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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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das gewesen! Seines Vaters Offiziere lächelten ihm freundlich zu; manche benahmen sich direkt unterwürfig ihm gegenüber. Wie änderte sich das, als er seinen Dienst als Midshipman antrat! Wie hochfahrend, wie unduldsam waren die Leutnants! Scroggs stand wieder neben ihm. »Bringen Sie diese Order dem Bootsmann, und kommen Sie gleich zurück!« Er drückte ihm ein zusammengefaltetes Stück Papier in die Hand.
    Bolitho nahm seinen Hut auf und ging eilig an dem großen Schreibtisch vorbei. Er war schon beinahe zur Tür hinaus, da ließ ihn die Stimme des Kapitäns erstarren.
    »Wie, sagten Sie, war Ihr Name?«
    »Bolitho, Sir.«
    »Sehr schön. Ab mit Ihnen, und denken Sie an das, was ich gesagt habe!« Conway blickte auf seine Papiere nieder und wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte.
    Als er wieder auf- und den Schiffsarzt ansah, bemerkte er kurz: »Wenn man einen neuen Midshipman zuhören läßt, weiß das ganze Schiff sofort, was man vorhat.«
    Der Schiffsarzt sah ihn ernsthaft an. »Ich glaube, ich kenne die Familie dieses jungen Mannes, Sir. Sein Großvater war mit Wolfe vor Quebec.«
    »Was Sie nicht sagen.« Conway studierte bereits das nächste Schriftstück.
    »Er war Konteradmiral, Sir«, fügte der Schiffsarzt leise hinzu.
    Aber Conway war in Gedanken schon ganz woanders, wie sein gelindes Stirnrunzeln andeutete.
    Der Schiffsarzt seufzte. Kapitäne waren eben völlig unnahbar.

Die Athen
    Kurs Südwest und dann Süd, tagaus, tagein, unter fast pausenloser, knochenbrechender Arbeit. Endlich war die schwere, unbeholfene Gorgo n aus dem engen, schwierigen Ärmelkanal heraus und nahm Kurs auf die berüchtigte Biskaya. Während dieser Zeit schlossen sich Bolitho und seine neuen Kameraden enger aneinander. Sie brauchten ihre vereinte Kraft, nicht nur im Kampf gegen die See, sondern auch, um sich innerhalb des Schiffs zu behaupten. Bolitho hatte einmal gehört, wie Turnbull, der Segelmeister, schwor, das sei für diese Jahreszeit das schlechteste Wetter, an das er sich erinnern könnte; und wenn das jemand sagte, der einige dreißig Winter bei der Königlichen Flotte verbracht hatte, so war das eine ernst zu nehmende Feststellung. Besonders jetzt, da Bolithos vorübergehende Arbeit in der Kapitänskajüte zu Ende war. Marracks Arm, den er sich bei jenem ersten Sturm verletzt hatte, war geheilt, und er tat wieder Dienst als Hilfs- Kapitänsschreiber. Und so hingen Bolitho und Dancer wieder zusammen im Vormast, sobald »Alle Mann« gepfiffen wurde, um Segel zu setzen oder zu reffen.
    Wenn Bolitho ausnahmsweise Zeit fand, über sein Leben auf dem neuen Schiff nachzudenken, dann hatte er dabei eher seinen körperlichen als seinen seelischen Zustand im Sinn. Ständig verspürte er Hunger. Alle Knochen und Muskeln schmerzten vom ewigen Aufentern oder von der Schinderei bei der Geschützausbildung an den schweren Zweiunddreißigpfündern der unteren Batterie. See und Wind hatten sich etwas beruhigt, das Schiff zog unter fast vollen Segeln seinen Kurs nach Süden. Jetzt war die Mannschaft vorwiegend unter Deck beschäftigt und schwitzte Blut und Wasser beim Drill an den schweren, unhandlichen Kanonen. Daß es im unteren Geschützdeck am allerschlimmsten war, lag zu einem erheblichen Teil an dem Leutnant, der dort das Kommando hatte.
    Grenfell, der dienstälteste Midshipman, hatte Bolitho bereits vor diesem gewarnt; und als aus langen Tagen noch längere Wochen wurden und das Schiff seinen Schnabel zwischen Madeira und der marokkanischen Küste hindurchschob, die beide nicht einmal der Ausguck im Mastkorb zu sehen bekam, erhielt der Name des Vierten Leutnants, Mr. Piers Tergorren, des Beherrschers der vierundzwanzig schwersten Geschütze an Bord, eine neue und ganz besondere Bedeutung.
    Der Vierte war ein Mann von massivem Körperbau, mit schwärzlichem Kinn und strähnigem Haar, das eher zu einem Zigeuner oder Spanier gepaßt hätte als zu einem britischen Seeoffizier. Die Decksbalken über dem düsteren Geschützraum waren so niedrig, daß Tergorren ständig in die Knie gehen mußte, wenn er nach vorn oder achtern schritt, um das Laden und Ausrennen jedes einzelnen Geschützes zu kontrollieren. Er war groß, kräftig, aggressiv und hatte keine Geduld ein harter und schwieriger Vorgesetzter. Selbst Dancer, der sich die größte Mühe gab, nicht aufzufallen, der übermäßige Anstrengungen zu vermeiden wußte und seine Kräfte in der Hauptsache fürs Essen und Schlafen aufsparte, hatte gemerkt, daß Tergorren einen

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