Die Firma
dem Namen Eddie Lomax aus Danesboro, Kentucky, ein. Er bezahlte in bar für ein Einzelzimmer mit Aussicht aufs Meer.
Im Telefonbuch von Panama City Beach waren drei Waffle Huts am Strip aufgeführt. Er lag quer auf dem Hotelbett und wählte die erste Nummer. Kein Glück. Er wählte die zweite Nummer und fragte abermals nach Eva Ainsworth. Einen Moment, wurde ihm gesagt. Er legte auf. Es war elf Uhr abends. Er hatte zwei Stunden geschlafen.
Das Taxi brauchte zwanzig Minuten, bis es am Holiday Inn vorfuhr, und der Fahrer begann langatmig zu erklären, daß er zuhause gewesen wäre und mit seiner Frau und seinen Kindern und seinen Verwandten die Reste vom Truthahn gegessen hätte, als die Vermittlung anrief; schließlich wäre Weihnachten und er hätte gehofft, bei seiner Familie bleiben zu können und wenigstens diesen einen Tag des Jahres nicht arbeiten zu müssen. Mitch warf ihm einen Zwanziger über die Lehne und bat ihn, den Mund zu halten.
»Was gibt es denn in der Waffle Hut?« fragte der Fahrer.
»Fahren Sie mich hin.«
»Waffeln, stimmt's?« Er lachte und murmelte vor sich hin. Er drehte am Radio und fand se i nen Lieblingssender, der Soul spielte. Er warf einen Blick in den Spiegel, schaute aus dem Fenster, pfiff ein bißchen, dann sagte er: »Was führt Sie zu Weihnachten hierher?«
»Ich suche jemanden.«
»Wen?«
»Eine Frau.«
»Tun wir das nicht alle? Eine spezielle Frau?«
»Eine alte Freundin.«
»Und die ist in der Waffle Hut?«
»Ich nehme es an.«
»Sind Sie ein Privatschnüffler oder so etwas ähnliches?«
»Nein.«
»Kommt mir aber ziemlich verdächtig vor.«
»Weshalb fahren Sie nicht einfach und halten den Mund?«
Die Waffle Hut war ein kleines, kastenähnliches Gebäude mit einem Dutzend Tischen und einem langen Tresen hinter dem Grill, wo alles vor aller Augen zubereitet wurde. Eine Wand neben den Tischen bestand aus großen Fenstern, so daß die Kunden auf den Strip und die Apartmenthäuser hinausschauen konnten, während sie ihre Waffeln mit Pekannüssen und Speck genossen. Der kleine Parkplatz war fast voll, und Mitch dirigierte den Fahrer zu einem freien Platz in der Nähe des Gebäudes.
»Steigen Sie aus?« fragte der Fahrer.
»Nein. Lassen Sie den Zähler laufen.«
»Mann, das ist irre.«
»Sie werden dafür bezahlt.«
»Das will ich hoffen.«
Mitch beugte sich vor und stützte die Arme auf die Lehne des Vordersitzes. Der Taxameter klickte leise, während er die Kunden drinnen musterte. Der Fahrer schüttelte den Kopf und sackte in seinem Sitz zusammen, schaute aus Neugierde aber gleichfalls in das Lokal.
In der Ecke neben dem Zigarettenautomaten stand ein Tisch, an dem fette Touristen mit langen Hemden, weißen Beinen und schwarzen Socken saßen, Kaffee tranken und alle gleichzeitig redeten, während sie die Speisekarte lasen. Der Anführer, ein Mann mit einem offenen Hemd, einer schweren Goldkette auf der behaarten Brust, dicken grauen Koteletten und einer Baseballmütze ließ den Blick auf der Suche nach einer Kellnerin wiederholt zum Grill schweifen.
»Sehen Sie sie?« fragte der Fahrer.
Mitch sagte nichts, beugte sich vor und runzelte die Stirn. Sie erschien aus dem Nirgendwo und stand mit Kugelschreiber und Bestellblock an dem Tisch. Der Anführer sagte etwas Komisches, und die fetten Leute lachten. Sie lächelte nicht, sondern wartete weiter. Sie war zerbrechlich und viel magerer.
Fast zu mager. Die schwarzweiße Uniform paßte genau und zwängte die schmale Taille ein. Das graue Haar war straff zurückgekämmt und unter der Waffle Hut-Haube versteckt. Sie war einundfünfzig und sah, von ferne betrachtet, so alt aus, wie sie war. Nicht älter. Sie schien auf Draht zu sein. Als sie die Bestellung notiert hatte, riß sie ihnen die Speisekarten aus den Händen und sagte etwas Höfliches, lächelte beinahe und verschwand dann. Sie bewegte sich flink zwischen den Tischen umher, schenkte Kaffee ein, händigte Ketchupflaschen aus und gab Bestellungen an den Koch weiter.
Mitch entspannte sich. Das Taxameter klickte leise.
»Ist sie das?« fragte der Fahrer.
»Ja.«
»Und was jetzt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Nun, wir haben sie gefunden, stimmt's?«
Mitch folgte ihr mit den Augen und sagte nichts. Sie schenkte einem Mann, der allein an e i nem Tisch saß, Kaffee ein. Er sagte etwas, und sie lächelte. Ein wundervolles, anmutiges Lächeln. Ein Lächeln, das er im Dunkeln tausend Mal gesehen hatte. Das Lächeln seiner Mutter.
Ein leichter Sprühregen setzte
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