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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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mir Sorgen um sie. Wenn dieser Kerl sie schlägt, dann muß man ihn daran hindern. Wenn ich hier herauskäme, würde ich es selbst tun.«
    »Du wirst es.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Mitch legte einen Finger auf die Lippen und nickte langsam. Ray lehnte sich vor und schaute ihn unverwandt an.
    Mitch sprach leise. »Español. Hable despacio.« Spanisch.
    Sprich langsam.
    Ray lächelte ein wenig. »Cuándo?« Wann?
    »La semana próxima.« Nächste Woche.
    »¿Qué día?« An welchem Tag?
    Mitch dachte eine Sekunde lang nach. »Martes o miércoles.«
    Dienstag oder Mittwoch.
    »¿Qué tiempo?« Um welche Zeit?
    Mitch lächelte, zuckte die Achseln und schaute sich um.
    »Was macht Abby?« fragte Ray.
    »Sie ist seit ein paar Wochen in Kentucky. Ihre Mutter ist krank.« Er sah Ray an und sagte leise: »Vertrau mir.«
    »Was fehlt ihr denn?«
    »Eine Lunge wurde herausoperiert. Krebs. Sie war zeitlebens eine starke Raucherin. Du solltest damit aufhören.«
    »Das werde ich tun, wenn ich jemals hier herauskomme.«
    Mitch lächelte und nickte langsam. »Du hast mindestens noch sieben weitere Jahre vor dir.«
    »Ja, und Flucht ist unmöglich. Gelegentlich versucht es einer, aber er wird entweder erschossen oder wieder eingefangen.«
    »James Earl Ray ist über die Mauer gegangen, nicht wahr?«
    Mitch nickte langsam, als er diese Frage stellte. Ray lächelte und beobachtete die Augen seines Bruders.
    »Aber sie haben ihn erwischt. Sie holen sich einen Haufen Einheimische mit Bluthunden, und dann wird es verdammt ungemütlich. Ich glaube nicht, daß schon einmal einer, der über die Mauer ging, lebendig aus den Bergen herausgekommen ist.«
    »Reden wir von etwas anderem«, sagte Mitch.
    »Gute Idee.«
    Zwei Wachmänner standen hinter der Reihe von Besucherkabinen am Fenster und betrachteten einen Stapel schmutziger Fotos, die jemand mit einer Polaroidkamera aufgenommen und durch die Wachstube
    hindurchzuschmuggeln versucht hatte. Sie kicherten und kümmerten sich nicht um die Besucher. Auf der Seite der Gefangenen wanderte ein einzelner Wachmann mit einem Schlagstock gemächlich hin und her.
    »Wann kann ich mit kleinen Nichten und Neffen rechnen?«
    fragte Ray.
    »Vielleicht in ein paar Jahren. Abby will von jeder Sorte eins, und sie würde am liebsten gleich damit anfangen, aber ich bin noch nicht so weit.«
    Der Wachmann ging hinter Ray vorbei, beachtete ihn aber nicht. Sie starrten sich an, versuchten beide, in den Augen des anderen zu lesen.
    » Adonde voy?« fragte Ray schnell. Wohin gehe ich?
    »Perdido Beach Hilton. Vorigen Monat waren wir auf den Caymans. Abby und ich. Hatten einen wundervollen Urlaub.«
    »Nie davon gehört. Wo ist das?«
    »La der Karibik, südlich von Kuba.«
    »¿Qué es mi nombre?« Was ist mein Name?
    »Lee Stevens. Wir haben ein bißchen geschnorchelt. Das Wasser ist warm und grandios. Die Firma besitzt zwei Apartments direkt an der Seven Mile Beach. Ich brauchte nur den Flug zu bezahlen. Es war herrlich.«
    »Besorg mir ein Buch. Ich möchte etwas darüber lesen.
    Pasaporte?«
    Mitch nickte mit einem Lächeln. Der Wachmann blieb hinter Ray stehen. Sie unterhielten sich über die alten Zeiten in Kentucky.
    In der Abenddämmerung parkte er den BMW auf der dunklen Seite eines Einkaufszentrums in einem Vorort von Nashville. Er ließ den Zündschlüssel stecken und verschloß die Tür. Er hatte einen Ersatzschlüssel in der Tasche. Massen von Leuten, die Ostereinkäufe machen wollten, drängten sich durch die Türen von Sears. Er mischte sich unter sie. Drinnen tauchte er in der Herrenabteilung unter, sah sich Socken und Unterwäsche an und behielt gleichzeitig die Tür im Auge.
    Niemand Verdächtiges. Er verließ Sears und schob sich schnell durch das Gedränge in dem Einkaufszentrum. Ein schwarzer Baumwollpullover im Schaufenster eines Herrenausstatters erregte seine Aufmerksamkeit. Er ging hinein, probierte ihn an und erklärte, er gefiele ihm so gut, daß er ihn gleich anziehen wollte. Als der Verkäufer sein Wechselgeld auf den Tresen legte, suchte er in den Gelben Seiten nach der Nummer eines Taxiunternehmens. Dann fuhr er mit einem Fahrstuhl ins Obergeschoß des Einkaufszentrums, wo er einen Münzfernsprecher fand. Das Taxi würde in zehn Minuten da sein.
    Inzwischen war die Dunkelheit hereingebrochen, die kühle, frühe Dunkelheit des Frühlings im Süden. Von einer Singles-Bar aus beobachtete er den Eingang zum Einkaufszentrum. Er war ganz sicher, daß ihm niemand durch die

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