Die Firma
befugt, irgendetwas hier aufzuhängen.«
»Und wo steckt Ihr Boss?«
»Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich in irgendeiner Kneipe.«
Der Deputy nahm die Phantombilder wieder an sich, ging hinter den Tresen und heftete sie ans Schwarze Brett. Als er fertig war, stierte er auf Andy herunter und sagte: »Ich komme in zwei Stunden wieder. Wenn Sie die abnehmen, sind Sie dran wegen Behinderung der Polizei.«
Andy verzog keine Miene. »Damit kommen Sie nicht durch.
Sie haben mich deswegen einmal in Kansas drangekriegt, ich weiß also genau, wie das läuft.«
Die feisten Wangen des Deputy röteten sich, und er knirschte mit den Zähnen. »Sie sind wohl ein ganz Schlauer, wie?«
»Ja, Sir.«
»Wenn Sie die abmachen, dann verspreche ich Ihnen, daß ich Sie für irgendetwas in den Knast bringe.«
»Da bin ich schon öfters gewesen, und ich hab's überstanden.«
Auf dem Strip, nur ein paar Meter entfernt, blinkte Rotlicht und kreischten Sirenen, und der Deputy drehte sich um und beobachtete den Aufruhr. Er murmelte etwas und marschierte zur Tür hinaus. Andy warf die Phantombilder in den Papierkorb.
Er sah ein paar Minuten lang zu, wie die Streifenwagen den Strip entlangjagten, dann ging er über den Parkplatz zum Hintergebäude und klopfte an die Tür von Zimmer 38.
Er wartete und klopfte abermals.
»Wer ist da?« fragte eine Frau.
»Der Geschäftsführer«, erwiderte Andy, stolz auf seinen Titel.
Die Tür ging auf, und ein Mann, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Phantombild von Mitchell Y. McDeere hatte, kam heraus.
»Ja?« sagte er. »Was wollen Sie?«
Andy konnte sehen, daß er nervös war. »Eben waren die Bullen hier. Sie wissen, was ich meine?«
»Was wollten sie?« fragte der Mann unschuldig.
Ihren Kopf, dachte Andy. »Haben nur Fragen gestellt und Bilder vorgezeigt. Ich habe mir die Bilder angesehen.«
»Ach ja?« sagte er.
»Ziemlich gute Bilder«, sagte Andy.
Mr. McDeere starrte Andy durchbohrend an.
Andy sagte: »Der Bulle sagte, einer von ihnen wäre aus dem Gefängnis geflohen. Sie wissen, was ich meine? Ich war selbst im Gefängnis, und ich finde, jeder müßte von dort fliehen. Sie verstehen?«
Mr. McDeere lächelte, und es war ein ziemlich nervöses Lächeln. »Wie heißen Sie?«
»Andy.«
»Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor, Andy. Ich gebe Ihnen tausend Dollar jetzt, und morgen, wenn Sie dann immer noch nicht imstande sind, jemanden wiederzuerkennen, weitere tausend. Und übermorgen auch.«
Ein wunderbares Geschäft, dachte Andy, aber wenn Mr.
McDeere sich tausend Dollar pro Tag leisten konnte, dann konnte er bestimmt auch fünftausend aufbringen. Es war die Chance seines Lebens.
»Nein«, sagte Andy entschlossen. »Fünftausend pro Tag.«
Mr. McDeere zögerte keine Sekunde. »Abgemacht. Ich hole das Geld.« Er ging in das Zimmer und kehrte mit einem Stapel Banknoten zurück.
»Fünftausend pro Tag, Andy. Gilt der Handel?«
Andy nahm das Geld und schaute sich um. Er würde es später zählen. »Ich nehme an, Sie möchten, daß ich die Zimmermädchen fernhalte?«
»Gute Idee. Das wäre nett.«
»Weitere fünftausend«, sagte Andy.
Jetzt zögerte Mr. McDeere. »Okay, ich schlage Ihnen einen weiteren Handel vor. Morgen früh kommt ein Federal Express-Päckchen für Sam Fortune. Sie bringen es mir und halten die Zimmermädchen fern, und dafür bekommen Sie weitere fünftausend.«
»Geht nicht. Ich mache die Nachtschicht.«
»Okay, Andy. Wie wäre es, wenn Sie das ganze Wochenende rund um die Uhr arbeiten, die Mädchen fernhalten und mir mein Päckchen bringen würden? Wäre das zu machen?«
»Klar. Mein Boss ist ein Säufer. Er wäre heilfroh, wenn ich das Wochenende durcharbeite.«
»Wieviel Geld, Andy?«
Greif zu, dachte Andy. »Weitere zwanzigtausend.«
Mr. McDeere lächelte. »Sie gehören Ihnen.«
Andy grinste und steckte das Geld ein. Er ging wortlos davon, und Mitch kehrte in Zimmer 38 zurück.
»Wer war das?« wollte Ray wissen.
Mitch lächelte und schaute zwischen den Jalousien hindurch aus dem Fenster.
»Ich wußte, daß wir, um hier heil herauszukommen, auf einen glücklichen Zufall angewiesen sein würden. Und ich glaube, der ist uns gerade begegnet.«
38
Mr. Morolto trug einen schwarzen Anzug und eine rote Krawatte und saß am Kopfende des mit Kunststoff überzogenen Konferenztisches im Dunes Room des Best Western am Strip. Auf den zwanzig Stühlen, die um den Tisch herumstanden, saßen die besten und intelligentesten seiner
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