Die Feurige Braut Des Highlanders
Hartem, Kaltem.
Ob Stein oder festgestampfte Erde, es umfing sie mehr, als dass es schmerzte. Aber die Dunkelheit war erdrückend. Undurchdringlich und unerbittlich umgab sie Gelis wie ein großes schwarzes Leichentuch und schien immer stärker auf sie einzudringen, bis sie zu ersticken glaubte.
Gelis.
Der Mann rief wieder ihren Namen, mit tiefer, jetzt lauterer Stimme.
Plötzlich lichtete sich das Dunkel ein wenig, aber sie befand sich immer noch an einem engen, kleinen Ort, an dem es schrecklich stickig war und kalt.
Fröstelnd zog Gelis die Knie an, erfüllt von der Angst vor dem wabernden grauen Nebel und der Gewissheit, dass dies ein verlassener, verfluchter Ort war. Aus Stein gemeißelt und still wie ein Grab griff seine Leere nach ihr und umklammerte sie mit kalten Fingern, als wäre sie die einzige Rettung.
Und dann war er da.
Wie vor ihrem Sturz kniete er, und wie in ihrer anderen Vision war er ohne seinen goldenen Halsreif, und auch seine geliebten Gesichtszüge schienen verändert - schienen nicht die zu sein, die sie so gut kannte. Aber dennoch waren sie ihr schmerzlich vertraut.
Das schwarze Haar war das Gleiche, schulterlang und dicht und glänzend, ebenso seine Augen, die von einem inneren Feuer glühten. Aber Gelis wusste instinktiv, dass die in ihnen brennende Leidenschaft nicht ihr galt.
Dieser Mann war nicht der Rabe.
Und seine Bedürfnisse waren zwar leidenschaftliche, aber ... andere.
Es war ein brennendes Verlangen, das nicht von dieser Welt war und aus weiter, weiter Ferne nach ihr rief, obwohl er immer noch vor ihr kniete und seine ausgestreckten Arme ihr so nahe waren, dass sie seine Hände hätte ergreifen können.
Wenn es ihr möglich gewesen wäre, sich zu bewegen.
Aber sie konnte ihn nur anstarren, denn der eisige graue Nebel hielt sie so fest umklammert, dass sie sich weder rühren noch schreien konnte.
Und dann kniete er plötzlich so nah vor ihr, dass sie den kalten, muffigen Geruch von Erde und Gestein wahrnehmen konnte, der von ihm ausging.
Gelis fröstelte, als seine Kälte auf sie übergriff und ihr bis in ins Mark drang.
Sein Blick schien sie zu durchbohren und in die tiefsten Winkel ihrer Seele einzudringen, als plötzlich ein großer Stein in seinen Händen erschien. Er war flach und rund und sah ganz normal aus, bis er zu glühen und zu pulsieren anfing und Gelis mit seiner Hitze zu versengen drohte.
»Ich flehe Euch an ...« Die Stimme des Mannes dröhnte ihr in den Ohren.
Er hatte sich aufgerichtet und beugte sich jetzt über sie, den Stein an seine Brust gepresst. »Befreit den Raben«, bat er, und die Worte schienen Gelis hoch in die Luft zu heben, sie weiter und immer weiter von ihm fort zu tragen.
Befreit den Raben ...
Sie hörte die Bitte wieder und wieder, die drei Worte begleiteten sie auf ihrem Weg nach oben, bis sie schließlich wieder fiel und durch das Dunkel raste. Dieses Mal endete ihr Fall auf etwas Warmem, Weichem.
Verwirrt schlug Gelis die Augen auf, und er war immer noch bei ihr.
Wie schon einen Moment zuvor beugte er sich über sie, aber der Stein war nicht mehr da, und der vertraute Goldreif lag schimmernd um seinen Hals.
Sie befand sich nicht mehr in dem engen, muffigen, von Steinmauern umgebenen Raum, sondern lag in ihrem Bett aus dunklem Eichenholz, war umgeben von Pelzen und Seide, war sicher und geschützt.
Trotzdem stockte ihr der Atem, als sie durch einen Spalt in den Brokatvorhängen spähte und wohl ein Dutzend echter Wachskerzen in eisernen Wandhaltern brennen sah.
Sie wäre jede Wette eingegangen, dass dies das Schlafzimmer des Raben war, trotzdem suchte sie die Schatten ab, um wirklich sicher sein zu können.
Sie sah die vertrauten Wandbehänge und Bärenfellteppiche, sah ihre Kleidertruhen, unordentlich aufeinandergestapelt und noch nicht ausgepackt.
Ihr gegenüber brannte ein anheimelndes Feuer im Kamin, vor dem Buckie lag und die Wärme genoss. Entspannt ruhte sein Kopf auf den Pfoten, aber dennoch schaute er aus seinen trüben Augen unverwandt zum Bett hinüber, wach und aufmerksam.
Gelis' Herz zog sich zusammen, als sie den Hund dort liegen sah, und eine Erinnerung, die sie nicht einordnen konnte, trieb ihr die Tränen in die Augen.
Aber der wahre Grund für die Träne, die ihr über die Wange lief, war der Mann, der sich über sie beugte und ihr so liebevoll das Haar streichelte.
Denn es war ein liebevolles Streicheln.
Und der Ausdruck in seinen Augen besagte alles.
»Ronan.« Ihre Stimme brach bei seinem
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