Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen
vermochte nichts mehr zu erwidern. Zu schlimm waren die Schläge, die er hatte einstecken müssen. Jetzt ließ sich der Schaden bestenfalls noch begrenzen.
„Dann flieg doch wenigstens mit meinem Jet.“
„Wozu dieses ritterliche Angebot? Damit du kontrollieren kannst, wo ich bin? Nein danke.“
Noch immer begriff er nicht, wie sich ihr bedingungsloses Vertrauen in solches Misstrauen hatte verkehren können. Es lähmte ihn, ohne ihren Glauben an ihn leben zu müssen.
Er atmete tief aus. „Nicht genug, dass du mir wer weiß welche Schandtaten zutraust, du hältst mich anscheinend auch für ziemlich dumm. Wenn ich wissen möchte, wo du bist, finde ich es heraus. So oder so.“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Auch ich habe Mittel und Wege.“
„Lässt du mich wenigstens wissen, ob du wohlbehalten angekommen bist?“
„Wie rührend!“ Sie streifte seine Hand von ihrem Arm und wandte sich ab. Bevor sie außer Hörweite war, sagte sie noch: „Zum Thema ‚wohlbehalten‘: Wie sagt man hier in der Gegend? Ein geschlachtetes Schaf kümmert es nicht, was mit seinem Fell passiert.“
Zutiefst erschüttert von Marams Verzweiflung, lehnte sich Amjad in seiner Limousine zurück. Nach alldem durfte er nicht damit rechnen, dass sie mit der Zeit die Dinge – und ihn – mit anderen Augen sah. Im Gegenteil, ihr Schmerz würde nur noch größer werden.
Als Hassan angerufen hatte, hatte er ihm gesagt, dass er gegen Ossaylan mit Waffengewalt vorgehen müsse. Ansonsten würde ihr Vater bei der Festwoche, bei der die Kronjuwelen gezeigt wurden, seinen Thron los sein.
Daraufhin hatte Hassan gescherzt, dass dann auch er, Amjad, als Kronprinz seinen künftigen Thron los sein würde.
Aber er hatte ihm mit unmissverständlichen Worten klargemacht, wie wenig ihn das interessierte.
Er hatte Maram verloren. Kein anderer Verlust, wie schwer auch immer, konnte so schlimm sein.
Da klingelte sein Handy. Sicher wieder Hassan. Mit ihm würde er im Palast gleich persönlich reden.
Aber das Klingeln hörte nicht auf. Schließlich nahm er den Anruf an: „Was gibt es denn so Dringendes, Hassan, dass du mich ständig nervst …“
„Als ältester Bruder bist du genauso fürsorglich wie sonst auch.“
„Maram.“ Mehr brachte er nicht heraus. Er schwankte zwischen Hoffnung und Furcht.
„Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich zu meinem Vater zurückgehe.“
Eine Entscheidung, die tausend Fragen aufwarf. Vor allem aber war er erleichtert. So wusste er wenigstens, wo sie war, und er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass ihr etwas zustoßen würde.
Da versetzte sie ihm einen weiteren Schlag. „ Reingefallen. Wie fühlst du dich jetzt?“
10. KAPITEL
Amjads Herz schlug schneller: Maram machte wieder Witze!
Seine Augen brannten, und zum ersten Mal seit seiner Kindheit wurden sie feucht. Gerade noch rechtzeitig schloss er sie. „Besser, als ich es verdiene. Dass du mit mir redest! Auch wenn du dich nur über mich lustig machst.“
„Du hast es mir abgekauft?“, fragte sie mit tonloser, leerer Stimme. „Die ganze Sache mit meinem Zusammenbruch?“
„Allerdings. Es kam mir alles sehr echt vor.“ Er rechnete mit ihrem Spott, als er das sagte.
Aber sie antwortete nur: „Schade, dass man dir nichts vormachen kann. – Du glaubst also nicht, dass ich dich reingelegt habe, oder?“
„Damit ich dich freilasse und du zusammen mit deinem Vater weiter Pläne schmieden kannst? Nein. Keine Sekunde habe ich das geglaubt.“
„Dann bist du nicht so schlau, wie ich gedacht habe. Ein paar gezielt eingesetzte Berührungen und ein paar Krokodilstränen haben gereicht, um dich in die Irre zu führen.“
„Ein paar? Es war die reinste Tränenflut. Die einem Mann den Boden unter den Füßen wegreißen kann.“
„Interessant, dass du es so philosophisch siehst.“
Herrlich, endlich wieder ein Wortgeplänkel mit ihr! „Du hättest mich schlagen sollen, Maram. Oder noch besser: Mir den viel zitierten stumpfen Gegenstand über den Schädel hauen.“
„Nur um meinen angeblichen Seelenschmerz zu unterstreichen? Ich glaube, du hast mir nicht richtig zugehört. Wahrscheinlich bist du schon seit deiner Jugend für alles taub, bis auf deine eigene innere Stimme.“
„Ich habe dir besser zugehört, als du denkst. Ich mag als unverbesserlich gelten, aber du hast dir so viel Mühe mit mir gegeben, dass du meinen Panzer durchdrungen hast. Und ich schwöre dir, dass ich, was dich betrifft, nie mehr in alte Muster zurückfalle.
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