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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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gar nicht aufgefallen, aber tatsächlich fühlt es sich so an, als sei mein Magen ein einziger Knoten. » Ja«, gebe ich zu. Sie schließt die Kette, und ich lasse mein Haar wieder auf die Schultern fallen. Wir sehen uns im Spiegel in die Augen. » Oh, Ximena– der Freitod des Animagus, dieser Mordanschlag… das alles hat meine Position hier am Hof sehr geschwächt.«
    » Ja.« Sie nickt ernst.
    » Wenn ich es recht sehe, dann habe ich jetzt zwei Trümpfe, die ich ausspielen kann: den leeren Platz im Quorum, den jedes Adelshaus im ganzen Land begehrt, und meine Ehe. Mein Land zerfällt. Ich muss durch meine Entscheidungen unbedingt starke Verbündete gewinnen. Ich darf nichts falsch machen!«
    » Du hast drei Trümpfe«, berichtigt sie mich.
    » Drei? Was meinst du damit?«
    Sie sieht mich eine Weile an, und Mitgefühl liegt in ihrem Blick. » Hector hat als zweithöchster Offizier im Reich automatisch einen Sitz im Quorum inne. Er ist jung, und er sieht gut aus. Er kann sich der Freundschaft der Königin rühmen. Er ist von bescheidener, aber adliger Herkunft. Kurz gesagt, er ist der begehrteste Junggeselle im ganzen Königreich. Du könntest dir auch dadurch einen Vorteil verschaffen, dass du ihn gut verheiratest.«
    » Oh.« Verblüfft muss ich blinzeln. » Ja, natürlich.« Wieso ist mir dieser Gedanke noch nie gekommen?
    Ein Klopfen ertönt an meiner Schlafzimmertür, und gleich darauf kündigt mir ein Wächter Lord-Conde Eduardo an.
    Ich setze ein Lächeln auf, als er das Atrium betritt. Wenigstens ist es nicht der General.
    » Ah, Euer Majestät, ich bin höchst erfreut, Euch so wohlauf zu sehen!«
    Meine Nase kribbelt wegen des scharfen Myrrhe-Geruchs, den er verströmt, als ich seine ausgestreckten Hände ergreife und ihn auf die Wange küsse. » Es ist ein gutes Gefühl, wieder den geregelten Geschäften nachgehen zu können«, sage ich.
    » Ja, ich habe erfahren, dass Ihr heute mit den ersten Fürsten sprechen wollt, die um Eure Hand anhalten. Ich habe meine Termine abgesagt, damit ich Euch bei diesen Gesprächen zur Seite stehen kann.«
    Mein Lächeln ist so steif und angestrengt, dass mir die Zähne wehtun. » Oh, das wäre doch nicht nötig gewesen, Euer Gnaden. Ich möchte Euch auf keinen Fall von wichtigeren Dingen abhalten.«
    Er tut meinen Protest mit einer Handbewegung ab. » Unser Königreich sehnt sich verzweifelt nach Stabilität. Es ist vielleicht die wichtigste Entscheidung, die Ihr während Eurer Regierungszeit fällen werdet. Natürlich bin ich für Euch da.« Ganz leicht drückt er meine Schulter und sieht dabei mit seiner gefurchten Stirn ganz wie ein besorgter Vater aus.
    Aber in mir wehrt sich mein Instinkt mit aller Macht dagegen, dass er mich begleitet. Denk nach, Elisa!
    Respektvoll neige ich den Kopf. » Wenn das so ist, dann bin ich dankbar für Eure Anwesenheit und Euren Rat.« Seine Miene hellt sich sichtbar auf. » Aber ich habe noch einige private Vorkehrungen zu treffen. Wollt Ihr mich später in meinem Amtszimmer treffen?«
    » Natürlich, Euer Majestät.« Er lässt die Augen über mich gleiten, betrachtet meine Robe, mein Haar, meine Kette. » Ihr werdet doch Eure Krone tragen?«
    » Ich hatte nicht die Absicht…«
    » Es ist entscheidend, dass Ihr bei diesen Gesprächen mit den Symbolen Eures Amtes geschmückt seid, meint Ihr nicht?«
    Ich stöhne innerlich und denke an die Kopfschmerzen, die ich unweigerlich schon haben werde, wenn wir die Sitzungen für die Mittagsmahlzeit unterbrechen. » Natürlich habt Ihr recht, Euer Gnaden.«
    Er lächelt herablassend. » Bis später dann.« Damit verbeugt er sich und verlässt mein Schlafgemach.
    Die Tür hat sich kaum hinter seinem Rücken geschlossen, da erkläre ich in den Raum hinein: » Ich möchte, dass Conde Eduardo so schnell wie möglich wieder aus meinen Amtsräumen verschwindet.«
    » Ich werde mich darum kümmern, mein Himmel«, sagt Ximena, und ihre sanfte Stimme verströmt so viel Sicherheit, dass ich keinen Augenblick daran zweifle, dass ihr das gelingen wird. » Aber ich brauche ein wenig Zeit– du wirst seine Gesellschaft kurz ertragen müssen. Ich werde ihn aus dem Weg schaffen, sobald ich kann.«
    » Danke.«
    Es fühlt sich wie ein Mühlstein an, als sie mir die Krone auf den Kopf setzt. Kurz träume ich davon, eine neue anfertigen zu lassen, zierlich und feminin und leicht. Aber meine Kassen sind leer, und eine neue Krone wäre ein provozierender Luxus zu einer Zeit, da ich es mir nicht einmal leisten kann,

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