Die Firma
verbracht hat, und er hat gesagt, mit nichts als Arbeit Hat einen Abend an einer Bar gesessen, aber das war's auch schon. Schwört, er hätte beide Nächte allein geschlafen.« De Vasher drückte auf einen Knopf an einem tragbaren Bandgerät.
»Aber er lügt. Dieses Gespräch wurde am 2. April um neun Uhr fünfzehn von dem Telefon im Schlafzimmer in Apartment A aus geführt.« Das Band lief an:
»Er ist unter der Dusche.« Erste Frauenstimme.
»Sind Sie okay?« Zweite Frauenstimme.
»Ja. Bestens. Er könnte nicht, selbst wenn er wollte.«
»Weshalb hat es so lange gedauert?«
»Er wollte nicht aufwachen.«
»Hat er was gemerkt?«
»Nein. Er erinnert sich an nichts. Ich glaube, er hat Kopfschmerzen.«
»Wie lange bleiben Sie noch dort?«
»Ich gebe ihm einen Abschiedskuß, wenn er aus dem Bad kommt. Zehn, vielleicht fünfzehn Minuten.«
»Okay. Beeilen Sie sich.«
DeVasher drückte auf einen weiteren Knopf und wanderte wieder herum. »Ich habe keine Ahnung, wer da gesprochen hat, und ich habe Avery auch nicht zur Rede gestellt. Noch nicht. Er macht mir Sorgen. Seine Frau hat die Scheidung eingereicht, und er hat sich nicht mehr unter Kontrolle. Ist ständig hinter irgendwelchen Frauen her. Das ist ein ziemlich schwerwiegender Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften, und ich nehme an, Lazarov wird an die Decke gehen.«
»Sie redete, als hätte er einen schweren Kater.«
»So hört es sich an.«
»Glauben Sie, daß sie Nachschlüssel hat machen lassen?«
DeVasher zuckte die Achseln und ließ sich auf seinem abgeschabten Ledersessel nieder. Seine Selbstsicherheit verschwand. »Es ist möglich, aber ich bezweifle es. Ich habe stundenlang darüber nachgedacht. Angenommen, es war eine Frau, die er in einer Bar aufgelesen hat, und sie haben sich betrunken, dann war es vermutlich spät, als sie ins Bett gingen.
Wie hätte sie mitten in der Nacht auf dieser winzigen Insel Nachschlüssel anfertigen lassen können? Ich kann mir das einfach nicht vorstellen.«
»Aber sie hatte eine Komplizin?« beharrte Locke.
»Ja, und darauf kann ich mir auch keinen Reim machen.
Vielleicht haben sie versucht, seine Brieftasche zu stehlen, und irgend etwas ist schiefgegangen. Er hat immer ein paar Tausender in Bargeld bei sich, und wer weiß, was er ihnen erzählt hat, betrunken wie er war. Vielleicht hatte sie vor, sich das Geld in der letzten Sekunde zu schnappen und dann abzuhauen. Sie hat es nicht getan. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat.«
»Keine weiteren Vermutungen?« fragte Lambert.
»In diesem Fall nicht. Ich stelle gern Vermutungen an, aber es wäre zu weit hergeholt, wenn ich vermuten würde, daß diese Frauen die Schlüssel an sich nahmen, es irgendwie schafften, mitten in der Nacht auf der Insel Nachschlüssel anfertigen zu lassen, ohne sein Wissen, und daß dann die erste wieder zu ihm ins Bett gekrochen ist. Und daß all das irgendwie mit McDeere zusammenhängt und seiner Benutzung des Kopierers im vierten Stock. Das ist einfach zuviel.«
»Das finde ich auch«, sagte Lambert.
»Was ist mit dem Lagerraum?« fragte Schwarzauge.
»An den habe ich auch gedacht, Nat. Er hat mir sogar schlaflose Nächte bereitet. Wenn sie sich für die Dokumente in dem Lagerraum interessiert hat, dann muß es eine Verbindung zu McDeere geben oder einem anderen, der dort herumschnüffelt. Und diese Verbindung kann ich nicht herstellen. Sagen wir, sie hat den Raum und die Unterlagen gefunden, was hätte sie mitten in der Nacht mit ihnen anfangen sollen, während Avery oben schlief?«
»Sie hätte sie lesen können.«
»Ja, es sind ja nur eine runde Million. Und vergessen Sie nicht, sie muß zusammen mit Avery getrunken haben, sonst wäre er mißtrauisch geworden. Also haben sie den Abend über getrunken und sind dann zusammen ins Bett gegangen. Sie wartet, bis er eingeschlafen ist, dann überkommt sie plötzlich das Verlangen, nach unten zu gehen und Kontoauszüge zu lesen. Das stimmt alles nicht, meine Herren.«
»Sie könnte fürs FBI arbeiten«, sagte Lambert.
»Könnte sie nicht.«
»Warum nicht?«
»Ganz einfach, Ollie. Das FBI würde das nicht tun, weil die Durchsuchung rechtswidrig und das Beweismaterial vor Gericht nicht zulässig wäre. Und es gibt einen noch viel besseren Grund.«
»Welchen?«
»Wenn sie zum FBI gehört hätte, hätte sie nicht das Telefon benutzt. Kein Profi hätte diesen Anruf gemacht. Ich glaube, sie war eine Taschendiebin.«
Die Taschendieb-Theorie wurde Lazarov erklärt, der
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