Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
haucht Enzo ergriffen.
Hector wendet das Gesicht weiter züchtig ab, aber er tastet nach seinem Schwert. Seine Finger legen sich auf den Griff, um es sofort ziehen zu können, sobald es nötig wird.
Mir wird langsam mulmig. » Was soll das, Enzo?«
Er zieht die Finger zurück, als hätte er sich verbrannt. » Euer Majestät, ich glaube… das heißt, ich denke, obwohl ich es nicht mit Sicherheit sagen kann, aber es sieht so aus, als ob…« Er holt tief Luft. » Ich will sagen, Ihr gesundet zu schnell.«
Ich runzele die Stirn. Trotz der königlichen Erziehung, die ich genossen habe, weiß ich nicht sehr viel über Heilkunst. » Und das hat etwas mit dem Feuerstein zu tun?«
» Ich wüsste keine andere Erklärung, weshalb Ihr keinerlei Anzeichen von einer Entzündung zeigt, oder wie Ihr all das ertragen habt, nachdem Eure Bauchdecke aufgeschlitzt wurde, oder weshalb nach Eurem unbedachten Ausflug nur zwei neue Stiche nötig sein werden.«
Darüber muss ich später weiter nachdenken, wenn die ersehnte Dunkelheit der Nacht mir so etwas wie Privatsphäre gönnt. Ich beiße die Zähne gegen den Schmerz zusammen, als er die Wunde wieder näht. Dann bringt ihn Ximena zur Tür und zieht mir gerade rechtzeitig die Decken bis zu den Schultern, um General Luz-Manuel zu empfangen.
» Euer Majestät.« Er verneigt sich tief, richtet sich aber wieder auf, noch bevor ich ihm das gestattet habe.
Ich atme tief durch die Nase ein und versuche, gelassen darüber hinwegzugehen. Der General ist dünn und gebeugt, oben auf dem Kopf lichtet sich sein Haar, und wieder staune ich darüber, dass dieser so wenig beeindruckende Mensch meine gesamte Armee befehligt. » General«, sage ich mit kalter Stimme. » Ich bin wenig erfreut über die Hinrichtung eines Mannes, den ich als treuen Untertan und Verbündeten betrachtete.« Wenig erfreut ist reichlich milde ausgedrückt, aber ich möchte nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen, bevor ich nicht gehört habe, was er zu sagen hat.
» In der Tat, Euer Majestät, das war für uns alle sehr unangenehm und enttäuschend.«
Ich starre ihn ungläubig an. Gibt er sich absichtlich begriffsstutzig? Vorsicht, Elisa. Er ist schlauer, als es den Anschein hat.
» Vergebt mir, wenn ich mich missverständlich ausdrückte, Lord-General. Ich bezog mich weniger auf die allgemeine Unannehmlichkeit als vielmehr auf meine besondere Enttäuschung hinsichtlich Eurer Entscheidung, den Mann hinrichten zu lassen.«
Sein Blick drückt so viel Besorgnis aus. » Ihr habt Schreckliches durchgemacht, Euer Majestät. Zuerst der Animagus, und nun das hier. Das muss ausgesprochen erschütternd sein. Aber ich kann Euch versichern, dass die Angelegenheit gründlich geprüft wurde.«
» So gründlich wohl nicht.«
» Meine Königin, wir haben jeden Hinweis untersucht, der…«
» Ihr habt Euch nicht die Mühe gemacht, mit der einzigen Zeugin dieses Verbrechens zu sprechen.«
Er sieht köstlich verwirrt drein.
» Es ist Euch doch wohl klar, dass ich während des Mordanschlags zugegen war?«, blaffe ich ihn an.
Ximena wirft mir einen warnenden Blick zu. Es ist vielleicht nicht die beste Strategie, den General vorzuführen, schon gar nicht vor den Leibgardisten, die– da bin ich sicher– trotz ihrer demonstrativ ausdruckslosen Gesichter jedes Wort hören.
Ich zwinge mich zu einem freundlicheren Gesichtsausdruck. » Ich wollte nicht ungehalten sein, Lord-General, aber ich bin erschöpft und zutiefst traurig. Was geschehen ist, ist geschehen, aber bitte versprecht mir, dass niemand sonst ohne mein Wissen und meine Zustimmung wegen dieses Anschlags auf mein Leben bestraft wird. Ihr versteht sicherlich, dass ich persönlich in Kenntnis gesetzt werden will?«
» Natürlich, Euer Majestät.« Er neigt den Kopf. » Wir tun alles, um Euch zu beruhigen und Euch bei Eurer Genesung zu unterstützen.«
Ich presse die Lippen zusammen. Er wird tun, was ich verlange, aber nicht, weil er meine Meinung für wertvoll erachtet oder weil ich seine Königin bin. Ist er nur deshalb bereit, mich hinzuzuziehen, damit ich mich besser fühle?
Der General wendet sich zum Gehen.
» Wartet.«
Er wirbelt herum, und vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber einen winzigen Augenblick wirkt er ungeduldig.
Gott, was kann ich diesem Mann sagen? Wie kann ich ihm vermitteln, dass ich Joya d’Arena regiere und nicht er? Dass die Leute da draußen, auch wenn ich aus einem fremden Land komme, mein Volk sind?
Der Feuerstein pulsiert auf mein Gebet
Weitere Kostenlose Bücher