Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
prüfe, ob er Anzeichen der verräterischen Kälte zeigt. Aber da ist nichts.
Vorsichtig strecke ich die Hand aus und schiebe die Palmwedel mit den Fingerspitzen auseinander.
In der dahinter liegenden Höhle aus grünen Blättern, durch die überall die Sterne blinken, steht ein Mann. Er dreht mir den Rücken zu und umarmt leidenschaftlich eine zierliche, kleinere Person, die ihre zarten Arme um seinen Hals geschlungen hat.
Ich kann das Kichern nicht unterdrücken, das glucksend aus meiner Kehle dringt.
Das Geräusch lässt die beiden herumwirbeln, und ihre Gesichter heben sich bleich und klar vor dem dunklen Grün ab. Ich ziehe scharf die Luft ein, als ich sie erkenne.
Es ist Conde Tristán. In seinen Armen liegt sein Herold, Iladro.
Sie starren mich entsetzt an. Am liebsten würde ich weglaufen, aber der Schock lässt mich wie erstarrt dastehen.
Resignation spiegelt sich jetzt auf den Zügen des Condes. Ohne den Blick von mir zu wenden, sagt er: » Iladro, mein Lieber, wieso probierst du nicht, ob sich dein Magen mit einem Glas Wasser beruhigen lässt?«
Der Herold löst sich aus der Umarmung, bringt eine panikartige, halbherzige Verbeugung in meine Richtung zustande und hält dann hastig auf den Audienzsaal zu.
Unser Schweigen scheint eine Ewigkeit zu dauern. Dann endlich sagt Conde Tristán: » Euer Majestät, ich schwöre auf die Scriptura Sancta, dass alles, was ich Euch sagte, der Wahrheit entsprach.«
Jetzt bin ich so ungehalten, dass ich meine Stimme wieder finde. » Dass ich betörend schön bin? Dass Ihr mir den Hof machen wolltet?«
» Ja.«
» Mögt Ihr Frauen überhaupt?«
» Nicht auf diese Weise. Aber man muss die Frauen nicht lieben, um Eure Qualitäten zu erkennen.«
Ich schüttele den Kopf. » Alles, was Ihr mir gesagt habt, war eine Lüge. Vielleicht nicht die Worte an sich, aber Ihr habt versucht, mich zu täuschen.« Und das ist ihm auch gelungen. Ich bin ja so naiv.
Der Conde neigt den Kopf und flüstert: » Es tut mir leid, Euer Majestät. Wirklich.« Er seufzt schwer. » Iladro ist meine große Liebe. Aber Conde Eduardo annektiert Stück für Stück meine Ländereien, und mein Fürstentum braucht unbedingt…«
» Ich schlage vor, dass Ihr Euch für heute Abend zurückzieht.«
Der Conde will widersprechen, doch schließlich nickt er. Dann verlässt er die Blättergrotte und verschwindet.
Plötzlich bin ich nicht nur allein, sondern einsam. Lange Zeit stehe ich da, versuche die Tränen hinunterzuschlucken und hole tief Luft, um das Flattern der Erniedrigung, das meine Brust erfüllt, im Zaum zu halten. Ich mache Tristán keinen Vorwurf, dass er seinem Volk in schweren Zeiten helfen will. Aber es tut weh zu erfahren, dass ein Mann mich nicht begehrenswert finden kann. Vielleicht wird das nie jemand tun. Vielleicht niemals im Leben.
Und Hector sowieso nicht.
Vorsichtig, damit ich den Kajal nicht verschmiere, wische ich die Tränen unter meinen Augen weg, dann richte ich mich auf und hebe den Kopf. Nachdem ich mich wieder gesammelt habe, kehre ich zum Eingang und zu meinem Leibwächter zurück.
Er verbirgt nicht, wie erleichtert er über mein Erscheinen ist. » Gerade habe ich Conde Tristán gesehen«, sagt er. » Er ist ziemlich eilig davongerannt. Hat nicht einmal bemerkt, dass ich hier stehe.«
» Wir… wir hatten Streit.«
» Das tut mir leid.«
Ich kann es nicht ertragen, dass er Mitleid für mich empfindet, und daher tue ich das alles mit einer Handbewegung ab. » Es war nichts.«
Aber Hector lässt sich nicht täuschen. Als ich mich bei ihm einhake, legt sich seine freie Hand auf meine und drückt sie leicht. » Geht wieder hinein und tanzt«, sagt er mit Nachdruck.
» Was?«
» Amüsiert Euch. Tanzt mit so vielen Hochzeitskandidaten wie möglich. Lasst Euch unentwegt von ihnen schmeicheln.« Er klingt, als sei ihm das sehr wichtig; etwas Drängendes liegt in seiner Stimme.
» Aber nichts davon ist dann echt. Keiner von ihnen will mich wirklich. Meinen Thron, ja, sicher. Prestige. Eine Eroberung, aber nicht mich.«
Schweigen breitet sich zwischen uns aus, und mir dämmert, dass ich ihm keine bessere Vorlage hätte geben können, um mir nun selbst alberne Komplimente zu machen. Wahrscheinlich hat es sich sogar so angehört, als ob ich danach bettelte.
» Elisa… ich…«
» Ihr habt recht. Ich werde wieder hineingehen und meine Pflicht als Königin erfüllen.« Mit Gewalt lasse ich meine Stimme fröhlich klingen. » Wer weiß? Vielleicht hat Lord Liano ja
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