Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Werkzeug.
» Wollt Ihr so früh schon aufbrechen?«
Er richtet die Augen auf eine Stelle über meinem Kopf. » Jawohl, Euer Majestät. Das erschien mir vorausschauend.«
» Ihr wolltet gehen, ohne Euch von mir zu verabschieden.«
Nun sieht er mich tatsächlich an und macht sich dabei nicht die Mühe, seine Verwirrung und sein Misstrauen zu verbergen.
Ich dränge ihn weiter. » Ich hatte gedacht… oder vielleicht auch nur gehofft, dass zwischen Euch und mir eine gewisse Verbindung entstanden wäre.«
» Euer Majestät, ich… es tut mir leid, aber ich dachte… wegen letzter Nacht…«
» Euer Gnaden.« Ich erhebe mich von meinem Hocker und biete ihm meinen Arm. » Lasst uns irgendwo hingehen, wo wir uns ungestört unterhalten können.« An Ximena gewandt sage ich: » Wecke Mara. Ich brauche das Zimmer.«
Sie eilt davon. Der Conde und ich folgen etwas langsamer.
Als wir den schlichten Dienstbotenraum betreten, hat sich Mara im Bett aufgesetzt und reibt sich den Schlaf aus den Augen. Sie und Ximena wollen das Zimmer verlassen, aber ich hebe die Hand. » Bleibt.« Dann schließe ich die Tür hinter ihnen.
» Sprecht leise«, befehle ich. » Meine Leibgarde lauscht genau, ob ich auch nicht in Gefahr bin, und ich möchte nicht, dass die Männer irgendetwas von dieser Sache hören.«
» Wovon, Euer Majestät?«, fragt der Conde müde und blickt zu Boden. » Wieso bin ich hier? Wenn Ihr mich strafen wollt, wenn Ihr Rache an mir üben wollt, dann tut das bitte schnell, damit wir es hinter uns haben.«
Ximena und Mara tauschen einen verblüfften Blick.
Da ist etwas an seiner offenen Art, das mir gefällt. » Conde, ich brauche Eure Hilfe.«
Jetzt sieht er mich direkt an. » Meine Hilfe?«
» Wie viele Menschen wissen von Euch und Iladro?«
» Nicht viele. Meine Mutter. Einige Dienstboten.«
» Gut. Ich brauche einen Grund, um…« Beinahe hätte ich gesagt, um zu fliehen. » …um die Stadt zu verlassen und nach Süden zu reisen. Außerdem muss das Quorum– nein, das ganze Land– glauben, dass es mir mit der Suche nach einem Ehemann sehr ernst ist.«
Verständnis blitzt in seinen Augen auf. » Ihr wollt so tun, als seien wir verlobt.«
» Oder zumindest drauf und dran, mit den entsprechenden Verhandlungen zu beginnen. Und das würde natürlich erfordern, dass ich Selvarica besuche und Eure Besitzungen inspiziere.«
» Natürlich. Ich vermute, dass wir nach einer angemessenen Zeit bedauernd zu dem Schluss kommen werden, dass wir nicht so gut zusammenpassen, wie wir zunächst gehofft hatten?«
» Es könnte sich um eine sehr lange Zeit handeln. Aber ja.«
» Und wenn ich nicht zustimme? Werdet Ihr mich dann als den Lügner bloßstellen, der ich bin?«
» Nein.«
Er starrt mich an.
» Das interessiert mich nicht. Falls Ihr mir nicht helfen wollt, dann könnt Ihr gehen.« Ich zucke gleichmütig die Achseln. » Aber falls Ihr jemals etwas über dieses Gespräch verraten solltet, dann werde ich Euch zerstören.«
Er reagiert auf diese Drohung mit einem erleichterten Lächeln, und auch das gefällt mir. Aber dann lehnt er sich gegen den Rahmen von Maras Bett, und sein Blick wird nachdenklich. » Es ist Euch doch klar, dass eine gelöste Verlobung für das Ansehen meines Fürstentums äußerst schädlich wäre? Alle würden das Schlimmste vermuten und davon ausgehen, dass Ihr mich in irgendeiner Hinsicht für zu leicht befunden hättet.«
» Ich bin bereit, Euch dafür einen Ausgleich anzubieten.«
» Ich bin ganz Ohr.«
» Obwohl unsere persönliche Unvereinbarkeit einer Ehe im Wege steht, werden wir beide tiefen, gegenseitigen Respekt und große Zuneigung füreinander entwickeln. Die guten Menschen von Selvarica und ihre wunderbare Art werden mir so ans Herz wachsen, und ich werde so überzeugt davon sein, dass dieses Fürstentum enormes Potenzial besitzt, dass ich gleich nach meiner Rückkehr nach Brisadulce dafür sorgen werde, dass Euer Haus für den offenen Sitz im Quorum nominiert wird.«
Jetzt bleibt ihm der Mund offen stehen. » Ich… ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
» Außerdem verlange ich zwei Stimmen von Euch, wenn Ihr dann Quorumsmitglied seid. Es wird zwei verschiedene Gelegenheiten geben, bei denen Ihr nach meinem Willen abstimmen werdet, ganz gleich, wie Ihr selbst über die betreffenden Punkte denken werdet.«
Er läuft erregt auf und ab. Ich zwinge mich, still und ruhig zu bleiben und ihm Zeit zum Nachdenken zu geben. Aus den Augenwinkeln betrachte ich meine Zofen.
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