Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen
und schwiegen.
Verschiedener als diese beiden konnten Zwillinge nicht sein. Lange hatten sie so getan, als würde der jeweils andere nicht existieren, abgesehen von Situationen, in denen es darauf angekommen war, dass alle Brüder zusammenstanden. Zum Beispiel, als das Konzil gegen die Ehe von Amir und Johara interveniert hatte.
Die Zwillinge sahen einander an. Vor ihrem inneren Auge zogen Szenen voll Liebe und Freundschaft, voll Bitterkeit und Rivalität vorüber. Es war, als wollten sie sich der Stärken des jeweils anderen versichern, um damit fertig zu werden, wie tief ihre Welt nun erschüttert und wie grundlegend ihr Leben verändert war.
Wie nach einer unausgesprochenen Übereinkunft wandten sie sich den anderen zu. Haidar sah Maram leidend an.
Sie ging zu ihm.
„Mir tut das Ganze auch leid, Maram“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Amjad war egal, dass für Haidar eine Welt zerbrochen war. Er sollte nur die Hände von Maram lassen!
„Worauf wartest du?“, fragte Jalal in diesem Moment. „Bringen wir es hinter uns.“
Es gelang ihnen, Königin Sondoss zu überraschen und ohne Zwischenfall zu verhaften. Fast ging alles ein bisschen zu einfach.
Maram betrachtete die Königin mit ihrer makellosen Figur. Man hätte die Vierundfünfzigjährige leicht für eine attraktive Vierzigjährige halten können. Ihr Name stand für luxuriöse Seide, auch wenn scharf geschliffener Stahl ihrer Persönlichkeit besser entsprach.
Da begriff Maram, dass die Situation weit schwieriger war, als es den Anschein hatte.
Natürlich hatte Sondoss bestürzt reagiert, als die Aal Shalaan Männer – einschließlich König Atef – in ihre Gemächer eingedrungen waren. Aber der erste Schreck legte sich bereits wieder. Und die Königin würde mit ihrem brillanten Verstand ganz sicher auch diesmal eine Lösung finden.
Gelassen stand sie von ihrem Computer auf und ging voraus aus dem Zimmer. Dabei warf sie Maram einen vernichtenden und zugleich mitleidigen Blick zu.
Während sie befragt wurde, betrachtete sie ihre perfekt manikürten Hände. Ihre Miene ließ keinerlei Gefühle erkennen. Nur die Augen funkelten vor Bosheit.
Haidar und Jalal, die begriffen, dass sie von sich aus niemals verraten würde, wo die Juwelen waren, hofften, dass sie es ihnen zuliebe doch sagen würde.
Aber Sondoss sah sie nur an wie zwei Schuljungen, die um Süßigkeiten bettelten. Mit rauer Stimme sagte sie: „Bedankt euch später bei mir.“ Dann wandte sie sich den anderen zu. „Sperrt mich nur ein. Dann sitze ich in meiner Zelle bis zum Festtag, an dem ihr keine Kronjuwelen vorweisen könnt. Damit seid ihr sowieso erledigt. Der neue Machthaber wird wie üblich eine Generalamnestie ausrufen, und ich komme frei. Es kann sein, dass ich nicht Königin bleibe, aber mit dem Schatz kann ich mir ein neues Reich kaufen. Und selbst wenn nicht, reicht es, um euch das Leben schwer zu machen. Thron und Königreich seid ihr jedenfalls los.“
11. KAPITEL
Aus Tagen wurden Wochen, während Amjad und seine Brüder nichts unversucht ließen, um herauszufinden, wo die Königin den Kronschatz versteckt hatte. In der Zeit blieb Maram im Palast.
Amjad nutzte jede Gelegenheit, in ihrer Nähe zu sein. Aber zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass sie sich immer mehr mit Haidar abgab.
Eigentlich hatte er ihr Zeit lassen wollen, bis alles wieder ins Lot kam. Und er sah auch ein, dass er Strafe verdient hatte. Aber nun hielt er es kaum noch aus, wenn Maram und Haidar einander in die Augen sahen.
Natürlich, die beiden waren gute Freunde, und sie war in dieser schwierigen Zeit für ihn da und tröstete ihn.
Aber Amjad hatte nicht vor, tatenlos abzuwarten, bis sie sich gegenseitig in die Arme fielen. Das durfte er nicht zulassen. Schon Haidar zuliebe nicht. Er würde seinen jüngeren Bruder ungern umbringen.
„Maram, halte dich von Haidar fern.“
Sie hatte Amjad schon bemerkt, als sie eingetreten war, hatte seine Nähe, gleich der eines lauernden Tigers gespürt, noch ehe sie ihn in der Dunkelheit gehört hatte.
Als sie das Licht eingeschaltet hatte, sah sie ihn, auf einen Ellbogen gestützt, auf dem großen Bett liegen, in dem sie sonst immer alleine schlief.
Sein Anblick ließ ihr fast den Atem stocken. Er sah einfach großartig aus.
Sein cremeweißes Hemd, das aufgeknöpft war, bildete einen umwerfenden Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut, die ihr an ihm so gut gefiel. Seine Jacke hatte er achtlos zu Boden geworfen. „Sonst könnte es sein, dass
Weitere Kostenlose Bücher