Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
Vom Netzwerk:
Boden.

21
    Ich folgte Gemma und ließ mich lautlos aus der Specter fallen. Sie verschwand in der dickflüssigen, dunklen Planktonmasse, doch in ihrem Kielwasser blieb eine Linie aus grünem Licht zurück. Ich entdeckte, dass auch um mich herum helle Leuchtspuren entstanden, verursacht von Fischen, die an mir vorbeihuschten. Mist! Wenn das Plankton aufgewirbelt wurde, begann es zu leuchten. Ich schwamm schnell hinter Gemma her und hinterließ mit jedem Schwimmzug schimmernde grüne Wirbel in der Dunkelheit. Der Anblick war wirklich wunderschön – er verriet aber auch unser Versteck. Ich sandte ein paar Klicks über meine Schulter. Soweit ich feststellen konnte, waren noch keine Outlaws hinter uns her.
    Wir tauchten auf und schwammen an dem Wall aus Schutt entlang, bis wir den Durchlass im Zaun entdeckten, den Pretty erwähnt hatte. Der Schutt war glitschig vor lauter Schlamm und Felsenrotz, was das Klettern ziemlich erschwerte, doch schließlich erreichten wir das obere Ende der Mauer und schlüpften durch das Loch im Stacheldraht.
    Auf der anderen Seite des Zaunes hing eine Seilbrücke über dem Wasser, die von der Schuttmauer bis zu den Überresten eines eigentlich dreistöckigen Gebäudes führte. Die unteren beiden Etagen waren jedoch überflutet. Wir kletterten über die Seilbrücke bis in das verlassene Gebäude.
    Es gab weder Scheiben in den Fenstern noch Innenwände. Wahrscheinlich waren die Wände schon vor langer Zeit eingerissen worden, um an die Holzbalken zu kommen. Während wir durch große Pfützen zur anderen Seite des Gebäudes wateten, fragte ich mich, was es früher einmal gewesen war. Vielleicht eine Bank oder ein Rathaus. Dem kunstvollen Marmorfußboden nach zu urteilen, musste es etwas Wichtiges gewesen sein. Jetzt wuchs hohes Unkraut aus allen Ritzen und Ratten huschten durch die Gegend.
    »Warte«, sagte ich und verlangsamte meinen Schritt. »Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich dachte … Mir war nicht klar, dass du sie anschwindelst. Auf der Specter, meine ich.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Du hast wohl vergessen, wie sehr ich deine Eltern mag und dass ich sie finden will?«
    »Ich …« Ich wollte ihr versprechen, dass ich nie wieder an ihr zweifeln würde. Doch ich war nicht sicher, ob sie mir das glauben konnte. »Es tut mir leid.«
    »Vergiss es.« Sie schien nicht beleidigt zu sein. »Ich bin eine gute Lügnerin und du bist darauf hereingefallen. Genau wie mein Bruder, dabei kann er Menschen gut durchschauen.«
    »Ich bin schlecht darin«, gab ich zu.
    Sie lächelte. »Wir sollten uns lieber ein bisschen beeilen. Inzwischen werden sie herausgefunden haben, dass wir nicht mehr an Bord sind.«
    Sie lief durch das zerfallene Gebäude und ich folgte ihr, fühlte mich dabei aber immer noch schuldig, weil ich nicht an sie geglaubt hatte.
    Vor uns war ein Teil der Wand herausgeschlagen. Eine Strickleiter baumelte vor der Öffnung. Wir würden auf das Dach klettern müssen, um zu einer weiteren Seilbrücke zu gelangen, die über die Lagune gespannt war.
    »Findest du, dass das sicher aussieht?« Sie rüttelte an der Leiter und runzelte die Stirn. »Die ist schon mal ganz und gar nicht sicher.«
    Ich folgte der provisorischen Brücke mit den Augen, bis sie an einer Plattform bei den verankerten Booten endete. »Kein bisschen«, stimmte ich ihr zu. Das Wasser sah dagegen viel einladender aus – es war kristallklar und nicht mehr als sechs Meter tief.
    Ich lehnte mich über den Rand des Gebäudes und entdeckte eine ehemalige Straße mit verrosteten und von Algen bedeckten Autos unter der Wasseroberfläche. »Es würde schneller gehen, wenn wir schwimmen.«
    Ich drehte mich zu Gemma um, die gerade dabei war, das Netz aus Seilbrücken genauer unter die Lupe zu nehmen, das über die Überreste der gesamten Stadt gespannt war. »Die Brücken führen alle zum Markt«, stellte sie fest.
    »Lass uns versuchen, noch vor Sonnenuntergang dort zu sein.« Uns blieb also nicht mehr viel Zeit. Wenn wir uns bei Nacht durch das Labyrinth aus halb überschwemmten Ruinen schlängeln müssten, wäre das selbst mit meiner Dunklen Gabe eine Herausforderung.
    »Also gut«, sie griff nach hinten, um ihren Helm überzuziehen, »lass uns schwimmen.«
    »Das würde ich euch nicht raten«, warnte eine Stimme hinter uns. »Ihr seid jetzt innerhalb des Walls.«
    Ich wandte mich um und sah einen groben Kerl mit einem schweren Sack durch die Pfützen stapfen. Das war eindeutig ein Surf. Im ersten Moment wirkte er

Weitere Kostenlose Bücher