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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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aus und stößt einem von ihnen die Klinge mitten in die Brust. Tristán schwingt sein Schwert gerade gegen den anderen, als ich laut ausrufe: » Ich brauche ihn lebend!«
    Noch im Schlag ändert der Conde die Richtung und lässt den Griff seiner Waffe gegen die Schläfe des Mannes prallen. Der dreckige Kerl bricht zusammen. Die eiskalte Strömung des Feuersteins lässt nach; nun geht wieder sanfte Wärme von ihm aus.
    Meine Wächter, Hector, Tristán und die Soldaten aus Selvarica sehen einander an, und sie teilen spontan diesen Augenblick aus Erleichterung und Triumph, wie ich es schon ein Dutzend Male zuvor erlebt habe. Überall im Flur liegen Tote. Tristán stößt einen probeweise mit der Stiefelspitze an, ob er sich noch bewegt. Nichts.
    » Söldner?«, fragt Tristan.
    Hector nickt. » Sie haben schlecht gekämpft, und ihr Angriff war miserabel geplant. Sie kennen vielleicht nicht einmal ihren Auftraggeber.«
    Ich gebe zu bedenken: » Es ist aber unmöglich, dass so heruntergekommene Männer sich so gute Waffen leisten können.«
    » Wir müssen den Kerl befragen, den Euer Gnaden bewusstlos geschlagen hat«, sagt Hector. » Aber er wird uns vielleicht nicht sagen können…« Er schwankt.
    Schnell trete ich vor, schiebe mich unter seine Achsel und lege mir seinen Arm um die Schultern. Sein Hemd ist nass vor Blut. Es beschmiert die Haut an meinem Hals und sickert in mein Mieder.
    » Sucht nach Doktor Enzo!«, rufe ich den Leuten zu. » Sagt ihm, er soll in die Gemächer des Kommandanten kommen.«
    Hector sackt an mich gelehnt beinahe zusammen. Angst bohrt sich in meine Eingeweide.
    » Conde Tristán, könnt Ihr uns zur Kaserne geleiten?«
    » Natürlich.« Er wendet sich an einen seiner Männer. » Bleibt bei dem Bewusstlosen. Fesselt seine Knöchel und Handgelenke. Dreht ihn auf die Seite, falls er sich übergibt.«
    Und dann sind wir auf dem Weg, den Flur hinunter und zu den Kasernen. Hector hängt schwer an meiner Schulter, und seine Füße schlurfen über den Boden. Meine Schenkel schmerzen vor Anstrengung, während jeder Schritt mir im Rhythmus eines Gebets einhämmert: nicht Hector, nicht Hector, nicht Hector.

14

    A ls wir seine Gemächer erreichen, hat Hector das Bewusstsein verloren, und als wir ihn über die Schwelle tragen, lastet der größte Teil seines Gewichts auf Conde Tristán. Die anderen Wachleute helfen uns, ihn vorsichtig auf sein Lager zu betten.
    Wenig später ist auch Doktor Enzo da, gefolgt von zwei Assistenten in grauen Röcken. » Zu viel Blut«, brummt er und wendet sich an einen seiner Männer: » Dreht ihn auf die Seite, und schneidet sein Hemd auf. Und Ihr«, befiehlt er einem Gardisten, » holt mir heißes Wasser und saubere Tücher, so viele, wie Ihr finden könnt. Wir müssen die Wunde säubern, damit ich genau sehen kann, wo er am stärksten blutet, wenn ich den Pfeil durchstoße. Euer Majestät, tretet bitte zurück.«
    In diesem Augenblick merke ich, dass ich mich über Hector gebeugt habe, aber ich weiche keinen Schritt. » Ist er… wird er…?«
    Doktor Enzo fährt herum, packt mich an den Schultern und schiebt mich zur Wand. » Ich würde vorschlagen, Ihr fangt an zu beten«, sagt er schroff.
    Die Augen auf Hectors blasse Gestalt gerichtet, lasse ich mich zu Boden gleiten und ziehe die Knie gegen die Brust. Tristán setzt sich neben mich. Er nimmt meine Hand und sagt: » Ihr seid ihm sehr verbunden.«
    Ich nicke. » Hector ist… er ist einer meiner besten Freunde.«
    » Dann werde ich bleiben und eine Weile mit Euch beten.«
    » Danke«, flüstere ich. Es ist zwecklos, ihm zu sagen, dass ich schon früher für Menschen gebetet habe, die ich liebte, und dass das nichts geholfen hat.
    Doktor Enzo befiehlt einem seiner Helfer kurz angebunden, ein Feuer im Kamin anzuzünden und den Schürhaken darin zu erhitzen.
    Während Tristán neben mir ein Gebet murmelt, seine Hand um meine gelegt, kann ich mich kaum auf die Worte konzentrieren. Ich kann nur entsetzt zusehen, wie Doktor Enzo ein Werkzeug zur Hand nimmt, das wie ein Rasiermesser mit langem Griff aussieht, und damit rund um die Pfeilspitze das Fleisch aufschneidet.
    » Interessant«, sagt der Doktor. » Sehr interessant.«
    » Was?« Meine Frage unterbricht Tristáns Gebet.
    » Die Spitze hat beinahe die Rippe zerschmettert«, sagt der Arzt. » Direkt über der Lunge, sodass ich den Pfeil auch nicht auf der anderen Seite herausholen kann. ich werde ihn ziehen müssen, aber die Spitze hat Riefen. Sie wird dabei einigen

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