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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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wo früher einmal mein Herz und meine Lungen waren, und oh, es tut so weh. Es ist wie der atemberaubende Schmerz im Brustbein, den man nach tagelangen Wanderungen in der Wüste ohne genug Wasser spürt. Es fühlt sich an wie ein Dolch im Bauch. Als ob man stirbt.
    Ich lege meine Stirn gegen seine Knöchel. Bitte, Gott, hilf ihm, wieder gesund zu werden. Lass ihn nicht sterben. Mein Feuerstein pulsiert, aber ich weiß, dass das nicht reicht. Wie oft habe ich um ein Leben gebetet, und Gott hat sich nur abgewandt?
    Ich werde alles tun. Ich würde ihm mein eigenes Leben und meine eigene Gesundheit geben, wenn ich könnte. Er ist ein guter Mann. Der Beste. Er verdient das Leben. Bitte.
    Ich stelle mir vor, wie meine Lebenskraft aus meinem Körper strömt und durch unsere verschlungenen Hände fließt, Hector erfüllt und seine Wunde schließt.
    Der Feuerstein wird brennend heiß. Ich schreie auf, als ein wilder Schmerz bis in mein Rückgrat schießt.
    Aber der Moment währt nur kurz, dann lässt er wieder nach. Etwas anderes nimmt seinen Platz ein, etwas wie Wasser oder Licht oder Wüstenwind, etwas, das vom Boden aufsteigt und den Feuerstein erfüllt. Mein Körper beginnt zu zittern, bis ich das Gefühl habe, zerbersten zu müssen.
    Eine leise Hoffnung macht sich in mir breit, denn so etwas habe ich bisher nur ein einziges Mal gefühlt– als ich die Animagi mit dem Feuerstein-Amulett getötet habe.
    Ich weiß nicht, woher die Energie kam oder wie es mir gelungen ist, sie noch einmal zu kanalisieren, aber mein Körper vibriert leise von den Möglichkeiten, die sich plötzlich auftun, wie ein Felsblock am Rand einer Klippe, der jeden Augenblick hinunterstürzen könnte.
    Gott, was tue ich jetzt?
    Hectors Finger zucken. Ich verstärke meinen Griff, drücke meine Lippen gegen seine Hand, konzentriere mich auf die Kraft in mir.
    Lebe. Bitte, lebe.
    Nichts passiert.
    Denk nach, Elisa! Das letzte Mal habe ich Gottes Worte aus der Heiligen Schrift zitiert. Sie wurden zu einer Art Kanal für die Kraft meines Feuersteins und lenkten sie dorthin, wo sie gebraucht wurde.
    Laut sage ich: » Das Tor, das zum Leben führt, ist schmal und klein, sodass nur wenige es finden.« Mein Feuerstein macht einen kleinen Satz, und die Energie in mir beginnt langsam zu kreisen. Ermutigt fahre ich fort: » Denn die rechtschaffene Hand Gottes ist eine heilende Hand; er, der nach Erneuerung sucht, sei gesegnet, denn er wird geheilt werden.«
    Energie tröpfelt aus mir heraus, von meiner Hand in Hectors. Mein Herz klopft vor Aufregung, vor Hoffnung. Ich zermartere mir den Kopf nach mehr.
    Das » Gebet ergebenen Dienens«! » Nimm mein Leben, oh Gott, als gesegnetes Opfer, heilig und dir wohlgefällig. Lass mich dein Gefäß des Dienens werden…« Die Kraft beginnt zu schwinden. » Nein! Gott, bitte nicht!«
    Ich starre auf Hectors Gesicht und präge mir jede Einzelheit ein– die bleichen Lippen, den Schwung seines Kinns, die kleinen, gezackten Narben auf einer Wange. Und plötzlich habe ich ihn. Den perfekten Vers.
    Mein Herz schwillt in meiner Brust vor einem Wissen, das so sicher ist wie die Gezeiten. Ich flüstere: » Denn die Liebe ist schöner noch als Rubine, süßer als Honig, edler als des Königs Wein. Und niemand besitzt größere Kraft als er, der sein eigenes Leben für das eines Freundes gibt. Meine Liebe ist wie ausströmender Duft…«
    Die Schleusentore öffnen sich. Energie fließt aus mir heraus und in Hector hinein. Er bäumt sich auf, und seine Augen öffnen sich ruckartig, zeigen aber nichts außer blutunterlaufenem Weiß. Dann sinkt er wieder in sich zusammen.
    Ich sehe gerade noch, dass sein Atem ruhiger geht, dass die Farbe in sein Gesicht zurückkehrt, bevor mein Blick sich vor Erschöpfung und Schwindel trübt. Mein Herz klopft immer langsamer, bis schließlich nur noch alle paar Sekunden ein einzelner, hallender Schlag zu spüren ist. Viel zu langsam. Sterbe ich? Habe ich mein eigenes Leben für Hector geopfert?
    Ein guter Handel, denke ich noch, bevor ich gegen das Bett sinke und meine Wange sich gegen seinen Unterarm schmiegt.
    Ich erwache, als eine Hand meinen Kopf berührt und Finger sich in meinem aufgelösten Zopf verfangen. Die Finger eines Mannes, rau und breit. Sie streichen über meine Wange, mein Kinn, meine Lippen.
    Ich hebe den Kopf und blinzele, damit mein Blick sich wieder klärt. Hector ist wach und sieht mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. Er nimmt die Hand nicht von meinem Gesicht, sondern

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