Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
ich meinen Maiskuchen kaue. Ximena siedet vor Wut, weil sie tatenlos mit der falschen Königin in der Kutsche sitzen muss und nicht in der Lage ist, mich persönlich zu bewachen. Sie hasst es, die ganze Verantwortung Hector zu überlassen.
» Ich hoffe, Ihr habt recht, Lady Ximena«, sagt Hector. » Aber wenn er die Königin einfach nur im Auge behalten wollte, warum hat er dann nicht darauf bestanden, dass eine Delegation seiner Leute mit uns reist? Das passt nicht zusammen. Und dass dieser Franco dabei ist, macht mir Sorgen. Er ist ein verdeckter Ratgeber. Niemand weiß etwas über ihn. Mein Gefühl sagt mir, dass alles nicht so ist, wie es den Anschein hat.«
» Wir hätten mit einer größeren Gruppe aufbrechen sollen«, brummt Ximena.
Hector schüttelt den Kopf. » Für eine größere Gruppe gibt es nicht genug Leute, denen ich vertrauen würde«, entgegnet er. » Besser, der Feind ist dort draußen als mitten unter uns.«
Tristán hat still zugehört und lediglich von Zeit zu Zeit einen Schluck aus seinem Wasserschlauch getrunken. Er verschließt den Behälter nun wieder, setzt ihn im Sand ab und erhebt sich. Das tut er so elegant und geschmeidig, dass er all unsere Blicke auf sich zieht. Sein schönes Gesicht ist ernst, als er sagt: » Mein Vater wurde auf einer Reise wie dieser getötet. Es ist eine ideale Gelegenheit für einen Anschlag. Man kann jedem die Schuld geben, und so ist am Ende nie ein echter Schuldiger zu finden. Ich weiß bis heute nicht, wer meinen Vater umgebracht hat.«
Alle schweigen. Schließlich frage ich: » Wozu ratet Ihr?«
Er zuckt die Achseln. » Ich weiß es nicht. Zur Vorsicht, denke ich. Ich glaube, Lady Ximena ist zu optimistisch, wenn sie hofft, dass der Conde Euch nur beobachten lassen will. Aber ich bin auch nicht davon überzeugt, dass es sicherer für Euch wäre, wenn wir uns aufteilen.«
Ich hole tief Luft. Jetzt muss ich eine Entscheidung fällen, die im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass Menschen getötet werden. Ich oder die falsche Elisa oder jemand, der mir nahesteht. Früher habe ich ständig solche Entscheidungen gefällt, als ich eine bloße Rebellin in der Wüste war. Eigentlich hätte ich erwartet, dass ich mich inzwischen daran gewöhnt hätte.
» Wir haben einen Plan für den Fall, dass wir die Gruppe teilen müssen, oder?«, frage ich.
Hector nickt. » Ja. Aber im offenen Gelände ist er nicht durchzuführen. Wir müssen ein Dorf oder einen Handelsposten erreichen. Besser noch einen großen Hafen wie Puerto Verde.«
» Dann machen wir einstweilen weiter wie bisher. Belén, du wirst unsere Verfolger jede Nacht beobachten, so lange, wie du glaubst, unentdeckt hin und her kommen zu können.«
Er neigt gehorsam den Kopf. » Das kann ich tun.«
» Wenn wir den nächsten Handelsplatz erreichen, werde ich neu darüber nachdenken.«
Dann packen wir unsere Sachen zusammen. Ximena ist sichtbar schlecht gelaunt, als sie wieder in die Lockvogelkutsche steigt.
Als ich mein Zelt einrolle, tritt Hector zu mir. » Heute Nacht«, sagt er, » werde ich vor Eurer Zelttür schlafen. Und dann werden wir ja sehen, ob Belén auch an mir vorbeikommt.«
Ich erstarre, und meine Finger krallen sich in den Zeltstoff. Humberto hat dasselbe getan, um mich vor den anderen zu beschützen. Ich sehe Hector in die Augen. Sein Blick ist fest und entschlossen, aber ich kann nicht sagen, was er denkt. Was Humberto dachte, wusste ich immer.
Hector ist so viel komplizierter, und obwohl er inzwischen kein so großes Geheimnis mehr für mich ist wie zu Anfang, habe ich immer noch das Gefühl, dass ich Jahre damit zubringen könnte, die einzelnen Schichten zu durchdringen und den Menschen kennen zu lernen, der sich darunter befindet.
Als ich ihm nicht sofort antworte, sagt er: » Bitte, erlaubt mir das.«
Einer Sache bin ich mir jedoch sicher: Ich vertraue ihm völlig. » Danke«, bringe ich schließlich heraus. » Ich werde besser schlafen, wenn ich Euch dort draußen weiß.« Und das ist die Wahrheit.
In der Dienstbotenkutsche mitzufahren ist genauso grässlich, wie ich es mir vorgestellt habe. Nach kürzester Zeit tun mir der Rücken und der Hintern weh, weil ich ständig gegen die Holzbank geschleudert werde, und die Hitze macht mich verrückt, denn wir haben absichtlich eine Kutsche gewählt, die nur kleine, noch dazu mit Vorhängen verdeckte Fenster hat. Schweiß bildet sich zwischen meinen Brüsten, tränkt meinen Haaransatz und kringelt die Haarsträhnen, die den Zöpfen
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