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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mit Ihren Männern durch die Hauptluke und durchsuchen das Schiff! Ihr anderen fangt endlich an, diese verdammten Segel zu bergen!«
    Er wandte sich um, als Dancer meldete: »Die Gorgon nimmt wieder Fahrt auf, Sir.«
    »Ja.« In angestrengtem Nachdenken runzelte der Leutnant die Stirn. »Sie wird bis auf Rufweite herankommen. Bis dahin will ich einigermaßen Bescheid wissen, was hier los ist.«
    Es war, als setze man ein zerrissenes Buch wieder zusammen. Dancers Untersuchung ergab, daß die Barkentine Spirituosen geladen hatte, hauptsächlich Rum; aber im Laderaum war nichts mehr, nur in den Ecken standen ein paar leere Fässer aufeinandergestapelt. Auf der Steuerbordreling des Achterdecks, und auch an der Kompaßbussole, fanden sie eingetrocknetes Blut, außerdem Pulverschmauch von Pistolenschüssen.
    Der einsame Leichnam in der Kajüte mußte der Kapitän sein; vermutlich war er unter Deck geeilt, um sich zu bewaffnen oder Wertgegenstände zu retten oder auch bloß, um sich zu verstecken. Sicher war nur, daß er brutal ermordet worden war.
    Bolitho hörte, wie Tergorren zum Bootsmannsmaat sagte: »Muß eine Meuterei gewesen sein die Schufte haben alle umgebracht, die nicht mitmachen wollten, und dann das Schiff aufgegeben.« Aber die beiden Boote der Schonerbark waren noch immer an Deck festgelascht.
    Dann, als bereits die mächtige Segelpyramide der Gorgon achteraus heranglitt, entdeckte Heather, einer von Dancers Männern, etwas Neues. Kurz hinter dem Hauptladeraum hatte ein Geschoß die Schiffswand getroffen, und wenn der Rumpf in ein tieferes Wellental eintauchte, konnte man es noch in der Beplankung stecken sehen. Bolitho beugte sich über die Wanten hinaus und sah den schwarzen, scharfzackigen Fleck wie ein böses Auge glänzen.
    Bedächtig sagte Tergorren: »Muß wohl ein Pirat oder so gewesen sein. Als die Barkentine nicht beidrehen wollte, hat er ihr einen Schuß verpaßt und sie dann geentert.« Er zählte die einzelnen Punkte an seinen spatenförmigen Fingern ab.
    »Zweitens die Mannschaft abgeschlachtet und über Bord geworfen. Haifische gibt's hier ja genug. Drittens die Ladung übernommen, und viertens wieder abgelegt.«
    Nervös wandte er sich um, als Dancer fragte: »Aber warum haben sie das Schiff nicht selbst übernommen, Sir?«
    »Darauf wollte ich gerade kommen«, sagte er ärgerlich. Er gab jedoch keine weiteren Erklärungen. Statt dessen legte er die Hände an den Mund und begann, seine Meldungen zur Gorgo n hinüberzurufen.
    Über den schmalen Streifen Wasser hörte Bolitho Verlings Antwort, die er durchs Sprachrohr gab: »Suchen Sie weiter, und bleiben Sie in Lee.«
    Damit wollte er wahrscheinlich Zeit gewinnen, um sich in Seehandbüchern und Schiffsregistern über die Schiffahrt in diesen Gewässern zu informieren. Die Athe n war offensichtlich kein neues Schiff und mußte im westindischen Rumhandel bekannt sein.
    Bolitho erschauerte bei der Vorstellung, er könne plötzlich, allein auf sich gestellt, einem Angriff blutdürstiger, schwerbewaffneter Enterer ausgesetzt sein.
    »Wir gehen wieder achtern unter Deck!« befahl Tergorren kurz. Er schritt zum Niedergang; Bolitho folgte ihm.
    Obwohl er darauf vorbereitet war, erschütterte ihn der Anblick ebenso wie beim erstenmal. Er versuchte, dem Toten nicht ins Gesicht zu sehen, als Tergorren nach kurzem Zögern dessen Taschen zu durchsuchen begann. Logbuch und Seekarten der Athe n waren nicht mehr da, wahrscheinlich hatten die Piraten sie über Bord geworfen; aber in einer Ecke der durchwühlten Kajüte, fast unter der Koje verborgen, fand Tergorren einen leinenen Briefumschlag. Er war leer, doch der Name des Schiffsagenten in Martinique war deutlich lesbar aufgedruckt. Besser als nichts.
    Der Leutnant stellte einen umgeworfenen Stuhl wieder auf und setzte sich gewichtig hin, und noch im Sitzen streifte sein Kopf beinahe die Decksbalken. So blieb er einige Minuten und starrte auf den Leichnam. Das Nachdenken mußte ihn anstrengen; seine Miene war finsterer als je.
    »Ich glaube, Sir«, sagte Bolitho, »es muß noch ein drittes Schiff dagewesen sein. Die Angreifer oder Piraten müssen seine Segel gesichtet haben und dann geflohen sein, weil sie wußten, daß man sich zunächst für dieses Schiff hier interessieren würde.«
    Einen Augenblick lang dachte er, Tergorren hätte ihn überhaupt nicht gehört.
    Dann aber sagte der Leutnant ganz sanft: »Wenn ich Ihre Hilfe brauche, Mr. Bolitho, werde ich Sie darum ersuchen.« Er blickte auf; seine

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