Die Feuertaufe
All ableiten zu können.
Zwischen den diversen Grenzflächen finden sich die sogenannten Streuschichten. Deren Hauptfunktion besteht darin, einen einkommenden Energiestrahl weiter zu defokussieren und entsprechend die Zielpunktgröße zu steigern. Tatsächlich nehmen diese Schichten, wie sich im Querschnitt leicht erkennen lässt, einen Großteil des Gesamtvolumens einer Panzerung ein, während sich ein Großteil der Gesamtmasse der Panzerung in den dünneren, aber deutlich dichteren Grenzflächen konzentriert. Zusätzlich zu diesen Schichten, die für den strukturellen Zusammenhalt sorgen und die Widerstandsfähigkeit der Panzerung gegenüber auftreffender kinetischer Energie erhöhen, finden sich in zahlreichen Panzerungsmaterialien noch eigene Strukturschichten. Diese versteifen und verstärken die Panzerung und sorgen für den Halt an der eigentlichen Panzerstahlwandung des Schiffes. Während diese Schichten normalerweise keine direkte Rolle dabei spielen, Schutz vor einem auftreffenden Energiestrahl zu bieten, erfüllen sie die dritte Funktion einer jeden Panzerung: Sie sorgen für den strukturellen Zusammenhalt der Außenhaut des Schiffes auch bei Fahrt unter Impellerantrieb. Wurde bei einem Schiff die Panzerung der Außenhaut ernstlich beschädigt, so ist bei jeglichem Beschleunigungsmanöver äußerste Vorsicht geboten.
Es gibt buchstäblich Hunderte verschiedener Nanokonstruktionstechniken zu Produktion und Formgebung von Panzermaterialien, doch eine davon verdient im Rahmen dieser Abhandlung besondere Erwähnung. Hin und wieder nutzen Konstrukteure besondere Strukturen an der Oberfläche der Panzerung, um einen Teil des einfallenden Strahls ins All zu reflektieren. Am häufigsten werden dabei sogenannte »Oberflächenspiegel« verwendet. Diese winzigen auch für Röntgenstrahlung nicht transparenten Spiegel werden dadurch erzeugt, dass man höchst absorptionsfähige Materialschichten verwendet, die durch transparente Abstandshalter voneinander getrennt werden. Der Abstand beträgt dabei exakt die Wellenlänge des einkommenden Strahls – aus diesem Grund ist Präzisionsarbeit erforderlich. Verständlicherweise ist diese Vorgehensweise nur dann möglich, wenn die Wellenlänge des vom Angreifer verwendeten Waffensystems genau bekannt ist. Aus diesem Grund unterliegen die Wellenlänge sowie andere Informationen, die zur Effizienzsteigerung der Abwehr hilfreich sein können (etwa die genaue Zusammensetzung des Filamentmaterials) der Geheimhaltung. Die Verwendung von Oberflächenspiegeln wird zunehmend weniger sinnvoll, wenn die Wellenlänge der einkommenden Strahlung abnimmt, und selbst unter Idealbedingungen wird nicht allzu viel Energie reflektiert. Zudem ist der Produktionsprozess aufgrund der bei der Positionierung der einzelnen Spiegel erforderlichen Präzision äußerst zeitaufwändig, und die verwendeten Materialien sind gemeinhin recht kostspielig. Trotzdem bedient man sich auch heute noch dieser Technik, vor allem dort, wo die Gefahr besteht, dass ein Energiestrahl auf den nackten Schiffsrumpf trifft, beispielsweise bei den Hammerköpfen von Kampfschiffen. In einem solchen Falle ist jedes einzelne reflektierte Photon hilfreich. Ist oberflächenverspiegelte Panzerung jedoch auf die falsche Wellenlänge eingestellt, so kann man mit Fug und Recht von Massen- und Produktionsaufwandsverschwendung sprechen.
Panzerungsmaterialien
Panzerungsmaterialien werden nach ihrer Funktion, wie oben beschrieben, in verschiedene Klassen eingeteilt: Man spricht von Grenz-, Streu- und Strukturmaterial. Es ist ein Gebot der Wirtschaftlichkeit, dass man das Material, das letztendlich verwendet wird, stets danach auswählt, wofür es verwendet werden kann. Kosten-Nutzen-Rechnungen sind gerade zu Kriegszeiten eine unbedingte Notwendigkeit, und es nutzt keiner Navy, eine Panzerung zu konstruieren, die sie sich nicht leisten kann. Selbst im Kontragrav-Zeitalter ist es immens kostspielig, auf Planeten schwere Elemente im Multi-Millionen-Tonnen-Maßstab abzubauen und sie dann auf Orbitalwerften zu schaffen, um daraus schließlich Panzerungsmaterial zum einmaligen Gebrauch zu fertigen. Für die Legierungen und Verbundwerkstoffe, die für Panzerungen und andere Schiffsbau-Materialien in großem Maßstab verwendet werden, nutzt man meist Elemente, die häufig in Asteroiden gefunden werden. Aus diesem Grund werden in den meisten Panzerungsmaterialien bevorzugt Silicium, Kohlenstoff, Aluminium, Titan, Eisen und dergleichen
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