haar, dass sie normalerweise zwei daraus macht, übereinander, aber sie spürt, dass ich es eilig habe. » Wir haben nichts gefunden? Oder war es vielmehr der General, der nichts gefunden hat? Vergebt mir, aber ich bin nicht überzeugt, dass er wirklich gründlich war.«
    Hector öffnet den Mund, als wollte er etwas erwidern, aber überlegt es sich anders.
    Ich wehre die unausgesprochene Frage mit einer Handbewegung ab. » Außerdem… da ist noch etwas anderes. Wie eine Erinnerung, die fast greifbar ist, aber doch nicht ganz.«
    Meine Kinderfrau bindet den Zopf am Ende zusammen und tätschelt mir aufmunternd den Rücken. » Dann gehen wir«, sagt Hector. » Aber gestattet mir, Euch zu tragen, wenn Ihr müde werdet.«
    » Natürlich. Danke.« Ich blicke zur Seite, um mein Erröten zu verbergen, und ich erinnere mich daran, wie er mich trug, als wir uns erfolglos beeilten, Martín zu retten. Es wäre ganz leicht, ihn wieder dazu zu bringen, mich auf die Arme zu nehmen. Einen Moment lang überlege ich, mich schwächer zu machen, als ich bin.
    Aber ich schüttele den Gedanken ab. Es ist für mich schon gefährlich genug, dass man mich für eine schwache Königin hält, und das muss ich nicht auch noch körperlich zeigen. Niemals, vor niemandem.
    Mit hoch erhobenem Kopf stehe ich da, als meine Entourage– Hector, Ximena, Mara und einige Leibgardisten– einen schützenden Halbkreis um mich formiert. In dieser Aufstellung verlassen wir die Gemächer und machen uns auf den Weg zum Erdgeschoss.
    Ein Wachposten, den ich noch nie zuvor gesehen habe, steht an Martíns Stelle. Zorn wallt angesichts dieses Anblicks in mir auf, aber ich erkenne, wie unfair es diesem Mann gegenüber ist, und ich bringe ein Nicken zustande, als er sich tief verneigt. Hector besteht darauf, uns auf der Treppe vorauszugehen, und ich lasse das gern zu. Die Stufen sind uneben, und meine Beine fühlen sich an, als seien sie aus Dattelgelee; außerdem kann ich so eine Hand auf Hectors Schulter legen und mich beim Hinuntergehen auf ihn stützen.
    Die gähnenden Mäuler in der Schädelhalle scheinen im Licht der flackernden Kerzen beinahe zu pulsieren. Mara steht wie angewurzelt neben mir, und ich finde es seltsam beruhigend, dass jemand anders ebenso viel Angst hat wie ich.
    Aber die Angst löst sich, als wir Alejandros Grabkammer betreten. Der Raum ist so ganz anders als in meinen Albträumen, jetzt, da ich mit so vielen Begleitern hier stehe, die mehrere Fackeln bei sich tragen. Es ist hell und warm, die Luft ist ganz still. Ich habe das Gefühl, dass alle Blicke auf mir lasten, als ich zwischen den Sarkophagen entlanggehe und mit den Fingern über die seidenen Banner streiche. Ich bin mir nicht sicher, was ich zu finden hoffe und in welcher Hinsicht mir dieser Ausflug irgendwie weiterhelfen wird. Als die Spitzen meiner Stiefel fast in einen großen, dunklen Fleck auf dem Steinboden geraten, erstarre ich.
    Mein Blut.
    Meine Fingerspitzen berühren die Wunde an meiner Seite und dann die Beule am Kopf. Ich bin gestürzt und habe mir den Kopf gestoßen, hat Doktor Enzo gesagt. Aber das stimmt nicht, ich bin auf die Seite gefallen. Jetzt, da ich die Stelle vor mir sehe, an der es passiert ist, erinnere ich mich daran, wie ich mit der Wange in mein eigenes Blut gefallen bin. Wie kann ich da so eine schreckliche Schwellung am Hinterkopf davongetragen haben? Was ist hier wirklich geschehen?
    » Irgendetwas ist nicht…«, raune ich leise, » ich erinnere mich nicht…« Ich weiß nicht genau, was ich

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