Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
lässt sie dort verweilen; sein Daumen fährt sanft über mein Kinn.
Meine Erleichterung ist so unglaublich groß, dass ich endlich wieder atmen kann.
» Ihr seid geblieben«, sagt er, und seine Stimme klingt heiser.
» Und ich bin nicht tot!«, stelle ich staunend fest. Als ich seine Verwirrung bemerke, füge ich schnell hinzu: » Wie fühlt Ihr Euch?«
» Als ob mich Hauptmann Lucio mit seinem Fehdehandschuh in den Rücken geboxt hätte. Das ist komisch. Ich sollte mich viel schlechter fühlen.«
» Es hat funktioniert!« Seine Hand ruht noch immer auf meinem Gesicht, und ich fühle den unbändigen Wunsch, mich dagegenzulehnen, ja, vielleicht sogar seine Finger zu küssen.
» Was meint Ihr?«
» Mein Feuerstein. Ich wusste, dass er heilende Kräfte hat, aber ich war mir nicht sicher, ob er auch bei einem anderen Menschen funktionieren würde oder nur bei mir.«
Seine Hand sinkt herab, und er setzt sich ruckartig auf, verzieht dabei aber schmerzerfüllt das Gesicht. » Ihr habt geglaubt, Ihr würdet Euer Leben für mich geben.«
Ich habe schon den Mund geöffnet, das zu leugnen, aber dann überlege ich, dass es besser ist, gar nichts zu sagen.
Er schwingt die Beine aus dem Bett, sodass er mich nun direkt ansehen kann. » Ihr seid voll getrocknetem Blut«, flüstert er. » Mein Blut, nicht wahr?«
Gerade will ich ihm versichern, dass man das alles wieder wegwaschen kann, als er mein Gesicht in beide Hände nimmt. » Bitte, Elisa«, fleht er, » Ihr dürft niemals, niemals Euer Leben für meines geben.«
» Ich konnte Euch doch nicht sterben lassen. Da hätte ich lieber…«
Es klopft an der Tür, und wir fahren auseinander.
» Herein!«, ruft Hector, der mich dabei aber nicht aus seinem undurchschaubaren Blick entlässt.
Doktor Enzo eilt herein und bleibt sofort wie angewurzelt mit offenem Mund stehen. » Das ist eine Überraschung.«
Nach einem verlegenen Schweigen sage ich: » Vielleicht sind Eure Fähigkeiten sogar noch größer, als Ihr ahntet?«
Sein Blick wandert zwischen mir und Hector hin und her, und er runzelt die Stirn. » Ich muss zugeben, dass ich mir einen recht guten Ruf verdient habe«, meint er nachdenklich. » Aber was ich hier sehe, ist nicht die Folge meiner Bemühungen.«
» Ein Wunder?«, frage ich schwach.
Nun sieht er in ungefähr dorthin, wo mein Nabel sich befindet. » Ihr habt ihn geheilt«, erklärt er und klingt dabei fast anklagend. » Auf irgendeine Weise.«
Ich zucke die Achseln. Darüber will ich nicht reden. Dabei muss ich dringend jemandem erzählen, was geschehen ist. Vater Alentín oder Ximena. Aber nicht Enzo. » Ich bin eingeschlafen. Irgendetwas ist geschehen, bevor ich wieder aufwachte.« Hectors Blinzeln zeigt mir, dass er verstanden hat; er weiß, dass ich nicht die ganze Wahrheit sage. Bevor man mich in dieser Angelegenheit weiter ins Kreuzverhör nehmen kann, verkünde ich: » Jetzt muss ich unbedingt in meine Gemächer zurückkehren. Schließlich sind für das Fest morgen früh noch so viele Dinge zu erledigen. Enzo, bitte sorgt dafür, dass Euer Patient sich ausruht. Ich werde einige Wachleute finden, die mich begleiten.«
Ich bin schon im Gehen begriffen, als ich Enzo fragen höre: » Darf ich diese Begebenheit notieren? Das Journal medizinischer Anomalien wäre fasziniert von…«
Als ich die Tür hinter mir schließe, hallt Gottes Heilige Schrift in meinem Kopf nach. Meine Liebe ist wie ausströmender Duft …
Ich beuge mich leicht vor, schlinge die Arme um meinen Körper vor Erleichterung, vor ungeweinten Tränen, vor Erschöpfung und vor einer Erkenntnis, die so durch und durch erschütternd wie rein ist: Ich bin ganz und gar und rettungslos in den Kommandanten meiner Königlichen Leibgarde verliebt.
Danke, Gott. Danke, dass Du ihn geheilt hast.
Als ich mich wieder aufrichte, merke ich, dass mich einige Wachleute anstarren. Einer von ihnen ist Fernando, der mich mit dem hilflosen Blick eines ängstlichen Hundewelpen ansieht. » Lord Hector…?«, fragt er mit unsicherer Stimme.
» Er wird sich wieder erholen«, antworte ich. » Ich brauche eine Eskorte zu meinen Gemächern.«
Fernando befiehlt den anderen, mich zu begleiten, dann nimmt er wieder seinen Posten ein, die Arme verschränkt, das Gesicht entschlossen. Ich bin nicht die Einzige, die dem Kommandanten bedingungslose Liebe entgegenbringt.
Inzwischen ist es Nacht geworden, und kurz erwäge ich, ins Bett zu gehen, aber ich weiß, dass ich keinen Schlaf finden werde. » Zum Kloster«,
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