Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
Vom Netzwerk:
entkommen sind, zu kleinen Löckchen.
    Dennoch hat die ganze Sache auch zwei sehr angenehme Seiten. Zum einen sitzt Hector neben mir, und unsere Oberschenkel berühren sich jedes Mal, wenn die Kutsche hin und her schwankt. Als ein Rad gegen einen großen Stein prallt, neigt sich das Gefährt, und ich rutsche auf der Bank zur Seite, bis meine Hüfte gegen seine stößt. Und als die Kutsche sich danach wieder aufrichtet, macht keiner von uns Anstalten, vom anderen abzurücken.
    Zum anderen bekomme ich auf diese Weise zum ersten Mal seit Tagen die Möglichkeit, mit Sturm zu sprechen. Er sitzt uns auf der Bank gegenüber, und er ist so groß, dass sein Kopf beinahe das Dach streift. Die Kapuze hat er hier drinnen zurückgeschlagen, und Schweiß schimmert auf seiner fast perfekten Haut. Mit einem getrockneten Palmwedel fächelt er sich Kühlung zu.
    » Genießt Ihr die Reise bisher?«, fragte ich mit recht amüsiertem Unterton.
    Er stößt ein Zischen aus, und seine grünen Augen funkeln– vor Zorn oder vielleicht auch vor Abscheu. Ich kann fühlen, wie sich Hectors Muskeln anspannen.
    Aber ich habe inzwischen keine Angst mehr vor dem Invierno. Mein Verstand sagt mir, ich sollte ihn als Feind betrachten und daran denken, dass er immer noch der Attentäter gewesen sein könnte, der mich in den Katakomben niedergestochen hat. Aber mein Gefühl sagt mir etwas anderes. Vielleicht liegt es an seiner Offenheit, dass ich mich ihm gegenüber sicher fühle. Er gehört zu den wenigen Menschen, die sich niemals die Mühe machen, ihre wahren Gedanken vor mir zu verbergen. Vielleicht ist er sogar der Einzige.
    » Diese Wüste ist gottverdammt«, sagt er.
    » Eurer Volk scheint für die Lebensverhältnisse hier nicht gut gewappnet zu sein«, stelle ich fest.
    » Wirklich nicht, nein. Unsere Haut wird rissig und trocknet aus, und wir bekommen Blasen an den Füßen. Es gibt Tage, da fühlt es sich tatsächlich so an, als würde mein Blut kochen. Mein Versteck in der Höhle hat mir wirklich guten Schutz vor diesem scheußlichen Klima geboten.«
    Ich sehe ihn grimmig an. » Und trotzdem seid Ihr mit vielen Tausend Soldaten durch die Wüste gezogen, um uns zu überrennen.«
    » Nun, wir sind so weit wie möglich im Norden und Süden um die Wüste herummarschiert, aber Ihr habt natürlich recht. Es war eine schwierige Unternehmung. Hunderte sind allein an der Hitze zugrunde gegangen.«
    » Euer eigenes Land ist also im Vergleich wesentlich kühler?«
    » Kühler. Feuchter. Schöner. Tatsächlich in jeder möglichen Weise besser als diese verlassene Einöde, über die Ihr regiert.«
    Ich überrasche mich selbst mit einem Lachen.
    Noch mehr überrascht mich, als ich sehe, dass seine Lippen ebenfalls ein wenig zucken, als ob er zumindest leicht grinsen wollte. » Sagt mir aber doch, Euer Majestät, was verschafft mir heute die fragwürdige Ehre Eurer Gesellschaft?«
    » Ich habe mich danach gesehnt, mich im Lichte Eures Mitgefühls und Eurer guten Laune zu sonnen.«
    » Wieder dieser Sarkasmus. Ich dachte, Ihr würdet mir sagen, dass Ihr Euch entschieden habt, Euch wie ein verängstigtes Kaninchen vor den Reitern zu verstecken, die uns folgen.«
    » Ich verstecke mich wie ein schlaues Kaninchen.«
    » Meint Ihr, dass es sich um die Männer des Condes handelt?«
    » Ja, obwohl ich nicht sicher bin. Einer von ihnen, ein hochgewachsener, ruhiger Mann, ist zuvor mit dem Conde gesehen worden.«
    Er rutscht so abrupt nach vorn, dass unsere Knie zusammenstoßen.
    Hectors Dolch ist augenblicklich an seiner Kehle. » Zurück. Sofort.«
    Sturm rückt von mir ab und beginnt wieder, mit dem Palmwedel zu fächeln. Sein Gesicht verwandelt sich in eine Maske der Ruhe, auch wenn er Hectors Dolch vorsichtig im Auge behält. » Beschreibt mir diese Person«, sagt er.
    Ich versuche, mich möglichst genau an Beléns Worte zu erinnern: groß, das Haar mit Öl zurückgekämmt, von jungem Aussehen, ein enger Berater. Während ich den Mann beschreibe, rollt sich Sturm zusammen und verkrampft sich immer mehr, bis er wie eine in die Enge getriebene Katze wirkt.
    » Was ist denn? Kennt Ihr diesen Mann?«
    » Ich muss verschwinden«, zischt er. » Bei der nächsten Gelegenheit, die sich bietet. Lasst mich am nächsten Handelsposten zurück. Nein, lasst mich gehen, wenn wir einen großen Hafen erreichen. Ich brauche einen belebten Ort, um unterzutauchen. Dann kann ich vielleicht zurückkehren…«
    » Sturm! Kennt Ihr diesen Mann?«
    Er holt tief Luft, und wieder legt

Weitere Kostenlose Bücher