Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Diensten beworben– eine Königin benötigt mehr als zwei Zofen! Und ich fürchte, dass es inzwischen eine lange Liste von Verehrern gibt; Seine Gnaden, Conde Tristán von Selvarica, hat unbeirrbar mehrfach um eine Audienz bei Euch nachgesucht. Gestern kam es zu einem Aufstand in der Händlergasse wegen der Weizenknappheit, und der Bürgermeister würde gern mit Euch besprechen, ob die Zahl der Wachmannschaften dort und im Sumpfviertel…«
Ich gebiete ihm mit einer Handbewegung zu schweigen. » Später. Kümmert Euch um unsere Gäste.«
Er eilt ohne ein Wort davon. Ich sehe ihm grimmig nach, und Unbehagen formt sich in meinem Bauch. Noch ein Aufstand. Ich nehme mir vor, ihn sofort wieder zu mir zu rufen, sobald ich mich mit der Delegation getroffen habe.
» Du musst schnell baden und dich umziehen«, sagt Ximena.
» Für ein Bad ist keine Zeit«, erwidere ich und gehe wieder zu ihr.
» Du kannst dich mit deiner Verletzung nicht selbst ankleiden!«
Ich nehme ihr den Topf aus der Hand. » Ich werde die Salbe auftragen, während du mein Kleid ausschüttelst und das Mieder aufschnürst.« Das Zeug darin ist zäh und braun, von einer Konsistenz zwischen Wachs und Dattelgelee.
Ximena drückt meine Schulter und hebt meine Robe auf, die noch dort liegt, wo Mara sie fallen gelassen hat.
Ich knie mich neben Mara und tauche zwei Finger in die Salbe.
» Das ist nicht recht, Elisa«, protestiert meine Zofe. » Du bist meine Königin. Du solltest nicht…«
» Sei still. Soll ich den Riss an sich lieber vermeiden?«
» Nein. Es desinfiziert gleichzeitig. Es wird brennen, aber… Ich kann gerne noch etwas warten, wenn du lieber…«
Ich unterbreche sie, indem ich etwas von der braunen Substanz direkt auf dem Riss verteile. Sie stößt ein leises Zischen aus.
Ihre Haut fühlt sich unter meinen Fingerspitzen komisch an, so knotig und steif, eigentlich gar nicht richtig wie Haut. Aber sie ist normal körperwarm und blutet ganz normal. Sanft massiere ich die Salbe am Rand der Wunde ein und versuche zu übersehen, dass sie sich mit dem austretenden Blut mischt. Ich will einfach keinen Ekel empfinden und denke die ganze Zeit: Dass Mara so ist, das liegt an mir. Sie hat es für mich getan.
Mara gibt keinen Laut von sich, aber ihr Kopf sinkt leicht gegen die Wand, und sie kneift die Augen zusammen.
» Dein Kleid ist bereit«, sagt Ximena.
Beruhigend drücke ich leicht Maras Arm, dann spüle ich meine Hände ab. Ximena kleidet mich mit geübten, zupackenden Bewegungen an und schiebt mich dann sanft zum Bett. Ich bin noch nicht wieder gesund genug, um mich bis zu meinen Füßen vorzubeugen, und daher zieht Ximena mir meine Strümpfe an. Während sie das tut, ziehe ich die Nadel heraus, mit der sie meine Zöpfe hochgesteckt hatte, und löse mein Haar.
Der Gedanke an Mara, die im Atrium am Boden liegt, lässt mich nicht los. Schließlich sage ich: » Der Haushofmeister hat recht, nicht wahr? Ich brauche mehr als zwei Zugehfrauen.«
» Dir zu dienen ist ein wahres Privileg, mein Himmel. Aber hin und wieder, wenn wir es eilig haben oder wenn etwas ein bisschen schiefgeht, so wie heute, dann wäre es schön, noch jemanden hierzuhaben, ja. Eine weitere Zofe, vielleicht auch zwei.« Sie schiebt mir ein Paar weicher Lederschuhe über die Füße.
In meiner Welt wimmelt es jetzt schon vor Leibwächtern und ständigen Besuchern. Es war schön, im Atrium ein kleines bisschen mehr Zurückgezogenheit zu genießen, mit nur zwei Zofen, die noch dazu liebe Freundinnen sind. Ich kann mir gar nicht vorstellen, eine Fremde in diesen Zirkel hineinzulassen. » Ich werde bald mit dem Haushofmeister darüber sprechen«, erwidere ich trotzdem, während Ximena eine Partie meines Haares hochnimmt und mit einem Perlmuttkamm feststeckt.
Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange. » Du wirst es schon richtig machen.« Damit hilft sie mir auf die Beine.
» Bleibst du hier bei Mara?«
» Ich bin sicher, dass sie ohne mich gut zurechtkommt.«
Erst will ich Ximena unwirsch anfahren, dass es sich bei meinen Worten um einen Befehl und nicht um eine Frage gehandelt hat, aber im letzten Moment entscheide ich mich für ein sanfteres Vorgehen. » Es wird mich beruhigen, wenn ich weiß, dass du bei ihr bist.« Damit wende ich mich ab und bedeute den Wachleuten, mich zu begleiten.
Wir treten in den Flur, und sie nehmen mich in einer festen Formation aus knarrendem Leder und schwingenden Schwertern in die Mitte.
Lord Hector eilt zu mir, als wir um die erste
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