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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Ecke biegen. Die Wächter öffnen ihre Phalanx, damit er an meine Seite treten kann. » Ich habe von der Delegation gehört«, sagt er. » Wie fühlt Ihr Euch?«
    » Gesund und kraftvoll, und ich freue mich auf ein Treffen mit alten Freunden.« Wir gehen eine breite Treppe hinunter, und ich nehme gern den Arm, den er mir bietet.
    » Es ist seltsam, sich Cosmé als Königin vorzustellen«, sagt er. » Ich sehe sie vor meinem geistigen Auge immer noch mit ihrer Dienerinnenhaube.«
    Der Gedanke an meine Freundin lässt mich unwillkürlich lächeln. » Und ich sehe sie immer noch in Lederstiefeln und Wüstenmantel, wie sie sich um die Verwundeten kümmert und den Kleinen beibringt, mit Schleudern zu schießen.«
    » Sie war stets ungeheuer tüchtig«, antwortet er.
    » Auf alle Fälle.« Wie oft habe ich mir gewünscht, auch nur halb so tüchtig zu sein.
    Als wir die Gemächer der Würdenträger erreichen, treten meine Wächter beiseite, sodass ich persönlich anklopfen kann. Ein älterer Junge öffnet, und ich erkenne ihn zuerst gar nicht, aber dann hellt sich sein Gesicht auf, als er meiner ansichtig wird. » Es ist Königin Elisa!«, ruft er über die Schulter in den Raum.
    Ich lege meine Hand an seinen Oberarm. » Du bist groß geworden, Matteo.«
    Er macht große Augen, als er beiseitetritt, und wir sind schon an ihm vorüber, als er noch schnell erklärt: » Ich werde nächsten Monat vierzehn!«
    Die Gemächer sind ungefähr so groß wie meine eigenen, allerdings stehen hier zwei breite Betten und nicht nur eines. Der Badebereich ist teilweise von einem Samtvorhang verdeckt, aber ich sehe ein Stück vom Abtritt und eine große Holzwanne mit Tragegriffen.
    Eine vertraute Stimme sagt: » Hallo, Elisa«, und jemand zieht den Vorhang beiseite.
    Mein Atem stockt, als ich in das lachende Gesicht von Vater Alentín sehe: der einarmige Rebellenpriester, der in der Wüste zu meinem Mentor wurde. Sein Obergewand und die Robe darüber sind nach traditioneller Art geschnitten und aus grob gewebtem Stoff; der leere Ärmel ist an der Schulter eingezogen.
    Alentín nimmt mich in den Arm. » Oh, mein liebes Kind«, strahlt er. » Es ist schon viel zu lange her.« Er umarmt mich so selbstverständlich und unbeschwert, als sei ich einfach nur ein Mädchen und keine Königin, und ich gehe ganz in seiner Berührung auf.
    Einen Augenblick hänge ich mich an ihn, inhaliere den staubigen Kochfeuergeruch seiner wollenen Robe. Ich muss die Augen zukneifen und schlucken. » Es ist auch schön, Euch zu sehen«, bringe ich heraus.
    Er raunt leise: » Ich habe jeden Tag für Euch gebetet.«
    Nun trete ich zurück und halte ihn auf Armeslänge von mir. » Und ich für Euch! Wie geht es Cosmé?«
    » Sie gibt sich alle Mühe, mit den begrenzten Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, eine stabile Regierung aufzubauen und ein Fort an der Grenze zu Invierne zu errichten. Knurrt jeden an, der ihr im Weg steht. Weist den Adel in seine Schranken.«
    » Wie üblich also.«
    » Sie schickt Euch ihre innigsten Grüße. Tatsächlich hat sie etwas gebrummt wie ›schöne Grüße‹, aber das hat sie damit gemeint.«
    Ich muss lächeln. Es gab einmal eine Zeit, da Cosmé überhaupt nichts von mir hielt.
    Alentíns Gesicht wird ernst. » Elisa, da ist noch etwas anderes. Etwas, das Ihr wissen solltet.«
    » Was denn?«
    Er wendet sich zum Bad und ruft: » Du kannst jetzt rauskommen!«
    » Was?«, frage ich. » Wer seid…«
    Ein junger Mann tritt hinter dem Vorhang hervor, und meine Kehle schnürt sich zu. Er ist unglaublich groß und gertenschlank, und mit seinem scharf geschnittenen Kinn und der gebogenen Nase sieht er auf strenge Weise sehr gut aus. Ein Auge ist mit einer Lederklappe verdeckt.
    Es ist Belén.
    Der Verräter. Der Junge, der mich an das Heer von Invierne verkauft hat. Fast hätte er alles zerstört, wofür wir gekämpft haben, in dem fehlgeleiteten Glauben, Gottes Willen zu gehorchen.
    Leise sagt er: » Hallo, Elisa.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es schmerzt ein wenig, ihn zu sehen, denn bevor er mich verriet, war er mein Freund. Und als er einmal erkannt hatte, dass er einen Fehler gemacht hatte, setzte er sein eigenes Leben aufs Spiel, um mich vor den Plänen der Animagi zu warnen.
    Aber es will mir nicht gelingen, Wärme in meine Stimme zu bringen, als ich schließlich frage: » Wieso bist du hier, Belén?«
    Er öffnet den Mund, doch dann lässt er den Kopf sinken.
    Alentín berührt leicht seine Schulter. » Der Junge hat

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